Ein neuer Hoffnungsträger
Franz Schmid
Die Wähler der westlichen Führungsmacht USA haben in der letzten Woche für eine
Wachablösung im Weißen Haus gesorgt. Mit überwältigender Mehrheit haben sie sich
für den Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei, Barack Hussein
Obama, entschieden. Damit geht die achtjährige Regierungszeit der Republikaner
unter ihrem Präsidenten George W. Bush zu Ende. Mit dem Wechsel im Weißen Haus
wächst auch die Hoffnung auf eine neue Politik, die nicht nur in den USA,
sondern auf der ganzen Welt zu neuen Perspektiven führen will.
Der 44. Präsident der USA steht für ein anderes Weltbild als sein Vorgänger.
Erstmals hat es ein afro-
amerikanischer Politiker geschafft, sich in das mächtigste Amt der Welt wählen
zu lassen. Obamas persönlicher Hintergrund spiegelt den „Schmelztiegel“ Amerika
wider. Sein Vater stammt aus Kenia, seine Mutter, eine weiße Amerikanerin, aus
Kansas. Nach der Scheidung der Eltern heiratete seine Mutter einen indonesischen
Studenten und späteren Ölmanager. Obama verbrachte fünf Jahre seiner Jugend in
Jakarta. Seine Studienzeit absolvierte er an Universitäten in Hawaii, Los
Angeles und New York.
Diesen Hintergrund muss man kennen, wenn man die politischen Absichten Obamas
verstehen will. Anders als sein Vorgänger gilt er als weltgewandter und
linksliberaler Sozialpolitiker, was ihm jedoch oft die Schelte Erzkonservativer
im so genannten „Bibel-Gürtel“ der USA eingebracht hat. Eine seiner
hervorstechenden Eigenschaften ist die Fähigkeit zum Kompromiss. In seiner Zeit
als Senator in Illinois gelang es ihm, mit politischen Gegnern Koalitionen für
seine Vorhaben zu bilden. Diese Fähigkeit wird ihm bei der Verabschiedung von
Gesetzen zu Gute kommen. Nicht viele amerikanische Präsidenten waren in der
Lage, mit ihren politischen Gegnern Gemeinsamkeiten zu suchen und zu finden.
Zu seinen größten Herausforderungen werden die Beendigung des Irak-Krieges und
die Eindämmung der atomaren Rüstung auf der Welt gehören. Zu beiden Themen hat
sich Obama bereits mehrfach geäußert. In einer Ausgabe des Magazins „Foreign
Affairs“ wird er folgendermaßen zitiert: „Wir können uns weder aus der Welt
zurückziehen noch versuchen, sie in die Unterwerfung zu schikanieren; die
Amerikaner sollen in der Welt führen, in der Tat und als Vorbild.“ Damit fordert
er eine Erneuerung der Führungsrolle der USA in der Welt. Seine Haltung zur
Frage der atomaren Aufrüstung ist ebenfalls eindeutig. Vor etwa 200.000 Zuhörern
in seiner Rede am 24. Juli in Berlin sagte er, das Ziel einer Welt ohne
Atomwaffen müsse nun erneuert werden.
Obama nimmt also klare Positionen ein, an denen seine Amtszeit gemessen werden
wird. Wenn der Jubel und der Freudentaumel verflogen sind, wird der neue
Präsident an seine harte Arbeit gehen müssen. Unzählige Probleme bedürfen einer
Lösung, nicht nur in den USA. Er selbst sagte nach seinem Wahlsieg: „Wir werden
einen harten Weg vor uns haben. Wir werden vielleicht nicht alles, was wir uns
vorgenommen haben, in einem Jahr, vielleicht nicht einmal in einer Amtsperiode
schaffen. Aber, Amerikaner, ich bin felsenfest überzeugt davon, dass wir, die
Leute, es schaffen werden.“ Dem neuen Hoffnungsträger ist zu wünschen, dass er
seinen moralischen Prinzipien treu bleibt.
|