Die Krise als Chance

Franz Schmid

Die Weltwirtschaftskrise hat Thailand voll erfasst. Die Arbeitslosenzahlen sind auch in Thailand drastisch gestiegen, im Vergleich zum Januar des Vorjahrs um 141 Prozent. Das ist alarmierend, da vor allem Angestellte und Arbeiter in der industriellen Fertigung davon betroffen sind. Die Nachfrage nach Fahrzeugen, elektronischen Konsumgütern und Maschinen ist deutlich zurückgegangen. Die Regierung versucht, mit finanziellen und steuerlichen Anreizen die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen, ist jedoch von der allgemeinen Weltwirtschaftslage abhängig. Die größten Abnehmer thailändischer Produkte, Japan, die USA und Europa, stecken selbst in der Krise.
Es gibt viele Wirtschaftstheorien wie eine dümpelnde Volkswirtschaft wieder flott gemacht werden kann. Das Patentrezept ist bisher nicht gefunden worden. Gelingen kann es wohl nur aus einer Mischung von Theorie und Pragmatismus. Viele Menschen haben in den vergangenen Jahren ihre Heimatprovinzen verlassen, um in den großen Städten nach Arbeit zu suchen. Die kärglichen Einkünfte auf dem Lande wollten sie gegen ein besseres Einkommen tauschen. Das Anwachsen Bangkoks zu einem Moloch ist ein Beispiel dafür. Doch neben dem glamourösen und glitzernden Bangkok gibt es auch das Bangkok der Slums und Elendsviertel. Diese werden anwachsen, wenn viele Tausende keine Arbeit mehr finden. Eine Rückkehr in ihre Heimat ist für viele ein Albtraum, sie kommen vom Regen in die Traufe.
Das Prinzip des Königs, eine sich selbst tragende Wirtschaft, hat in den vergangenen Jahren wenig Beachtung gefunden. Erst in der Krise erinnert man sich wieder an diese Wirtschaftsprinzipien. Und hier liegt die Chance in der Krise.
Ist es nicht besser, den Menschen in ihrer Heimat den Lebensunterhalt zu sichern als sie in Ballungsgebiete zu locken? Der Staat hat hier eine Vielzahl von Möglichkeiten, dabei zu helfen. Vor allem Investitionen in die Infrastruktur könnten Tausenden wieder Arbeit verschaffen. Staatlich geförderte Großprojekte wie Staudämme, Stauseen und Verbesserung des Verkehrsnetzes auf Straße und Schiene sind eines der Hilfsmittel, um auch die Provinzen lebenswert zu machen.
Der größte Bevölkerungsanteil Thailands ist immer noch in der Landwirtschaft beschäftigt. Das Land ist durchaus in der Lage, sich mit grundlegenden Lebensmitteln selbst zu versorgen. Viele Bauern geben auf, weil die Erzeugerkosten höher als die Abnahmepreise sind. Viele von ihnen sind hoch verschuldet. Ist es nötig, dass Thailand Reis, Palmöl, Milch und viele andere Produkte aus dem Ausland importiert, wenn der Bedarf auf eigener Kraft gedeckt werden kann? Den Bauern müssen staatliche Mindestabnahmepreise zugesichert werden, um ihnen den Lebensunterhalt zu sichern. Vieles ist in der Vergangenheit vernachlässigt worden. Die Grundlagen der thailändischen Wirtschaft sind gesund, sie können noch kräftiger gemacht werden. Die gegenwärtige Regierung hat viele Ansätze gemacht, alteingefahrene Gleise zu verlassen. Alles braucht seine Zeit; man sollte sie ihr geben.