Bücherwurm
Richard Doring, Renate Loose, Stefan Loose, Ursula Spraul-Doring

Thailand für Paradiessucher

Hans U. Luther
Es gibt ihn doch, einen sorgfältig recherchierten Reiseführer für Thailand in deutscher Sprache. Bei einem Preis von 25 Euro ist dieses Werk nicht ganz billig, doch dafür bekommt der Reisende zusätzlich ein sehr gutes Nachschlagwerk zu Themen wie Geschichte, Religion oder Sprache in Thailand. Der Aufbau ist neu. Das Wichtigste gleich zuerst und auf den ersten Seiten: landschaftliche und kulturelle „Highlights“, Routen, Reisezeit und Reisekosten.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig selbst die schon lange in Thailand lebenden „Expats“ („Sexpats“?) das Land, die Leute und die Kultur kennen. Dieses mag zum Teil an den mangelnden Sprachkenntnissen liegen, aber wohl auch daran, dass es bisher an guten Karten und zuverlässigen Reiseinformation in deutscher Sprache eher mangelte. Mit den Stefan Loose Reisehandbüchern, die es übrigens auch zu den Nachbarländern Thailands (Laos, Burma, Malaysia, Kambodscha) gibt, ist das anders geworden. Kleine und große Reisen im Lande sind hier mit allen „Sehenswürdigkeiten“ genau beschrieben.
Das Bemerkenswerte an den modernen Reiseführern ist ihr über die Jahre hin (12 Auflagen!) akkumuliertes Wissen. Jede neue Auflage baut auf der vorherigen auf und integriert die kritischen Zuschriften und Bewertungen der Leser. Auf diese clevere Weise werden Scharen der Leser pro-aktiv zu informellen Mitarbeitern der Heimatredaktion und finden sich, wenn sie Glück haben, auch im Danksagungsteil der Autoren wieder. Aufgrund dieser Technik, nämlich die Reisenden als eine Art von Mini-Autoren zu integrieren, wird der Reiseführer zu einer sich ständig erneuernden Datenbank.
Informatives auch über Pattaya
Für einen in Pattaya lebenden Rezensenten ist es natürlich besonders reizvoll, die Informationen über Pattaya (und Umgebung) etwas genauer anzusehen. Da wird dann zum Beispiel von den Autoren geraten, doch „auf einen Drink im legendären Royal Varuna Yacht Club vorbeizuschauen“ (S. 281). Dies ist aber leider nicht möglich, da der RVYC ein „members only“- Club ist und der Besitz des Stefan Loose Reisehandbuchs nicht zum Eintritt berechtigt. Und der Ocean Marina Yacht Club liegt nicht „15 km östlich“ von Pattaya - das wäre dann in den Bergen und für einen Ocean Segelclub eher ungewöhnlich - sondern 9 km südlich am Meer.
Bei ihrem Besuch im Wat Yansangwararam (richtig, 11 km südlich von Pattaya!) haben die Autoren leider das Wichtigste übersehen. Haben sie sich den Tempel etwa in der Eile nur von außen angeschaut? Innerhalb dieses großartigen Tempelmuseums befinden sich auf der unteren Etage in staubigen Glaskästen einzigartige und wunderschöne Tuschemalereien von weltbekannten chinesischen Künstlern, wie sie sonst nur in Peking oder Taipeh zu finden sind. Sie wurden von thailändischen Kunstsammlern dem König geschenkt und werden hier zusammen mit vielen anderen Kunstschätzen ausgestellt.
Reisende, die vor 100 Jahren mit dem Schiff nach Thailand kamen, waren auf der Suche nach dem tropischen Paradies und meist landeskundlich gut vorbereitet. Im Zeitalter des Massentourismus und der Billigflüge mutierten aus kommerziellen Gründen Teile des Landes zu Erlebnisparks. Damit wir Farangs aber nicht als „Aliens“ (der Ausdruck stammt aus dem Vokabular des Immigration Office und war ursprünglich für Marsbewohner gedacht) in unserem selbst gewählten Gastland leben, ist die Lektüre dieses Handbuchs eine willkommene Lebenshilfe. Interessant ist daher auch das kurze Kapitel über Gesundheit. „Am häufigsten holen sich Touristen einen Durchfall bei den sehr in Mode gekommenen Büffets“ (S. 56).
Travel Handbücher: Thailand, 12. vollständig überarbeitete Auflage, Berlin 2008, ISBN 978-3-7701-6163-8, 24,95 Euro.