Joey Kelly - ein Mann mit Extremen und ohne Grenzen

Michael Albers
Teil 2
Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Musiker ist Joey Kelly inzwischen regelmäßig bei Extremsport-Veranstaltungen mit von der Partie. Marathon, Triathlon, Ironman, Ultra-Marathon, Wüstenlauf – kaum ein nennenswerter Extrem-Laufsport, den er nicht absolviert hat. Insgesamt schon über 120 Ausdauer-Rennen. Dabei geht er bis an die äußersten Grenzen seiner körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit.
Auch hierbei war der Anfang eher ungewöhnlich, denn es begann alles mit einer verlorenen Wette. Joey musste deshalb an einem Triathlon teilnehmen (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad, 10 km Laufen). Doch schon nach 150 m Schwimmen gab er auf, klammerte sich keuchend an einer Boje fest und schwamm sogar zum Ausgangspunkt zurück. Da er diese Schmach aber nicht auf sich nehmen wollte, brachte er das Rennen tatsächlich zu Ende – als Drittletzter.

Joey Kelly und Reiner Calmund: „No Limits“.

Joey hatte seinen inneren Schweinehund überwunden und Blut geleckt. Schon ein Jahr danach nahm er seinen ersten Ironman (3,8 km/180 km/Marathon) in Angriff. Den brachte er trotz Schlüsselbeinbruchs nach Sturz vom Rad zu Ende. Nach und nach ließ Joey weitere eindrucksvolle Leistungen folgen. Hier eine kleine Auswahl seiner Errungenschaften.
Ultraman Hawaii – Eines der härtesten Ausdauerrennen der Welt. Innerhalb drei Tage 10 km Schwimmen, 421 km Radfahren, 84 km Laufen. Die Teilnahme ist auf 35 Personen begrenzt.
Marathon des Sables – Ein sechstägiges Rennen, das etwa 260 km durch die Wüste Südmarokkos führt. Die Teilnehmer tragen täglich 10 kg Gepäck mit. Wer die jeweiligen Etappen nicht innerhalb von 10 Stunden erreicht, wird disqualifiziert. Joey schleppte sich trotz Durchfalls und Fiebers (und ausgefallenen Zehnägeln) ins Ziel.
Iditasport Alaska – Der Lauf führte 160 km durch die Eislandschaft bei Temperaturen von bis zu -20 Grad Celsius. Drei Viertel des Rennens fanden in Dunkelheit statt. Nach über 37 Stunden kam Joey über die Ziellinie „gekrochen“. Dort wartete ein Telefon, mit welchem er die Veranstalter über seine Ankunft informierte. Diese teilten ihm seine Platzierung mit und gratulierten herzlich.
Badwater Run – Die Strecke durch Kaliforniens Death Valley zählt zu den härtesten Laufsport-Veranstaltungen überhaupt. Während der rund 60 Stunden schwankten die Temperaturen zwischen 2 und 58 Grad Celsius. „Da kann man Steaks auf Autohauben braten“, meinte Joey.
Race across America – Die rund 4.800 km auf dem Rad von San Diego, Kalifornien (Westküste), nach Atlantic City, New Jersey (Ostküste), legte Joey abwechselnd mit Jutta Kleinschmidt zurück (2000 Siegerin Rally Paris-Dakar). Zu dieser Zeit handelte es sich noch um ein Nonstop-Rennen ohne offizielle Ruhepausen. Das Duo erreichte nach achteinhalb Tagen als Zweite das Ziel.
Jungle Marathon – Bei den 220 km durch unwegsamstes Gebiet des brasilianischen Amazonas haben die Teilnehmer lediglich acht kg Gepäck zur Verfügung. Hierbei sollten wohl nur Menschen teilnehmen, die mit ihrem Leben abgeschlossen haben. „Ein Wunder, dass ich noch lebe. Pumas waren hinter mir her.“
Atacama Crossing – Die Atacama-Wüste in Chile zählt zu den trockensten Gegenden der Erde überhaupt. Sie besteht größtenteils aus salzigem Boden (was bald jeden einzelnen Schritt der 250 km langen Strecke zu einer Qual macht) und ist daher fast vollkommen steril. Da sie praktisch der Mondlandschaft ähnelt, führt die NASA hier Tests für ihre Marsfahrzeuge durch.
Noch nicht beeindruckt? Weitere Fakten: Joey war irischer Meister im Amateurboxen. Bei einem karitativen 24-Stunden Nonstop-Lauf im Lebensrad legte er im Zweierteam 135,3 km (43 Höhen-km) zurück – Guinness Weltrekord 2007. Bei einem 100 km Rennen gegen ein Pferd war er nur um 1 Minute 24 Sekunden unterlegen. Er war der erste Mensch, der alle weltweit innerhalb eines Jahres ausgetragenen Ironmans bewältigte. Er ist dreifacher Weltmeister beim Wok-Rodeln und gewann bei TV-Spaßveranstaltungen unter anderem im Rodeo und im Turmspringen. Seine weiteren Pläne umfassen die Teilnahme an einem Trans-Asien-Rennen.
Die vielleicht größte Herausforderung seines Lebens findet für Joey jedoch in diesen Monaten statt. Im Rahmen der TV-Show „Iron Calli“ ist er Reiner Calmund behilflich, innerhalb eines Jahres 30 kg abzuspecken.
Joey Kelly – ein Mann, der wirklich keine Grenzen zu kennen scheint. Sein Motto: „Du musst dir ein Ziel setzen, und dann musst du einfach anfangen. Wenn es mal einen Rückschlag gibt, egal: Du glaubst an dein Ziel und machst einfach weiter.“