Thailand schießt sich selbst in den Fuß

Elena Edwards

Obwohl die beiden Flughäfen Suvarnabhumi und Don Muang wieder geöffnet sind, ist wohl kaum mit einer Beendigung der politischen Unruhen zu rechnen. Wie viel Schaden kann eine Minderheit, die der gebildeten Mittelklasseschicht angehören soll, dem Land, das sie angeblich so sehr liebt, noch zufügen? Vor kurzem hat das Verfassungsgericht die PPP und zwei ihrer Koalitionsparteien aufgelöst. Viele Mitglieder, darunter auch der Ministerpräsident, wurden für fünf Jahre von allen politischen Ämtern ausgeschlossen. Der Grund: Fehlverhalten von PPP-Politikern bei den allgemeinen Wahlen im vergangenen Jahr. Das erinnert stark an die US-Präsidentschaftswahlen vor vier Jahren, nach welchen George W. Bush seine zweite, verheerende Amtszeit anging und auch an die „Wahl“ des Nachfolgers von Russlands Präsidenten Putin.
Doch wie auch immer, USA und Russland sind eben nicht Thailand. In beiden Fällen handelt es sich um hoch gebildete und enorm reiche Nationen. Als aufstrebende Nation ist Thailand größtenteils vom Export abhängig und, zwar in geringerem aber wesentlichem Maße, vom Tourismus. Die Belagerung der beiden Flughäfen durch PAD-Demonstranten hätte aufgrund des daraus resultierenden wirtschaftlichen Schadens weder in den USA noch in Russland länger als einen Tag Bestand gehabt. Die Unfähigkeit der Regierung und der Polizei, umgehend zu handeln, bedeutet – ganz abgesehen von den mindestens 350.000 Gestrandeten, die womöglich nie wieder einen Fuß auf thailändischen Boden setzen – für das Königreich einen Gesichtsverlust in der ganzen Welt. Noch schlimmer ist, dass die Pattsituation zwischen den beiden sich bekriegenden Lagern dem Exportsektor täglich 3,5 Milliarden Baht kosteten. Zudem wird sie sich negativ auf die dringend benötigten langfristigen Anlagen ausländischer Investoren auswirken.
Der neuste „Sieg“ der PAD in ihrem anhaltenden Krieg gegen die angebliche Mehrheit des Volkes wird unweigerlich in einem alarmierenden wirtschaftlichen Abschwung resultieren, und zwar noch bevor 2009 die Auswirkungen des massiven Kaufkraftverlustes der westlichen Welt in vollem Ausmaß über das vom Export angetriebene Thailand hereinbrechen. In ihrem groß angekündigten Kampf gegen die thailändische Version der Korruption – vorkommend in den verschiedensten Formen in aller Welt – wurde der PAD erlaubt, ein Vakuum im Königreich zu schaffen, das wieder einmal keinen Premierminister hat und unumstößlich in eine wirtschaftliche Katastrophe schlittert. Übertriebene Medienreportagen und schlichtweg falsche Warnungen von verschiedenen Auslandsämtern in Übersee, die ganz Thailand als gefährlich einstufen, schrecken Touristen ab. Scharenweise stornieren sie ihre Reisen. Nun wurde auch noch Chiang Mai der K.O.-Schlag versetzt, indem der ASEAN Gipfel, der von Bangkok nach Chiang Mai verlegt worden war, auf März 2009 verschoben wurde und wahrscheinlich, wie original geplant, in der Hauptstadt abgehalten werden wird. Viele Unternehmen in Thailands „zweiter Stadt“ hatten sich von dem Gipfel zumindest einen kurzfristigen Boom erhofft. Dort leiden die Geschäfte ebenso unter der schlimmsten Touristenflaute in Thailand seit Menschengedenken.
Es wäre naiv, zu denken, dass mit dem Richterspruch die Schwierigkeiten im Königreich beseitigt sind, obgleich beide Flughäfen wieder geöffnet sind und sowohl Handels- als auch Passagierbetrieb fortgesetzt werden können. Nun wird eine gesetzmäßige Interimsregierung gebildet. Die PPP hat sich inzwischen unter anderem Namen neugegründet. Die PAD wird wieder mit Sicherheit widersprechen. Die Pattsituation ist als anhaltendes Resultat der vergangenen Monate zu betrachten, das in den Aktionen und Reaktionen der vergangenen Wochen seinen Gipfel fand. Allen Beteiligten war die eigene politische Überzeugung wichtiger als das Wohlergehen der Nation. Die Handlungen beider Seiten wären zu jedem Zeitpunkt in der jüngeren Geschichte Thailands schädlich gewesen. Jetzt sind sie, in Anbetracht der schwierigsten Weltwirtschaftskrise seit über 80 Jahren, schlicht verheerend.
Es muss unbedingt verhindert werden, dass eine solche oder ähnliche Situation noch einmal aufkommt – ganz egal wie scheinbar unlösbar die politischen Probleme der Zukunft aussehen mögen. Die amtierende Regierung, wie auch die Opposition, sollte sich ihre Verantwortung gegenüber dem thailändischen Volk zur höchsten Priorität machen. Es müssen Schritte unternommen werden, um den entstandenen Schaden an der lokalen Wirtschaft und, noch wichtiger, dem Image Thailands in der Welt zu lindern.