Guido Roth
Bernd erblickte 1947 in Tann in der Rhön das Licht der Welt.
Seine Familie entstammt dem polnischen Adelsgeschlecht Ritter von
Uleniecki, wurde während des Zweiten Weltkrieges aus Polen vertrieben
und flüchtete nach Deutschland. Nach fünf Jahren in der Rhön zog er mit
seiner Familie nach Bonn, da der Vater dort eine Anstellung im
Wirtschaftsministerium fand. Bernd lebte 20 Jahre in der damaligen
Hauptstadt, absolvierte nach der Schule eine Lehre als
Großhandelskaufmann und heiratete 1968 seine Ursula.
Bernd
Ritter von Uleniecki in seiner Polizeiuniform.
Danach folgten Stationen in Aachen und Wuppertal, bis es ihn schließlich
ins schwäbische Böblingen verschlug. Er eröffnete gemeinsam mit einem
Teilhaber eine Gebäudereinigungs-Firma, die er bis 1996 mitleitete. Es
entstanden Außenstellen in Freiburg, Offenburg und in Wiesbaden.
Außer seiner Firma widmete sich Bernd, wie auch heute noch in Pattaya,
dem Vereinssport. Er wurde Mitglied der Sportvereinigung Weil und
spielte dort zehn Jahre aktiv Handball. Anschließend leitete er die
Handballabteilung und war über 20 Jahre lang erster Vorsitzender der
Sportvereinigung. Aufgrund seines großartigen Engagements um den
Vereinssport zeichnete ihn der damalige Ministerpräsident Teufel mit der
Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg aus.
1996 entschloss sich Bernd, die Anteile seiner Firma zu verkaufen und
aus dem Berufsleben auszusteigen. „Ich stand jeden Tag beinahe rund um
die Uhr in der Firma, war gesundheitlich angeschlagen und musste mich
unbedingt von dem Stress erholen“, sagt Bernd. „Ich kaufte mir ein Haus
an einem See im ruhigen Schweden, und genoss bis auf wenige Abstecher
nach Deutschland sieben Jahre das Nichtstun.“ Bernd erlernte die
Landessprache, was ihm nun als Polizei-Volontär zugute kommt. Denn nach
einem vierwöchigen Thailand-Urlaub 2005, entschloss er sich zusammen mit
Ehefrau Ursula nach Thailand überzusiedeln. Die beiden verkauften ihre
Häuser in Deutschland und Schweden und legten sich ein Jahr später in
Jomtien eine eigene Wohnung zu, die sie bis heute noch bewohnen.
Das
Familienwappen.
Als Bernd erfuhr, dass die Polizei in Pattaya Ausländer sucht, die
unentgeltlich die örtliche Polizei unterstützen, bewarb er sich und
wurde prompt als Foreign Police Volunteer (FPV - Ausländischer
Polizei-Freiwilliger) aufgenommen. „Damals handelte es sich um
‚Direkt-Einstellungen‘, wobei über 80 Freiwillige eingestellt werden
konnten. Heute läuft dies ein bisschen komplizierter als im Jahr 2007.“
Bernd verrichtet seinen Dienst, sechs Tage pro Monat, hauptsächlich auf
der Polizeistation in der Soi 9. Jeder macht eine Schicht von 12 bis 18
Uhr und eine weitere von 18 bis 24 Uhr. Bei den monatlich erstellten
Dienstplänen ist sichergestellt, dass von 12 bis 24 Uhr ständig zwei
Freiwillige Dienst verrichten und Touristen jederzeit helfen können.
„Während der Dienstzeit in der Soi 9 dürfen wir keinen Außendienst
verrichten und außerdem keine Dienstwaffe tragen. Unser Auftrag ist, bei
Problemen von Ausländern sprachlich zu vermitteln und den meist
hoffnungslos überforderten Touristen mit Rat und Tat zur Seite zu
stehen“, erläutert Bernd.
Beim Verbot des Außendienstes gibt es jedoch auch Ausnahmen, wenn zum
Beispiel die Autobahnpolizei Hilfe anfordert. Diese führt drei Mal
wöchentlich an der Sukhumvit Verkehrskontrollen durch und bittet
regelmäßig um Unterstützung durch die ausländischen Kollegen. „Auch hier
sind wir mehr oder weniger Vermittler, wenn ausländische Fahrzeugführer
in die Kontrollstelle eingewinkt werden. Wir selbst dürfen weder
Fahrzeuge anhalten noch thailändische Fahrzeugführer kontrollieren und
natürlich auch keine Dienstwaffe tragen. Bei einem Großteil der
Autobahn-Kontrollen steht die Helmpflicht, die Überprüfung des
Führerscheins und der Fahrzeugversicherung im Vordergrund. Festgestellte
Verstöße werden nicht durch uns, sondern durch die Autobahn-Kollegen
entsprechend geahndet.“
In seiner Freizeit widmet sich Bernd auch in Pattaya dem Sport. So ist
er aktives Mitglied beim Deutschen Fußball Club Pattaya und trainiert
zweimal pro Woche. Außerdem kümmert er sich für den Verein um
Angelegenheiten außerhalb des Sportplatzes und ist eine Art „Mädchen für
alles“. Obwohl Bernd aus dem Handballsport kommt, ist er mittlerweile
begeisterter Freizeit-Kicker. „In unserem Club spielen zwar zum größten
Teil Deutsche mit, doch sind auch Fußballbegeisterte anderer Nationen
herzlich willkommen. Wer Interesse hat, beim Deutschen Fußball Club
Pattaya mitzumachen, kann sich unter www.ThaiGerTeam.com über
Veranstaltungen, Mitglieder, Trainingszeiten etc. informieren.“