Liebe Leser,
Haben Sie Kummer und wissen nicht weiter? Wissen Sie auf
bestimmte Probleme keine Antwort? Wenden Sie sich vertrauensvoll an
mich. Ich helfe Ihnen. Ihre Tante Frieda |
Liebe Tante Frieda,
Ich heiße Bernhard, 53, wohne seit 1997 mit Unterbrechungen im schönen (fast ein
Paradies) Thailand, fahre einmal im Jahr auf Urlaub nach Österreich. Nun mein
Anliegen: Ich hätte Dich bzw. eine Tochter (wenn vorhanden) von Dir gerne näher
kennen gelernt oder sonst so ein Unikum wie Du aus Deinem Bekanntenkreis. Bei
diesem Wissen, Witz und Lebensweisheit hätte ich mich gerne angeschlossen, man
lernt ja nie aus. Unter dem Motto „Leben und der Not keinen Schwung lassen“.
Habe ich ein kleines Gedicht für Dich:
Es ist alles nur geliehen, hier auf dieser schönen Welt, es ist alles nur
geliehen, aller Reichtum alles Geld, es ist alles nur geliehen, jede Stunde
voller Glück, musst du eines Tages gehen, lässt du alles hier zurück. Man sieht
tausend schöne Dinge, und man wünscht sich dies und das, nur was gut ist und was
teuer, macht den Menschen sehr oft Spaß. Jeder möchte mehr besitzen, zahlt er
auch sehr viel dafür, keinem kann es etwas nützen, es bleibt alles einmal hier.
Jeder hat oft das Bestreben, etwas Besseres zu sein, schafft und rafft das ganze
Leben,
doch was bringt es ihm schon ein? Alle Güter dieser Erde, die das Schicksal dir
verehrt, sind dir nur auf Zeit gegeben und auf Dauer gar nichts wert. Darum lebt
doch euer Leben, freut euch neu auf jeden Tag, wer weiß auf unserer Erdenkugel,
was der Morgen bringen mag? Freut euch auch an den kleinen Dingen, nur nicht an
Besitz und Geld, es ist alles nur geliehen auf dieser Welt.
Bernhard
Lieber Bernhard,
Was für ein schönes Gedicht, da sind mir gleich Tränen in die Augen gestiegen.
Leider bin ich das einzige Unikum in meinem Bekanntenkreis – so heißt es
zumindest allgemein, und Tochter habe ich auch keine, nur zwei Söhne, die leben
aber nicht hier, und ich glaube, Du bevorzugst das weibliche Geschlecht. Ich
selbst bin viel zu alt für Dich, mein Junge! Aber es freut mich, dass man mir
Komplimente macht.
Liebe Tante Frieda,
In der Ausgabe 2/09 haben Sie auf ein Schreiben von Herrn Stefan H. geantwortet.
Den letzten Satz Ihres Schreibens finde ich nicht ganz in Ordnung. Sie
schrieben, man ziehe das Rechnen nicht mit der Muttermilch ein. Man lernt hier
in Thailand das Rechnen wie in Deutschland. Aber viele Thais haben die Schule
nicht besucht oder sehr kurz, deshalb können sie das Kopfrechnen nicht
beherrschen. Diese Leute treten in Pattaya in geballter Ladung auf, deshalb
kommt es einem vor, dass alle Thais nicht rechnen können.
Solche Leute existieren in Deutschland auch, aber die sind bundesweit verteilt,
und man kommt weniger mit ihnen in Berührung. Ich habe schon mal im deutschen
Fernsehen gesehen, wo ein Hauptschulabsolvent nicht wusste, wie viel 10 Prozent
von einem Hundert sind.
Hier in Pattaya lernt der Tourist fast nur solche Leute kennen, und wie Sie
selbst wissen, Pattaya ist nicht Thailand. Man kann sagen, der Thai X oder die
Thai Y kann nicht rechnen, aber nicht, die Thais können nicht rechnen. Ich
behaupte ja auch nicht, die Deutschen können kein Deutsch sprechen, weil sie
falsche deutsche Grammatik anwenden.
Abgesehen von diesem Thema habe ich noch eine kurze menschliche diplomatische
Anmerkung: Man geht nicht irgendwohin zu Besuch und sagt zu der Hausdame:
„Gnädige Frau, Sie sind aber fetter geworden, und die Fältchen in Ihrem Gesicht
sind auch tiefer geworden seit meinem letzten Besuch“. So etwas tut man einfach
nicht.
P. Padmasuta
Lieber Khun Padmasuta,
Es freut mich, dass Sie uns wieder einmal schreiben. Das mit der „Muttermilch
einziehen“ meinte ich nicht abwertend, sondern genauso, wie Sie es beschrieben
haben. Meist handelt es sich dabei um Menschen aus ländlichen Gegenden, deren
Eltern vielleicht nicht lesen und schreiben können und auch das Rechnen nicht
wirklich erlernt haben. Natürlich gibt es auch dumme oder nicht gebildete
Menschen in der ganzen Welt. Um auf das genannte Beispiel des Besuchers zu
kommen: Sie kennen wahrscheinlich Ihre eigenen Landsleute nicht mehr sehr gut.
Ich persönlich habe es schon erlebt (am eigenen Leib und bei Freunden), dass
Europäerinnen sehr häufig auf Schönheitsmängel angesprochen werden – und dies
oft in aller Öffentlichkeit. Schadenfreude oder Eigenkomplexe? Man sich dabei
denken, was man will. Sie haben aber Recht, es gehört sich so oder so nicht.
|