Dies ist nur die Spitze des Eisbergs
Franz Schmid
Im Monat Mai können die Strafverfolgungsbehörden auf einen ungewöhnlichen
Rekord zurück blicken. Eine Reihe von Pädophilen konnte in Pattaya verhaftet
werden, als da waren: ein 59-jähriger Italiener, ein 67-jähriger Deutscher, zwei
Engländer, ein Amerikaner, ein Japaner und ein 49-jähriger Niederländer. Obwohl
sich die Aktivitäten vieler Pädophiler in die wirtschaftlich nicht so gut
dastehenden Nachbarländer verlagert haben, zeigt dies, dass Kinderschänderei in
Thailand leider noch immer gegenwärtig ist.
Die Stadt versucht seit langem, diesem Problem Herr zu werden. Gut in Erinnerung
ist noch eine Kampagne gegen Pädophile und Ausbeutung von Kindern im Jahre 2003,
bei der mit Plakaten, Aufklebern und Flugzetteln die Öffentlichkeit aufgerufen
wurde, bei der Bekämpfung dieser scheußlichen Verbrechen mitzuhelfen. Es ist
schade, dass diese Kampagne nicht weiter geführt wurde. Öffentlichkeitsarbeit
ist ein guter Weg, die Menschen weiter zu bitten, aufmerksam zu bleiben und
Verdächtiges den Behörden zu melden. Leider wissen allerdings viele von solchen
Untaten – auch Europäer – schweigen aber, weil sie sich „nicht einmischen
wollen“.
Der Erfolg der Behörden ist auf ein gewandeltes Umfeld bei der
Verbrechensbekämpfung zurück zu führen. Vor einigen Jahren war Thailand noch ein
„Paradies“ für Kriminelle aller Art, die hier hofften, der Strafverfolgung durch
die heimatliche Justiz zu entgehen. Pattaya stand in dem Ruf, ein Rückzugsgebiet
für diese Leute zu sein. Das ist heute anders. Thailand, insbesondere Pattaya,
ist um seinen guten Ruf besorgt. Das führte zu einer engeren Zusammenarbeit mit
Justizbehörden in der ganzen Welt, unter anderem auch mit dem Bundeskriminalamt.
Dazu kommen wirkungsvollere Fahndungsmethoden durch verbesserte
Sicherheitssysteme und computerisierte Datenerfassung bei Ein- und Ausreise.
Oftmals führen Profilanalysen dieser Daten zur Festnahme, auch wenn in Thailand
gegen eine bestimmte Person im Moment nichts vorliegt. Auf Initiative der
Bundesregierung und des BKA wird sexueller Kindesmissbrauch und die Verbreitung
kinderpornografischen Materials durch Deutsche intensiv bekämpft; Täter werden
in beiden Ländern zur Rechenschaft gezogen. Sextouristen sind in Thailand
offiziell unerwünscht, und wer mit Minderjährigen im Bett erwischt wird, hat
nichts mehr zu lachen: Ihm drohen jahrelange Gefängnisstrafen und Abschiebung.
Die von der deutschen Botschaft aus tätigen Beamten des BKA sind allerdings auf
die Mithilfe der lokalen Polizei angewiesen, da es deutschen Polizisten nicht
gestattet ist, auf eigene Faust in Thailand zu ermitteln. Aufgrund weit
verbreitet Korruption scheiterten in der Vergangenheit jedoch häufig
Fahndungserfolge. Dies scheint sich jetzt geändert zu haben. Die Häufung der
Festnahmen in den letzten Wochen lassen vielleicht darauf schließen, dass auch
bei den örtlichen Behörden der Wille zu einer kompromisslosen Bekämpfung dieser
Verbrechen gewachsen ist. Die Festnahmen scheinen nur die Spitze eines Eisberges
zu sein.
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