Liebe Leser,
Haben Sie Kummer und wissen nicht weiter? Wissen Sie auf bestimmte Probleme keine Antwort? Wenden Sie sich vertrauensvoll an mich. Ich helfe Ihnen. Ihre Tante Frieda

Liebe Tante Frieda,


Neulich war ich auf einer Party eingeladen, bei der es um Spenden für Wohltätigkeit ging. Der Club selbst hat reichlich Essen und zum Teil auch Getränke gesponsert, dafür wurden die Gäste nicht mit dem Verkauf von Losen geplagt, sondern gebeten, Geld in eine Sammelschale zu geben. Es gab einige Einzelne, die nur 100 Baht gaben, es gab aber auch solche, die 1.000 Baht und mehr rein warfen. Aber eine Familie von fünf Leuten fiel mir besonders auf, denn das Oberhaupt dieser Familie warf in deren Namen auch nur einen Hunderter dazu – und das für ausgiebiges Essen und Trinken seiner gesamten Familie. Wohlgemerkt, der Herr (ein Thai) kam aus der besten Gesellschaft und hat einen tollen Job hier inne. Ich glaube, das ist Schmarotzertum hoch 3. Warum sind die Menschen, die Geld im Überfluss haben, so geizig und wollen den Armen und Bedürftigen, die keine Möglichkeit haben, sonst aus ihrem Tief heraus zu kommen, nichts abgeben?
Erich Keldern
Lieber Erich,
Weißt du, der Spruch „Geben ist seliger als nehmen“ ist nicht allen bekannt. Speziell häufig jenen Leuten nicht, die sehr viel auf der hohen Kante haben (sonst hätten sie es ja wahrscheinlich auch nicht). Geben ist freiwillig – und wenn jemand nichts geben will, ist das seine Sache. Allerdings stimme ich mit Dir überein, dass diese Leute dann nicht auf solche Veranstaltungen gehen sollten. Sich kostenlos „durchessen“ ist nicht sehr fair.

Liebe Tante Frieda,
Neulich hatte ich wieder einmal Arbeiter bei mir im Haus, die einige Renovierungen vornahmen. Sie waren wirklich alle sehr fleißig und anständig, aber wenn es um Kommunikation ging, weil ich ihnen etwas erklären wollte, stockte alles. Ich sprach Thai mit ihnen, sie schienen mich aber nicht verstehen zu wollen. Bis sie dann, nachdem sie Vertrauen zu mir gefasst hatten, mir in gebrochenem Thai gestanden, dass sie alle aus Kambodscha sind. Nun, ich hoffe, dass sie nicht entdeckt werden, weil sie sich hier illegal aufhalten und ich glaube, dass der Chef der Firma sie nicht betrügen wird, wie dies bei so vielen großen Firmen der Fall zu sein scheint. Das nimmt nämlich ziemlich überhand. Wie oft konnte man schon lesen, dass bei Beendigung der Bauarbeiten an Hochhäusern die gesamte Arbeitskolonne von der Polizei „geschnappt“ wurde (oft erst nach Monaten der Arbeit an diesem Bau) und ohne Bezahlung wieder in ihre Heimat verfrachtet wurde. Nun geht es auf Baustellen meist so zu, dass diese „Fremdarbeiter“ nur so viel Geld erhalten, dass sie sich täglich ernähren können (sie müssen in Slum-Unterkünften hausen) und das ganze Gehalt erst bekommen, sobald der Bau fertig ist. Nun, was bedeuten diese Verhaftungen? Hat es bei Ihnen geklickt?
Beobachter
Lieber Beobachter,
Da hast Du ein heißes Eisen angelangt. Leider, leider habe ich auch schon des Öfteren davon gehört und gelesen. Aber was soll man machen? Für die illegalen Arbeiter hier gibt es keine Gewerkschaft und so können sie, wahrscheinlich mit Hilfe so mancher anderer, ausgenützt werden. Da viele nicht schreiben können und den Geschichten ihrer „Vorgänger“ nicht so richtig Glauben schenken, fallen eben immer wieder diese armen Menschen, die auf das große Glück hoffen, ihr Leben ein wenig zu verbessern, herein.