Jetzt wird geklotzt, nicht gekleckert
Franz Schmid
Gebetsmühlenartig wird von der Stadtverwaltung immer wieder betont, dass
sie alles tut, um Pattaya zu einem attraktiven Touristenzielort zu machen. Man
führt im Ausland Werbung durch, lädt ausländische Reiseexperten zur
Ortsbesichtigung ein und vieles mehr. Ein besonderes Anliegen seit Jahren ist
die Verschönerung des Strandes. Trotz eines aufwändigen Budgets mehrerer
Stadtverwaltungen ist dies immer noch nicht gelungen. Aber man gibt nicht auf,
ein neues Komitee wurde gebildet, das die Bauarbeiten beaufsichtigen soll, denn
nun soll nicht mehr gekleckert, es soll geklotzt werden.
Mit Kleinigkeiten gibt sich die Stadtverwaltung offensichtlich nicht mehr ab.
Zahlreiche Großprojekte sollen auf den Weg gebracht werden, darunter eine
Straßenbahn und sogar von einer Hochbahn war die Rede. Was den Strand angeht,
sollen nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Und so stellt man sich das
vor: Sand von der Küste vor Rayong wird per Schiff nach Pattaya verfrachtet und
hier aufgeschüttet. So könnte der Strand „problemlos“ um 50 Meter verbreitert
werden, so einfach ist das!
Meeresküsten sind ständigen Veränderungen unterworfen. Die Gestalt von Küsten
ändert sich schneller als die von Binnenseen. Sand und Geröll wird durch die
gewaltige Kraft des Wassers weggeschwemmt. Ein weiterer Faktor ist das Ansteigen
des Meeresspiegels durch die Erderwärmung. Diese unaufhaltsamen Prozesse werden
mitunter noch durch Unwetter verstärkt. Dies ist jedem aufmerksamen Beobachter
klar. Welche Auswirkungen hat aber das künstliche Entfernen von Sand an einer
Küstenstelle, und wie viel Hunderttausende von Tonnen Sand braucht man, um den
Strand in seiner Breite quasi zu verdoppeln? Die Beantwortung der Frage und die
Lösung der Rechenaufgabe überlasse ich den Bauingenieuren der Stadtverwaltung.
Bei Gelingen des Projekts würde der Strand Pattayas dann zu den breitesten
Stränden der Welt gehören, an dem sich die Urlauber sonnen können.
Strände haben einen Anspül- und Abspülbereich. Pattayas Strand scheint in einem
Abspülbereich zu liegen. Dem Landschwund könnte man durch so genannte
Sandvorspülungen begegnen, indem weggespülter Sand vom Meeresboden über
Rohrleitungen zurückgespült wird, nachdem er vorher von Baggerschiffen abgesaugt
wurde. Diese Methode wird in Europa und den USA mit mehr oder weniger großem
Erfolg angewandt. Ob sich das auch in Pattaya verwirklichen lässt, kann man
schwer sagen, da ein erheblicher technischer Aufwand erforderlich ist.
Ebenso wie der Schwund des Sandes zu beklagen ist, ist der Gedächtnisschwund der
Stadtverwaltung zu beklagen. Bereits im Mai 2005 wurde ein ähnliches Projekt an
der Bucht des Dusit Hotels unternommen. Der aufgeschüttete Sand ist inzwischen
wieder weg. Sind daraus Lehren gezogen worden? Pattaya vergisst schnell.
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