Alle Teilnehmer im Marriott beim
Gemeinschaftsfoto mit dem Botschafter.
Elfi Seitz
Seine Exzellenz der deutsche Botschafter, Dr. Hanns Schumacher, nahm an
einer Zusammenkunft der Deutsch-Thailändischen Handelskammer in Pattaya am
11. Dezember teil.
Bereits am Vormittag traf sich der Botschafter auf eigenen Wunsch zu einem
privaten Gespräch mit einigen Geschäftsleuten und Auslandsdeutschen im
Marriott Hotel & Spa.
In lockerer Atmosphäre erzählte der Herr Botschafter einiges aus seinem
interessanten Leben und sparte nicht mit heiteren Episoden daraus.
Dr. Schumacher begann seine Karriere nach seinem Jurastudium im Jahr 1979 im
Auswärtigen Amt. Diese führte über alle fünf Kontinente mit dem Schwerpunkt
„Wirtschaftsangelegenheiten“. Der jetzige Dienst als Botschafter in Thailand
wurde nach einem einjährigen Einsatz im Irak von Dr. Schumacher selbst
gewünscht und vom Außenministerium genehmigt.
Die anwesenden 24 geladenen Gäste waren danach einhellig der Ansicht, dass
dieser Botschafter, der auch der Vertreter Deutschlands bei der UNICEF ist,
nicht nur einen scharfen Verstand und ausgezeichnete Rednergabe hat, sondern
auch viel Herz und Humor.
Bei einem Interview mit Pattaya Mail on TV verriet Seine Exzellenz seine
Pläne für die Zukunft. Er will sich neben seiner politischen Tätigkeit auch
der Wohltätigkeit verschreiben und plant verschiedenen Hilfsorganisationen,
zumeist solchen, die Kindern helfen, „unter die Arme zu greifen“.
Der Botschafter beantwortete viele Fragen der Anwesenden, die hauptsächlich
von der Sorge um die schlechte wirtschaftliche Lage Thailands geprägt sind
und um das wahrscheinliche Ausbleiben der Touristen im nächsten Jahr als
Folge der politischen Unruhen im Königreich.
Gesprächsrunde
mit deutschen
Unternehmern
Am selben Abend leitete der Botschafter eine Gesprächsrunde im
Royal Cliff Beach Resort mit deutschen Unternehmen im Raum Eastern Seaboard,
um die Verbindung der deutschen Unternehmen des Eastern Seaboard mit der
Deutschen Botschaft in Bangkok zu vertiefen.
Den Unternehmen sollte Gelegenheit gegeben werden, sich vorzustellen, die
geschäftliche Situation insgesamt und die Besonderheiten des Eastern
Seaboard zu erläutern, die deutsch-thailändischen Wirtschaftsbeziehungen
einzuschätzen und die Wünsche bezüglich der geschäftlichen Unterstützung
durch die Deutsche Botschaft und den Botschafter vorzutragen.
Nach kurzer Einführung durch Stefan Bürkle, Direktor der Handelskammer,
stellte sich Dr. Schumacher vor und gab einen kurzen Überblick über seine
Karriere im diplomatischen Dienst.
Anschließend erklärte er die beiden Arbeitsschwerpunkte der deutschen
Botschaft in Bangkok:
a) Konsularangelegenheiten für 200 bis 400 Besucher pro Tag, hauptsächlich
Visaanträge.
Die Visabearbeitung erfolgt nach den Vorschriften des Außenministeriums in
Berlin und erfolgt nach einem festgelegten Verfahren. Die
Visa-Ablehnungsquote der Deutschen Botschaft liegt unter 10 Prozent und
damit im unteren Mittel im Vergleich mit den anderen Staaten des
Schengen-Abkommens.
Ernsthafte Beschwerden wegen der Arbeit und gegen Entscheidungen der
Botschaft werden umgehend beantwortet, freche und unverschämte Beschwerden
bleiben unbeantwortet und landen im Papierkorb.
b) Die Deutsche Botschaft versteht sich als Servicezentrum für Wirtschafts-
und Handelsangelegenheiten für mehr als 400 deutsche Investoren in Thailand
und erledigt diese Aufgaben in engem Kontakt mit der Deutsch-Thailändischen
Handelskammer und der BfAI-Bundesstelle für Außenhandelsinformation in
Deutschland.
Die Deutsche Botschaft möchte den Dialog mit den deutschen Unternehmen in
Thailand und natürlich auch des Eastern Seaboard vertiefen und
kontinuierlich fortsetzen und wird daher den früheren „Sundowner“ durch ein
alle drei Monate stattfindendes Wirtschaftsgespräch mit wechselnden
Schwerpunkten, z. B. Autoindustrie und Zulieferer, chemische Industrie oder
Maschinenbau, ersetzen.
Interessierte Firmen können Herrn Dr. Schumacher per E-Mail anschreiben und
ihr Interesse an der Teilnahme an diesen Gesprächen bekunden und werden dann
sporadisch und speziell zu ihrem Schwerpunkt eingeladen. Das nächste
Wirtschaftsgespräch ist bereits im nächsten Jahr für Ende März geplant.
Der Botschafter sagte auch, dass die Deutsche Botschaft normalerweise gute
Beziehungen zur thailändischen Regierung pflegt, hat diese allerdings
während der einjährigen Militärführung in Abstimmung mit den anderen
EU-Ländern eingefroren, um sich als einheitlicher Block darzustellen. Die
Beziehungen wurden dann mit der nächsten Zivilregierung wieder aufgenommen
durch den Besuch des Wirtschaftsministers Michael Glos in Bangkok und den
Besuch des Ministers Nopadorn in Berlin.
Zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung Thailands meinte Dr. Schumacher,
dass sie schwierig einzuschätzen sei. Fakt ist, dass Flugbuchungen der
europäischen Fluggesellschaften bis zum 31. Januar 2009 noch vorhanden sind,
danach aber stark zurückgehen, so dass mit erheblich sinkender Anzahl von
Touristen zu rechnen ist.
„Thailand exportiert 70 Prozent seiner Güter in die vier größten
Wirtschaftsräume der Welt, nämlich USA, EU inklusive Deutschland, Japan und
China. Da alle vier von der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise stark
betroffen sind, ist ein erheblicher Effekt auch auf Thailand zu erwarten.
Ein Rückgang des ursprünglich prognostizierten Wirtschaftswachstums von
4,5-5,5 Prozent auf 2 Prozent ist daher nicht auszuschließen. Auch bei mehr
staatlichen Investitionen und Erhöhung der öffentlichen Ausgaben ist die
wirtschaftliche Zukunft nicht vorhersehbar, dazu kommt noch die politische
Unsicherheit“, sagte er.
Deutschland und Thailand hatten vor längerer Zeit bilaterale Gespräche
verabredet, die aber nie durchgeführt wurden. Dr. Schumacher will die
Durchführung solcher Gespräche mit der nächsten handlungsfähigen
thailändischen Regierung ausloten.
Fragen an den Botschafter
Im Anschluss an die vorhergehenden Ausführungen wurden die
folgenden Fragen von den zahlreichen Gesprächsteilnehmern gestellt:
1. Wird die Reisewarnung für Deutsche nach Thailand von der Bundesregierung
aufrechterhalten? Antwort: Eine Reisewarnung hat es nur für zwei Tage
gegeben und wurde dann aufgehoben. Ansonsten gab es nur den Hinweis auf
Grund der Flughafenbesetzungen, nicht unbedingt notwendige Reisen nach
Thailand zu verschieben.
2. Warum werden die Unternehmen im Eastern Seaboard von der Deutschen
Botschaft nicht besser unterstützt? Antwort: Der Eastern Seaboard erhält die
gleiche Unterstützung wie andere Regionen von der Deutschen Botschaft.
Tatsächlich wurde die Präsenz der Deutschen Botschaft durch mehrere Besuche
und Veranstaltungen ausgeweitet.
3. Warum unterstützt die BRD nicht wie andere Länder ihre Bürger mit einer
gesetzlichen Krankenversicherung für Auslandsreisen? Antwort: Es ist kein
Land bekannt, das eine gesetzliche Krankenversicherung für das Ausland
eingeführt hat. Es gibt in Thailand nur eine private Schweizer Organisation,
die Kosten bei Behandlung im Krankenhaus für Landsleute übernimmt, die keine
eigene Reiseversicherung für Krankenkosten abgeschlossen haben.
4. Warum hat Deutschland keinen Konsul in Pattaya? Antwort: Die Arbeit eines
Konsuls wird nicht bezahlt und alle Kosten müssen von ihm selbst getragen
werden. Dies ist bei der hohen Anzahl an Deutschen in Pattaya problematisch
und wird verstärkt durch die sozialen Besonderheiten in Pattaya. Das Problem
ist bekannt und die Botschaft versucht eine Lösung zu finden.
5. Wie viele Deutsche leben als Residenten in Thailand? Antwort: Die genaue
Zahl der Deutschen in Thailand ist zurzeit noch nicht bekannt. Registriert
sind bei der Botschaft derzeit ca. 3.000 Residenten.
6. Warum dauert die Visaerteilung für Thai-Mitarbeiter von deutschen Firmen
in Thailand, die ihre Mitarbeiter aus geschäftlichen Gründen schnell nach
Deutschland schicken müssen, mindestens 10 Tage? Antwort: Dieses Problem ist
nicht bekannt. In der Zukunft soll in diesen Fällen ein E-Mail an den
Botschafter oder Herrn Hloess geschickt werden, dann wird der Vorgang
entsprechend beschleunigt, bis eine Dauerlösung gefunden wurde.
Abendparty
im Grand
Anschließend an die Gesprächsrunde gab es noch ein kleines Büffet
auf der Terrasse vom Royal Cliff Grand, bei sich die Gäste erfrischen und
noch weitere Gespräche mit dem Botschafter persönlich fortsetzen konnten.
Seine Exzellenz Botschafter Dr. Hanns Schumacher
(links) beantwortet Fragen gemeinsam mit Handelskammer-Direktor Stefan Bürkle.
Einige der Teilnehmer an der Gesprächsrunde.
Bei der Abendparty lässt sich der Botschafter
(Mitte)
mit einigen der männlichen Gäste ablichten.