Enge, Hoffnungslosigkeit, Wahnsinn
Franz Schmid
In seiner letzten Ausgabe berichtete das Pattaya Blatt über die
Beobachtungen der internationalen Tierschutzorganisation PETA auf Pelztierfarmen
in China. Unbeschreiblich grausame Zustände der Pelztierhaltung kamen da ans
Tageslicht. Sicherlich waren viele Leser von der Beschreibung der Torturen,
denen die dort gehaltenen Tiere ausgesetzt sind, erschüttert.
Tierschützer laufen gegen die Haltung von Pelztieren zu rein kommerziellen
Zwecken seit Jahren Sturm und fordern ein weltweites Verbot. Doch die Nachfrage
nach Kleidung aus Pelzen oder Kleidung mit Pelzbesatz scheint nicht zu
versiegen. Die Zahlen beispielsweise beim Nerzfellangebot sprechen für sich.
Europäische Nerzfellproduzenten machten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,5
Milliarden Euro. In Europa gibt es noch etwa 6.000 Pelztierfarmen, die meisten
in den skandinavischen Ländern. In den USA gibt es 670 Pelztierfarmen, die Zahl
der Farmen in China ist unbekannt, aber das Land ist inzwischen der weltweit
größte Lieferant von Pelzen aller Art.
In westlichen Ländern mag die Überwachung der Farmen durch die Behörden
vielleicht nicht hundertprozentig sein, aber in China scheint sich niemand um
die artgerechte Haltung zu kümmern. Wie es wohl bei vielen Produkten aus diesem
Land der Fall ist, steht der Profit an erster Stelle. Weitere Fragen werden kaum
gestellt.
Die Tiere werden in viel zu kleinen Käfigen, manchmal nur Kisten, gehalten. Hier
erleben die Tiere Enge, Hoffnungslosigkeit und Wahnsinn, bis sie getötet werden.
Dies geschieht durch Stromstöße, Zufuhr von Auspuffgasen, durch Genickbruch oder
Vergiftung mit Strychnin, um nur einige Tötungsmethoden zu nennen. Tierschützer
haben es schwer, auf den Farmen zu recherchieren. Daher weiß niemand, wie es
dort wirklich aussieht. Drehgenehmigungen werden kaum erteilt, oder die
Kamerateams dürfen nach Terminabsprache in besonders ausgewählten Farmen drehen.
Pelze werden vor allem aus reinen Prestigegründen getragen. Ist es richtig, dass
Tiere deswegen gequält und getötet werden? Sicherlich nicht. Mittlerweile gibt
es industrielle Verfahren, mit dem Pelze in Echtpelzqualität nachgeahmt werden
können. Die Pelztierhaltung ist somit eigentlich gar nicht nötig. In der
Schweiz, Österreich, England, Wales und Schottland sind Pelztierfarmen verboten,
in Norwegen und der EU wird ein generelles Verbot diskutiert.
Um dem schändlichen Treiben der Pelztierfarmen ein Ende zu setzen, gibt es
eigentlich nur ein Mittel, nämlich den Boykott von Pelzwaren und der Geschäfte,
die diese anbieten. Es ist ein Appell an die Menschlichkeit und das Mitgefühl
mit den armseligen Kreaturen. Natürlich ist es jedem selbst überlassen, eine
Entscheidung zu treffen. Aber man hat sicherlich ein besseres Gewissen, wenn man
die Pelzwaren im Regal der Geschäfte hängen lässt.
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