Besuche, Besuche, Besuche

Franz Schmid

Pattaya wird, besonders in letzter Zeit, von vielen hohen Persönlichkeiten besucht.
Damit meine ich keinesfalls nur die Ministerpräsidenten und Repräsentanten von ASEAN, denn an diese Blamage für Pattaya sollten wir am Besten nicht einmal mehr denken.
Nein, es gibt auch viele andere Leute, die Pattaya besuchen und Hilfestellung leisten. Hilfestellung an Bedürftige, an Kinder, an die Umwelt.
Das ist alles sehr schön! Der deutsche Botschafter war kürzlich hier und übergab einen Scheck an das Child Development Center und dasselbe tat auch der Schweizer Botschafter.
Der amerikanische Botschafter war neulich auch hier und besuchte das Pattaya Waisenhaus und das Redemptorist Center. Ja, und auch der britische Botschafter erschien erst vor einigen Tagen, um das Welcome Center des Pattaya Waisenhauses einzuweihen und hisste sogar eigenhändig die britische Flagge.
Das sind gute Besuche, Besuche die wir uns merken sollten und deren Wichtigkeit wir niemals unterschätzen dürfen!
Es gibt auch Besuche von internationalen Bands in Pattaya. Erst kürzlich war die berühmte Grammy-Siegerband Ozomatli im Redemptorist Center und spielte dort für die vielen Waisen, Blinden, Krüppel und Tauben auf.
Und dann gibt es noch die Besuche von Abgeordneten und Ministern, die sich alle ‚ein Bild von Pattaya‘ machen wollen. Regierungsbeamte, die Pattayas Sicherheit auf den Straßen, in den Pubs und überhaupt überprüfen wollen.
Wie oft haben wir derartige Besuche schon erlebt. Gott behüte, damit meine ich nicht, dass diese Besuche nicht wichtig oder gut sind. Meine Gedanken gehen allerdings dahin, dass, wenn solche Besuche kommen, alle wichtigen und richtigen (oder auch nicht richtigen) Stellen bestens informiert sind. Die Polizisten wachen dann eifrig über den Straßenverkehr, was sie sonst gerne ein wenig vernachlässigen. Die Pubbesitzer und Manager sind alle informiert darüber, dass Besuch kommt und alle zeigen sich – und natürlich auch das Lokal – von ihrer besten Seite. Die kleinen Jungs und auch Mädchen, die sich sonst auf den Straßen und in einschlägigen Lokalen prostituieren, sind verschwunden und das sind auch die Bettler, die kleinen Kinder die nachts Kaugummi verkaufen, die Drogensüchtigen, die Pattayas Strand bevölkern, und die vielen Händler, die Porno-CDs und andere Ware, meist gefälscht, anbieten.
Ja, was sollen denn die hohen Herren denn nun wirklich besichtigen? Für sie sieht es meist so aus, als würde in Pattaya Gesetz und Ordnung herrschen.
Aber haben wir wirklich Recht und Gesetz hier? Was ist mit all den Betrunkenen, die von der Polizei angehalten werden, Strafe bezahlen müssen, danach aber unbehelligt ihren Weg im Fahrzeug fortsetzen dürfen? Was ist mit den Kindern, die geschnappt werden? Die kommen ins Gefängnis, aber ihre Schänder sind bald wieder frei, nachdem sie eine großzügige Kaution bezahlt haben. Es gibt, so glaube ich, nirgendwo in der Welt Polizei, die notorische Straftäter immer wieder gegen Kaution freilässt, damit diese, falls es je zu einem Prozess kommen sollte, noch einige Jahre weiter ihr Unwesen treiben können.
Mein Gedanke ging deshalb dahin, dass es endlich an der Zeit wäre, Besuche von hohen Herren zu bekommen, ohne dass sie angekündigt und mit großem Bahnhof empfangen werden, damit sie sich ein echtes Bild über Pattayas ‚Recht und Gesetz‘ bilden können.