Sanfter Tourismus
und die raue Wirklichkeit
Franz Schmid
Immer wieder ist auch in Pattaya vom „sanften Tourismus“ die Rede. Erst
kürzlich hatte der Stadtrat sich darauf geeinigt, bei der Verwaltung zur
Förderung von Sonderzonen (DSAAO) zu beantragen, dass Pattaya zu einer
Sonderzone für die Langzeitförderung im Tourismusbereich erklärt wird.
Auf den ersten Blick möchte man meinen, hier gehe es darum, die Stadt grüner zu
machen und eine Verkehrsberuhigung herbei zu führen. Doch in Wirklichkeit geht
es wieder um ein gigantisches Projekt in Südpattaya, das den Bau einer Straße
zur Meeresseite an der Walking Street, eines neuen Einkaufzentrums und eines
Mehrzweckfeldes vorsieht. Für diese ungebremste Bauwut will man auch noch
Zuschüsse von Regierungsseite erhalten.
In Zeiten steigender Benzinpreise und zunehmender Motorisierung wäre es
vielleicht angebracht, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und sich auf
Möglichkeiten zu besinnen, wie man die Stadt verkehrstechnisch freundlicher
gestalten kann. Viele Arbeiter und kleine Angestellte mit geringem Einkommen
spüren die Last, die ihnen die Transportkosten auferlegen. Mit Sicherheit würden
die meisten davon auf andere Transportmöglichkeiten wie zum Beispiel Fahrrad
umsteigen. Fahrrad fahren ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch gesund.
Die eingesparten Kosten würden sich positiv auf die Rechnung des Landes für
Ölimporte auswirken.
Aber ist dies in Pattaya möglich? Mit Sicherheit nicht! Schon die Fahrt mit
einem Motorrad ist sehr gefährlich; wer mit dem Fahrrad fährt, muss lebensmüde
sein. Selbst von Kurzstrecken ist abzuraten, da die Verkehrsdisziplin in Pattaya
sehr zu wünschen übrig lässt. Manche sagen, es gibt sie überhaupt nicht.
Jedermann weiß, wie schwierig es ist, als Fußgänger eine Straße zu überqueren.
Da kommen die Motorräder auch schon mal entgegengesetzt der Fahrtrichtung
angebraust, oft sogar auf dem Gehweg, aber vorschriftsmäßig mit Beleuchtung und
Gehupe. Ein Großteil der Straßen ist in katastrophalem Zustand, Schlaglöcher
allerorten, die Luft von Abgasen verpestet.
Zum sanften Tourismus gehört das Fahrrad, selbstverständlich auch eine saubere
Umwelt. Statt in Großprojekte zu investieren, aus denen nur einige wenige ihren
Profit ziehen, sollte man sich gezielt daran machen, etwas zu planen, das der
Allgemeinheit zugute kommt. Per Definition gehören zum sanften Tourismus
folgende Bereiche: Radtourismus, Wandertourismus, Gesundheitstourismus,
Ökotourismus und Kulturtourismus. Welche dieser Tourismusarten ist in Pattaya
vertreten? Die Antwort überlasse ich dem geneigten Leser.
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