Hehre Absichten – sind sie aber durchführbar?

Franz Schmid

Reis ist das Hauptnahrungsmittel in Thailand. Vor dem Hintergrund weltweit steigender Lebensmittel-preise, Missernten in einigen Reis anbauenden Ländern und einer dadurch hervorgerufenen höheren Nachfrage haben sich die Reispreise seit Dezember letzten Jahres verdreifacht. Einige Länder (darunter Indien und Vietnam) haben ihren Reisexport gedrosselt, um die eigene Versorgung sicher zu stellen. Die Unruhe auf dem Reismarkt bekommen die Verbraucher zu spüren, zeitweise wurde der Verkauf von Reis hierzulande rationiert, um Hamsterkäufen vorzubeugen. Der Reisverkauf ist in Thailand Staatsmonopol. Das heißt, die Regierung kauft zu Festpreisen den Reis auf, der Export ist lizenzpflichtig. Die kleinen Reisbauern bilden das Rückgrat der Produktion und sind meist auch Eigentümer des bebauten Landes.
Der derzeitige Premierminister Thailands hat nun angeregt, ein Reis-Kartell nach Vorbild der OPEC (Oil and Petrol Exporting Countries) zu gründen, nämlich die Organisation Reis exportierender Länder (OREC). Dabei steht anscheinend nicht so sehr die Sorge um die Einkünfte der Reisbauern im Vordergrund, sondern die Sorge um eine negative Handelsbilanz. Ein Sprecher des Handelsministeriums drückte es gleich ganz drastisch aus, wobei er es bei dieser Gelegenheit auch nicht versäumte, Thailand ins rechte Licht zu rücken und einige volkswirtschaftliche Lehren zu erteilen: „Obwohl wir das Nahrungsmittel-Zentrum der Welt sind, haben wir wenig Einfluss auf die Preise.“ Thailand müsse teures Öl importieren und billigen Reis exportieren, was unfair sei. Bei einigen Beobachtern ist dies so gedeutet worden, als wolle (oder solle) das Reis-Kartell die Preise an den Ölpreis koppeln, was natürlich eine Torheit wäre. Im Vordergrund der Bedenken stand aber zu allererst, eine kleine Gruppe könne den Verbrauch an Reis der weltweit insgesamt drei Milliarden Menschen monopolisieren, die sich mehr oder weniger hauptsächlich von Reis ernähren. Inzwischen hat Thailand seine Haltung modifiziert. Im Vordergrund eines solchen Reis-Kartells stünden Verbesserung der landwirtschaftlichen Anbaumethoden, Weitergabe von Technologien sowie Markt- und Preisinformationen.
Das hört sich alles ganz gut an, doch die Praxis hat gezeigt, dass Kartelle ihre Marktstellung ausnutzen und zum Teil missbrauchen. Die OPEC hat es nicht zustande gebracht, die Preise für Treibstoffe unter Kontrolle zu halten. Die Kräfte des Marktes sind stärker, letztendlich entscheiden Angebot und Nachfrage. Und es gibt noch einen weiteren Grund für das Scheitern eines so genannten Reis-Kartells. Millionen von Bauern pflanzen Reis auf relativ kleinen Flächen, im Durchschnitt etwa zwei oder drei Hektar. Diese alle unter einen Hut zu bringen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Die wohl einzige Möglichkeit der Reisknappheit zu entgegen, ist eine Ausweitung der Anbauflächen, wobei aber gesichert sein müsste, dass die Bauern auch ein ordentliches Auskommen vom Ertrag ihrer Arbeit haben. Ein Reis-Kartell ist dazu nicht in der Lage. Und so wird wohl diese auf den ersten Blick überzeugende Idee sang- und klanglos begraben werden.