Schwulenhochzeit macht
Schlagzeilen in Chiang Mai
Chiang Mai Mail. Am Freitag, den 15. August, fand im Holiday Inn
Hotel in Chiang Mai ein ganz besonderer Event statt. Zwei Männer gaben sich
vor rund 150 Gästen das „Ja-Wort“ bei einer thailändischen Zeremonie. So
etwas hatte, zumindest in Chiang Mai, noch nie stattgefunden.
Die beiden glücklichen Brautleute waren LSVD Mitglied Dirk
Weeber-Arayatumsopon und sein Lebenspartner Wuttipong Arayatumsopon. Beide
hatten auf den Tag genau vor fünf Jahren ihre Lebenspartnerschaft in der
Kreisverwaltung Ludwigshafen am Rhein im Sitzungssaal der Ausländerbehörde
begründet. Da sich aber Probleme bei einer kirchlichen Segnung des Paares
durch die damals noch uneinige protestantische Kirche ergaben, holten beide
ihre zeremonielle Hochzeit in Thailand nach.
Aber nicht nur ein tolles Fest wurde geboten mit allem was das Herz begehrt,
sondern wie sollte es anders sein, konnte Dirk wieder einmal seine
politischen Neigungen und seinen Willen, anderen Menschen zu helfen, nicht
verbergen. Khun Nattee, Vorsitzender der politischen Partei der
Homosexuellen Bewegung in Thailand, war als Ehrengast und Redner zur
Veranstaltung eingeladen worden. Zusammen mit Dirk, der viele Jahre in
verschiedenen Ehrenämtern bei der CDU in Deutschland, sowohl in der
Kommunal- als auch auf Landes- und Bundesebene politisch wirkte, wurde durch
die politischen Vertreter der Homosexuellenbewegung Thailands ein
Gesetzesentwurf erarbeitet. Dieser wurde nun während einer Pressekonferenz,
die vor der Hochzeitszeremonie abgehalten wurde, als Unterschriftenaktion
der Öffentlichkeit vorgestellt.
Dirk
(links) und Wuttipong geben sich zum zweiten Mal bei einer traditionellen
thailändischen Feier das Jawort.
20.000 Unterschriften schon würden genügend Druck auf die Regierung
auszuüben, sich entsprechend mit der Angelegenheit auseinandersetzen zu
müssen, wurde mitgeteilt.
Anders als in Deutschland aber genügt die Angabe eines Namens und einer
Adresse bei einer Unterschriftenaktion nicht. In Thailand muss man
zusätzlich noch die Nummer seines Personalausweises in die
Unterschriftenliste einfügen, um sie authentisch zu machen, wie der
Vorsitzende der politischen Homosexuellenbewegung Thailands, Khun Nattee,
den thailändischen Pressevertretern, die zahlreich zur Veranstaltung
erschienen waren, mitteilte.
Dirk Weeber-Arayatumsopon, zu seiner Vergangenheit durch Pressevertreter
befragt, sagte, dass er nicht nur einige Zeit stellvertretender
Bundesvorsitzender der kleineren CDU Jugendorganisation Junge
Arbeitnehmerschaft (heute Junge CDA) gewesen war, sondern auch rund zwei
Jahre als Pressesprecher der Lesben und Schwulen in der Union in
Rheinland-Pfalz mitgearbeitet und geholfen hatte, dort einen Landesverband
dieser Organisation zu gründen.
Dirk ist inzwischen mit seinem Lebenspartner Wuttipong ganz nach Thailand
ausgewandert, um dort für die von beiden im Jahre 2005 gegründete
gemeinnützige Menschenrechtsorganisation Thailandfreunde e.V. für soziale
Kinder-Hilfsprojekte zu wirken. Prinzessin Maja von Hohenzollern, die als
Botschafterin wirkt und Preisträgerin der Organisation der Thailandfreunde
des Jahres national und international 2008 ist, kümmert sich wie das
glückliche Paar um Opfer von Kinderprostitution, um Opfer, die Brutalität
und Misshandlung nur knapp entkamen, aber auch um Aids-Waisen und
Burmaflüchtlingskinder.
Auf die Frage, warum die beiden ihre Beziehung in Thailand so öffentlich
machen würden, antworteten sie den Journalisten, dass die Zeit reif für ein
Umdenken sei. „Homosexuelle Menschen werden hier zwar irgendwie akzeptiert,
aber hinter vorgehaltener Hand gibt es nach wie vor Diskriminierung. Auch in
der Medienwelt Thailands werden homosexuelle Menschen stets als Clowns und
Suppenkaspers dargestellt. Homosexuelle Menschen haben nur eine andere
sexuelle Präferenz, die durch die Schöpfung selbst entstanden ist. Man kann
dies weder als Abnormalität noch Verrücktheit bezeichnen, und wir wollen
dieser Diskriminierung entgegenwirken. Ähnlich wie Deutschland in den späten
80er und frühen 90er Jahren muss auch Thailand nun erkennen, dass es einer
modernen und toleranten Gesellschaft hinterherhinkt“, sagten Dirk und
Wuttipong zum Abschluss der Pressekonferenz, bevor sie sich ebenfalls in die
Feier stürzten.
Im Moment sind die beiden in Kuala Lumpur auf Hochzeitsreise.
Das Brautpaar (Mitte) mit Verwandten und Freunden.
Baby überlebt Schießerei vor Kaufhaus wie durch ein Wunder
Kugel schlug im Gurt des Kindersitzes ein
Vater des Babys
Lala (Isobel) wurde vor dem Kaufhaus Carrefour am Dienstag, den 19. August,
angeschossen, aber macht bei der Erholung größere Fortschritte als Nee,
meine Frau, und ich.
Das
Baby, das die Schießerei vor dem Carrefour wie durch ein Wunder überlebte.
Wir hatten gerade den Ausgang von Carrefour zum Superhighway kurz vor 15 Uhr
am Dienstagnachmittag verlassen, als das Rückfenster meines Autos zerbarst.
Meine Frau und ich sahen uns voller Schrecken um. Ich bemerkte ein kleines
rundes Loch unten im Fenster und rief: „Wir sind beschossen worden!“ Wir
guckten nach der weinenden Lala, aber sie schien in Ordnung zu sein. Nee
versuchte sie zu trösten, als plötzlich Blutflecke die linke Seite ihrer
Kleidung färbten. Das war mit Sicherheit der schlimmste Augenblick in
unserer beider Leben. Ein Motorradfahrer, der gesehen hatte, wie sich einige
Leute untereinander beschossen, hielt an und sprang in den Wagen, um uns zum
nächsten Krankenhaus zu führen. Keiner von uns konnte zu dieser Zeit einen
klaren Gedanken fassen.
Wir fuhren direkt in das McCormick Krankenhaus, wo Lala in die
Notfallaufnahme eingeliefert wurde. Wir hatten keinen Zutritt, aber ein paar
Schwestern, die mit Tränen herauskamen, machten es für uns noch schlimmer.
Ich rief den britischen Konsul an. Er kam sofort und half uns bei der
Übersetzung. Nee und ich waren am Boden zerstört. Überall war die Presse,
machte Videos und Photos, aber das half uns auch nicht.
Der Arzt erklärte uns, man habe erste Röntgenaufnahmen gemacht, konnte aber
keine Kugel finden. Vielleicht war diese im Rücken. Nach weiteren
Röntgenuntersuchungen konnte man immer noch nichts finden. Er erklärte, er
hätte bei einem Kugeleinschlag ein rundes Loch erwartet, aber Lala hätte
eine zwei Zentimeter tiefe Schnittwunde, in der sich Plastikteile befinden.
Ich schlug vor, zum Auto zu gehen. Dort war offensichtlich eine Kugel in den
Haltegurt des Kindersitzes eingeschlagen. Später bestätigte die Polizei, es
handle sich um eine 9-mm-Kugel.
Das medizinische Personal bezeichnete dies als ein Wunder, dass der
Haltegurt die Kugel, die von links nach rechts in Brustnähe flog, gestoppt
habe und unser Baby fast getötet hätte. Lala wurde genäht und gestern aus
dem Krankenhaus entlassen – es scheint ihr gut zu gehen. Nee und ich jedoch
kämpfen wirklich gegen die Vorstellung an, dass wir sie beinahe verloren
hätten.
Sowohl die örtliche Polizei als auch die Touristenpolizei untersuchen den
Vorfall. Jeder, der dazu sachdienliche Hinweise hat, wende sich bitte an das
Britische Konsulat, das weiß, dass ein Baby in Chiang Mai angeschossen
wurde.
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