Kurz vorgestellt
 

Frauen bei Rotary – eine selten erzählte Geschichte

Norm Winterbottom

Das ursprüngliche Abhängigkeitsverhältnis der Frauen in westlichen Staaten änderte sich drastisch mit dem 2. Weltkrieg, als Frauen Posten übernehmen mussten, die vorher nur Männern vorbehalten gewesen waren. Dieser Wechsel in der Gesellschaft nahm mit dem Wachsen der Feministischen Bewegung in den 1960ern und 1970ern Jahren noch weiter zu.
Während siebzig Jahren Rotary gab es immer wieder Debatten, ob Frauen in Rotary Clubs aufgenommen werden dürften, obwohl man in der ersten Konstitution des Rotary Chicago Clubs Nr. 1, die im Januar 1906 angenommen wurde, keine Einschränkung des Geschlechts findet. Darin wird immer nur die „Person“ angesprochen.
In Wahrheit gab es bereits 1911 einen Frauen-Rotary-Club in Minneapolis, ein anderer existierte zwischen 1911 und 1917 in Duluth, Minnesota, beide in Frieden neben den männlichen Rotary-Clubs. Der erste Club traf sich an jedem zweiten und vierten Dienstag im Monat, während der zweite Club seine Sitzungen immer am ersten und am letzten Donnerstag hatte.

Rotary-Präsidenten im Jahre 1912 – damals nur Männer.

Im Jahr 1912 diskutierten die Vorstandsmitglieder des Rotary-Clubs von Belfast, Nord-Irland, ob es ratsam sei, Frauen als Mitglieder zu wählen oder ihnen den Zutritt zu den wöchentlichen Sitzungen zu gestatten. Die Sitzungsprotokolle aus dieser Zeit zeigen, dass der Vorstand diese Idee nicht befürwortete. In demselben Jahr sprach Ida Buell vom Frauen-Rotary-Club in Duluth vor der Regionalversammlung in Duluth und suchte Unterstützung für die Gründung von Frauen-Clubs. Die Versammlung diskutierte Ida Buells Idee und verwarf sie. Die Vorstände des Rotary International von 1914–1915 und 1915–1916 lehnten zusätzliche Frauen-Clubs ebenfalls ab; der Vorstand 1916–1917 erhob keine Einwände gegen ihre Gründung. Im Jahr 1918 verweigerte der Vorstand den weiblichen Clubs jedoch wieder die Anerkennung.
Die Versammlung in Edinburgh, Schottland, formulierte im Jahr 1921 die Standard-Club-Verfassung. Darin heißt es in Artikel 2, Abschnitt 3: „Ein Rotary-Club besteht aus Männern, ...“ Im Mai desselben Jahres berief Alwilda F Harvey, die Frau des Club-Präsidenten von Chicago, eine Sitzung von 59 Frauen ein, die einen Club „Rotary-Frauen“ gründeten. Der Vorstand von Rotary International erhob gegen diesen Namen Widerspruch, so dass er schließlich in „Die Frauen des Rotary-Clubs in Chicago“ geändert wurde.
In England war es der Manchester-Club, der am 15. Mai 1923 „die Gründung eines Frauen-Rotary-Clubs in Manchester“ vorschlug. Die Initiative wurde abgelehnt, stattdessen wurde der erste „Inner-Wheel-Club“ (etwa die Radnabe, das Innere des Rades) gegründet, dessen erste Vorsitzende Margarette Golding war. Im Jahr 1940 nahm Edwina Yearian Nicholls an mehreren Sitzungen des Rotary-Clubs von Salmon, Idaho, teil, nachdem sie die Ford-Vertretung ihres Mannes übernommen hatte. Sie wurde aber nie Mitglied. Auf der Zusammenkunft von Detroit im Jahre 1950 schlug der Club aus dem indischen Ahmedabad vor, das Wort „Männer“ aus dem Artikel 3 der Standard-Verfassung zu streichen. Er erntete lautstarke Proteste. Zwischen 1964 und 1977 gab es eine Reihe weiterer Vorstöße, Frauen in Rotary-Clubs zuzulassen.
Die Würfel fielen schließlich in einem Club in einer kleinen Stadt in Kalifornien. Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens nahm der Club von Duarte am 1. Juni 1977 Mary Lou Elliott and Donna Bogart als Mitglieder auf, kurz darauf folgte Rosemary Freitag. Die Reaktion des Vorstandes von Rotary International war vorherzusehen: am 27. März 1978 wurde dem Club die Anerkennung entzogen. Dieser nannte sich fortan „Ex-Rotary-Club von Duarte“ und strengte eine Klage vor dem Landesgerichtshof gegen die Entscheidung des Rotary-Vorstandes an. Erst 1983 entschied der Richter Max Deutz über den Antrag, und zwar gegen den Club von Duarte. Der Club legte 1986 Widerspruch gegen diese Entscheidung beim Berufungs-Gericht von Kalifornien ein; das Urteil des Richters Deutz wurde aufgehoben. Der Vorstand von Rotary International wandte sich daraufhin an den Obersten Gerichtshof von Kalifornien und, als dieser über den Fall nicht entscheiden wollte, in demselben Jahr an das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten.
Im Jahr hielt Carl E Swenson, der Präsident des Distriktes D-5030, die Gründung eines neuen Rotary-Clubs in Seattle für notwendig und berief dazu Lloyd Hara als seinen Bevollmächtigten. Der vorläufige Club von Seattle ließ in seinem Verfassungsantrag alle Hinweise auf das Geschlecht seiner Mitglieder weg. Der Antrag wurde daraufhin von Rotary International abgelehnt. Der neue Antrag, nun mit den Worten „Männer“ und „männlich“, wurde am 18. September 1984 angenommen. Der Club von Seattle schlug der Versammlung von 1986 die Annahme einer Resolution vor, in der auch Frauen zugelassen wurden. Wieder wurde die Resolution mehrheitlich abgelehnt. Trotzdem nahm der Club am 4. September 1986 15 Frauen als Mitglieder auf. Schon am 17. September reagierte Generalsekretär Philip H. Lindsey mit einem scharfen Brief, in dem er darauf hinwies, dass der Club keine Frauen aufnehmen dürfe und ihm den Entzug seiner Mitgliedschaft in Rotary International androhte. Im Januar 1987 unterstützte der Club von Seattle in einem Brief an das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten das Anliegen des Clubs von Duarte; in demselben Jahr stellte der Club Nr. 3 von Oakland in einem Schreiben an den Generalsekretär von Rotary International die gegenüber dem Club von Duarte ausgesprochene Aberkennung seiner Mitgliedschaft in Frage.
Am 30. März 1987 gab es beim Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten eine Anhörung des Vorstandes von Rotary International gegen die Entscheidung des Berufungsgerichts von Kalifornien. Am 4. Mai stimmte der Gerichtshof der Entscheidung des Berufungsgerichtes einstimmig zu. Der Gerichtshof stellte fest, dass der Club von Duarte keines seiner Mitglieder aus Gründen des Geschlechtes diskriminieren dürfe. Der Club von Duarte hatte das letzte Wort in dieser Angelegenheit, als am 23. Juni 1987 Dr. Sylvia Whitlock von Dr. Kim K. Siu als erste Club-Präsidentin in ihr Amt eingeführt wurde. Im Januar 1989 beschloss die Gesetzgebende Versammlung, die Verfassung und die Folgegesetze von Rotary International so zu ändern, dass auch Frauen in den Club aufgenommen werden können. Am 1. Juli1995 wurde Mimi Altman vom Club von Deerfield, Illinois im Distrikt D-6440 die erste Distrikt-Gouverneurin. Ihr folgten Gilda Chirafisi (D-7230), Janet Holland (D-5790), Riba I Lovrein (D-5220), Virginia B Nordby (D-6380), Donna J Rapp (D-6310), Ann Robertson (D-6710) und Olive P Scott (D-7190).