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Tourismus in der Krise
Franz Schmid
Die aktuellen Verlautbarungen der Thailändischen Tourismusbehörde lassen für
die kommende Saison nichts Gutes ahnen. In der Nebensaison, in der die
Besucherzahlen sowieso nicht so stark sind, gab es einen geschätzten Rückgang
zwischen 20 und 30 Prozent.
Seit dem 26. August bot sich ein bizarres Bild: Flughafenblockaden,
Eisenbahnstreiks, Massenproteste, zahlreiche Verletzte und bisher ein Toter bei
nächtlichen Straßenschlachten haben Reiselustige abgehalten, ihren Urlaub in
Thailand zu buchen. Dazu kommen ein belagerter Regierungssitz, ein ausgerufener
Ausnahmezustand, der von niemandem beachtet wird, und ein Premierminister, der
von seinem Amtssitz durch Demonstranten ausgesperrt ist und die
Kabinettssitzungen außerhalb der Hauptstadt abhalten muss. Dies führte zu einem
Vertrauensschwund in die thailändische Währung und zu einem Index-Tiefstand der
thailändischen Börse, den man zum letzten Mal vor 19 Monaten gesehen hat.
Zwölf Prozent des thailändischen Bruttosozialprodukts werden durch den Tourismus
erwirtschaftet. Nehmen die politischen Unruhen kein Ende, so halten manche
Marktbeobachter sogar einen Rückgang von 80 Prozent der Touristenzahlen in der
Hauptsaison für möglich. Einige Länder, darunter Korea, haben ihre Bürger
bereits vor Reisen nach Thailand gewarnt. Auf die Tourismusindustrie kommen also
schwere Zeiten zu.
Weltweit sind die Energie- und Lebenshaltungskosten gestiegen, das Geld sitzt
nicht mehr so locker wie vor ein paar Jahren. Und wenn sparen angesagt ist,
versucht man an nicht unbedingt notwendigen Dingen zu sparen. Dazu zählt mit
Sicherheit das Reisen. Wenn man verreist, will man in ein sicheres Land reisen.
Eine Regierung mit Autoritätsschwund sowie Gerüchte über Militärputsche lassen
vor allem Familien mit Kindern vorsichtig werden. Da hilft auch eine Umfrage
nicht, die vor kurzem von einem deutschen Reisemagazin bei über 1.000 Reisebüros
durchgeführt wurde. Thailand ist demnach das beliebteste Fernreiseziel und hat
auch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Ob diese Erkenntnisse den Tourismus
tatsächlich ankurbeln können, ist mehr als fraglich.
Die Geschäftswelt sieht die Problematik pragmatisch. Wenn es nicht binnen kurzer
Zeit zu einer schnellen politischen Lösung kommt, wird das Vertrauen in das
Reiseland Thailand weiteren Schaden nehmen.
Also ist die Politik gefordert. Thailand ist insgesamt gesehen von einem
florierenden Tourismus nicht unbedingt abhängig, jedoch die Touristenzentren,
deren Haupteinnahmequelle die zahlenden Gäste und Langzeiturlauber sind. Die
Folgen des Tsunami hat die Touristenindustrie gut bewältigt, die Urlauber sind
wieder gekommen. Ein spürbarer Einbruch der Touristenzahlen in der Hauptsaison
durch die politischen Unruhen würde manche vom Tourismus abhängige Unternehmen,
vor allem Kleinunternehmen, in Existenzschwierigkeiten bringen. Thailand ist
nach wie vor ein sicheres Reiseziel, aber stabile politische Verhältnisse würden
es noch sicherer machen.
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