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Helm ab zum Sterben!
Franz Schmid
Pattaya ist eine betriebsame Stadt. Geschäftiges Treiben herrscht die ganze
Woche über; jeder will so schnell wie möglich von Punkt A zu Punkt B gelangen.
Die Motorradfahrer der Stadt sind da keine Ausnahme. Manche haben noch nicht
einmal die Zeit, ihren Helm an ihrem Kopf festzuzurren. Ist man als
motorisierter Verkehrsteilnehmer unterwegs, fällt dieses auf, wenn man genau
hinschaut, was da so alles auf der Straße liegt: Badelatschen, Regenschirme,
Handschuhe und natürlich Motorradhelme, die während der Fahrt verloren wurden.
Dass sie liegen bleiben, liegt wohl daran, dass die Fahrer keine Zeit haben, sie
aufzulesen. Dabei ist es doch seit einiger Zeit Pflicht, einen Helm zu tragen.
Darin wird man immer erinnert, wenn die Polizei (meist kurz vor Ultimo) an
strategisch günstigen Stellen steht und darüber wacht, dass diese Vorschrift
auch eingehalten wird. Die Polizei treibt nicht nur die zu erwartende Auffüllung
der Stadtkasse auf die Straße, sondern auch die Sorge vor lebensbedrohlichen
Verletzungen bei Verkehrsunfällen. Wie jeder weiß, ist ein Motorradfahrer
gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern (außer Fußgängern) sehr großen Gefahren
ausgesetzt, da 1. das Motorrad keine Knautschzone hat, 2. er Hindernissen nicht
so gut ausweichen kann wie ein schnelles Auto, 3. er aufgrund seiner Größe
leicht übersehen werden kann, und 4. seine Geschwindigkeit leicht unterschätzt
werden kann.
Bei näherer Betrachtung dieser Problematik, warum die Helme einfach auf der
Straße liegen bleiben, kann man aber auch zu anderen Schlüssen kommen. Beim
Tragen eines Helmes ist vor allem auf eine gute Passform zu achten. Der Helm
sollte fest sitzen, aber nicht drücken, und das Befestigungsband sollte nicht
den Hals einschnüren, da es dann zu Atembeschwerden kommen kann. Motorradtaxis
zum Beispiel liegen in der Pflicht, für ihre Passagiere einen Helm zur Verfügung
zu stellen. Und da beginnen die Schwierigkeiten! Denn welcher Motorradfahrer hat
schon für alle unterschiedlichen Kopfformen einen Helm parat?
Not macht erfinderisch, und so wird eben der Helm nur leicht übergestülpt, mit
einer Hand festgehalten und ab geht die verwegene Fahrt, denn Zeit ist Geld.
Kommt Sturm auf oder die Fahrt ist so rasant geworden, dass der Passagier oder
auch der Fahrer selbst, sich mit beiden Händen am Motorrad festhalten muss, ist
es geschehen: der Helm kullert auf die Straße, ärgerliches Hupen ist die Folge.
Ein Helm kann sehr wohl in eine Autoscheibe knallen oder anderes Unbill
verursachen. Das Hupen ist also mehr als gerechtfertigt. Bei dem dichten Verkehr
ist Anhalten nun unmöglich, der Helm wird als uneinbringbar abgeschrieben.
Merkwürdigerweise haben Helme dieser Art eine ziemlich unauffällige Farbe, die
ins Graue tendiert und auf einen Billigimport aus China schließen lässt.
Inwieweit diese Helme dann von einem anderen Motorradtaxifahrer aufgelesen
werden, lässt sich schwer abschätzen. Aber es hat den Anschein, als sei hier
eine Art Rotation der Besitzverhältnisse im Gang (achten Sie auf die Farbe des
Helms, wenn Sie nächstes Mal ein Motorrad besteigen). Aber vielleicht sind meine
Annahmen nur reine Spekulation, denn was wissen wir schon vom unergründlichen
Asien?
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