Kurz vorgestellt
 

Vom traditionellen Handwerk zur Kunst

„Thai Siladon Ceramics“-Figuren haben auch politische Aussagekraft

Dirk Weeber-Arayatumsopon

Vipoo Srivilasa, 40, ein in Australien lebender thailändischer Künstler, studierte nach dem Gymnasium an der renommierten Bangkoker Rangsit Universität Kunst und erlernte speziell das Schaffen von keramischen Kunstwerken. Um sich komplett auszubilden, machte er schließlich an der Tasmania Universität in Australien sein Meisterdiplom.
Nach einiger Zeit künstlerischen Wirkens in Australien, zog es ihn zurück in seine Heimat. Hier traf er alte Freunde aus der Studienzeit und in einer lockeren Runde fasste er den Entschluss, etwas total Neues, Besonderes, zu schaffen.
In der Thai Siladon Fabrik fand er einen bereitwilligen Partner, denn auch dort wollte man etwas Neues machen. Die Künstler, manche arbeiten dort seit 40 Jahren und länger, hatten bisher immer nur Teller, Tassen, Vasen und nur einige klassische Keramikfiguren erzeugt.

Vipoo Srivilasa mit einigen seiner Kunstwerke.

Während eines Arbeitsseminars lehrte Vipoo den Fabrikmitarbeitern, ihre eigene Kreativität auszuleben, lehrte sie, aus ihrem Innersten Kunstwerke zu schaffen. Aber beileibe nicht mehr nur Teller oder Tassen, sondern – Monster.
PB: „Warum gerade Monster?“
VS: „Weil man als neutraler Betrachter keine wirkliche Erwartungshaltung an ein Monster hat. Sie können in allen möglichen Varianten kommen. Unsere Monster sind nicht hässlich, haben keine bösartige, negative Ausstrahlung. Unsere Monster spiegeln die Kreativität der Künstler, die sie geschaffen haben, wieder. Sie zeigen den Ausbruch aus dem Schema F, das Erfinden von etwas Neuem. Es ist so, als würde ein Schauspieler bei seiner Darstellung improvisieren dürfen. Unsere Monster lachen, scheinen Spaß daran zu haben, geschaffen worden zu sein!“
PB: „Sie kreieren aber auch merkwürdige andere Gestalten außer Monstern. Der Elefant da hinten sieht so aus, als hätte er Geschwüre am Körper. Oder diese andere Figur sieht aus wie ein Elefant, der mit einem Großfahrzeug kollidierte und dabei schwer verletzt wurde.“
VS: „Das ist korrekt. Thailand, insbesondere der Norden, ist für seine Elefanten weltberühmt, quasi ein Synonym dafür. Wir Künstler wollen aufzeigen, welche Meinung wir über unser Land haben. Speziell solche Künstler, die einige Zeit im Ausland lebten. Dieser erkrankte Elefant oder dieses verkrüppelte Tier spiegelt das erkrankte, das korrupte, das politische Thailand wieder, den Kampf zwischen verschiedenen Gruppen. Etwas, das man als Mensch mit Schaffenskraft, aber auch als einfacher Bürger mit Sorge sieht. Dem einen Elefanten haben wir Löcher ausgestanzt, nur um die ausgestanzten Teile wieder außen anzukleben. Das soll ein Symbol für die Hoffnung sein, dass es wieder besser für uns alle wird. Wir machen keine Kunst ohne tieferen Sinn, wir wollen zeigen, was in uns vorgeht, was hinter dem Schaffen dieser Figuren steckt! Ich glaube, dies gelingt uns sehr gut. Meine Mitarbeiter, besonders mein Freund Kittikorn, der eigentlich Druckerarbeiten im eigenen Atelier macht, unterstützen mich mit ihrer Kreativität hervorragend.“
PB: „Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch.“