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Skurrile Ideen
Franz Schmid
Politische Unruhen seit einem halben Jahr, gescheiterte Attentatsversuche
auf Politiker und Blockaden von Flughäfen, Ministerien und Hotels haben ein
trauriges Bild in der Touristenindustrie hinterlassen. Die Folgen sind halbleere
Strände, Hotels und Flugzeuge; viele Touristen wollen einfach nicht mehr in das
krisengeschüttelte Land kommen.
Allerdings werden pausenlos neue Vorschläge gemacht, wie man das
Tourismusgeschäft wieder neu beleben kann. Sonderangebote werden in Aussicht
gestellt, die von verbilligten Flügen bis sogar zu kostenlosen Hotelzimmern
reichen. Kann man damit Touristen anlocken?
Das Hauptproblem sind weitere angekündigte Demonstrationen, die trotz
gegenteiliger Beteuerungen wieder in Gewalttätigkeiten ausarten könnten.
Sicherlich ist dies nicht zu hoffen, aber auszuschließen ist es nicht.
Wie man dem entgegensteuern und die Touristen beruhigen kann, war kürzlich auf
der Webseite „TTG Asia online“ nachzulesen. Reiseversicherer schließen
normalerweise ausdrücklich Leistungen als Folge von Unruhen aus. Wer also seinen
Flug aus solchem Grund nicht antreten kann, sei es Hin- oder Rückflug, muss für
den Schaden selbst aufkommen.
Damit es soweit nicht kommt, hat das „Tourism Council of Thailand“ (TCT) die
Initiative ergriffen, alle Reisenden, die das Königreich zwischen Mai und
Oktober besuchen, gegen erneute Unruhen zu versichern, heißt es. Bis zu 10.000
US-Dollar sollen als Entschädigung bei Tod, Verletzung oder starker
Beeinträchtigung der Reise infolge von Unruhen ausbezahlt werden. Ein
TCT-Sprecher sagte, die Versicherung soll nur für den genannten Zeitraum gelten
und sei eine kurzfristige vertrauensbildende Maßnahme.
Wer diesen skurrilen Vorschlag unterbreitet hat, hat keine Ahnung von der
Einstellung der Hauptgruppen von Touristen, die nach Thailand kommen. Zum
Beispiel wird kein Japaner auch nur zehn Minuten zu spät zur Arbeit kommen, bloß
weil eine politische Gruppe gegen die gerade amtierende Regierung demonstriert
und für Chaos sorgt. Keine westliche Familie kann es sich leisten, so ohne
weiteres aus diesem oder anderen Gründen ihre Ferien zu verlängern.
Pünktlichkeit ist angesagt, politische Wirren im Urlaubsland hin oder her.
Über den Vorschlag wird inzwischen in verschiedenen Foren diskutiert.
Hauptsächlich melden sich dort Rucksack-Touristen zu Wort. Zahlungskräftige
Touristen, die die Ausfälle der Tourismusindustrie ausgleichen oder vermindern
könnten, sind selten zu finden. Ein Beitrag fand die volle Unterstützung des
Vorschlags. Darin heißt es: „Toll, wenn ich länger da bleiben muss, habe ich
gleich ein wenig Taschengeld mehr.“
Ist das die Zielgruppe des „Tourism Council of Thailand“? Das ist schwer
vorstellbar. Ein wenig Zurückhaltung bei Vorschlägen zur Belebung des Tourismus
könnte nicht schaden. Vielleicht sollte man erst mal gründlich nachdenken, bevor
man solche Vorschläge in die Welt setzt.
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