Es soll mal wieder aufgeräumt werden

Franz Schmid

Wenn über Pattaya in den internationalen Medien berichtet wird, kommt die Stadt meist schlecht weg. Erst kürzlich war in einem reißerisch aufgemachtem Artikel einer belgischen Zeitung zu lesen, dass angeblich jeder dritte Einwohner der Stadt in der Sexindustrie arbeitet. Das ist natürlich stark übertrieben, wie man sich denken kann. Trotzdem bleibt die öffentlich angebotene Prostitution in Pattaya ein Ärgernis höchsten Grades.
Im Vietnamkrieg wurde das damalige kleine Fischernest Erholungszentrum für viele amerikanische Soldaten. Der von den Amerikanern im Jahre1965 angelegte Nachschub-Flugplatz Utapao ist nicht weit von Pattaya entfernt und wurde dazu benutzt, von dort aus die Soldaten nach Bangkok und Pattaya zu bringen. Barmädchen und Prostituierte aus der Provinz kamen in Scharen, um sich harte Dollar zu verdienen. Ohne die Etablierung von Rotlichtvierteln in dem damaligen Fischerdorf wäre die Entwicklung Pattayas anders verlaufen. Nach Abzug der Amerikaner kamen neben „normalen“ Touristen auch die Sextouristen. Dies ist bis heute so geblieben. Aber es hat den Anschein, dass die Zahl dieser Art von Touristen zurückgeht. Dazu hat das harte Durchgreifen der Polizei bei Kindesmissbrauch einen großen Teil beigetragen.
Die Stadtverwaltung will nun gegen die Prostituierten, die sich in der Öffentlichkeit vor allem am Strand anbieten, rigoros vorgehen. Das ist in den letzten Jahren schon öfter versucht worden. Medienwirksame Razzien unter Führung des Bürgermeisters sind vielleicht noch vielen in Erinnerung. Leider hat das nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt, denn mit der Zeit war alles wieder wie gehabt. Im Zuge des internationalen Tourismus in der Stadt kamen inzwischen auch viele ausländische Prostituierte in die Stadt. Das wirkt sich auf den Ruf Pattayas sicherlich nicht positiv aus. Wenn sie ertappt werden, kommen sie mit lächerlichen Bagatell-Strafen davon. In Thailand ist die Prostitution offiziell verboten, aber augenscheinlich wird sie geduldet, nicht nur in Pattaya.
Es ist richtig, gegen öffentlich angebotene Prostitution vorzugehen. Die Prostituierten sollen da bleiben, wo sie hingehören, nämlich in den gekennzeichneten Unterhaltungszonen (bzw. Rotlichtvierteln). Familien und Kinder müssen geschützt werden, wenn man Pattaya als familienfreundliche Stadt vermarkten will. Aber ebenso ist die Verbesserung der Infrastruktur nötig sowie die Entfernung von fliegenden Händlern, die in aller Öffentlichkeit pornographische CDs anbieten.
Es gibt für die Stadtverwaltung viel zu tun, nicht nur am Strand muss aufgeräumt werden, eigentlich in der ganzen Stadt.
Aber Vorsicht! Das Kind darf nicht mit dem Bad ausgeschüttet werden. Ein Verbot der Prostitution im gesamten Stadtgebiet wäre etwa so, als ob man in Las Vegas das Glücksspiel verbieten würde.