Freie Meinungsäußerung hat Grenzen
Franz Schmid
Wir leben ja wahrhaftig in einem Jahrhundert der Kommunikation, wie es die
Welt noch nicht kannte. Möglich gemacht hat es das Internet, mit dem man
praktisch unbegrenzten Zugang zu Wissen aller Art hat. Nachrichten und Meinungen
verbreiten sich in Windeseile um den Erdball.
Allerdings tun sich mit der neuen Technik auch Probleme vielerlei Art auf. Durch
die internationale Struktur und weitgehende Anonymität besteht de facto ein
rechtsfreier Raum; spärlich vorhandene Gesetze können kaum durchgesetzt werden.
Jeder, der eine E-Mail-Adresse hat, weiß ein Lied davon zu singen. Unerwünschte
Werbebotschaften oder Schlimmeres verstopfen so manches Konto.
Das Internet wurde in den Jahren immer schneller und damit wurden auch die
Kapazitäten erweitert. Heutzutage ist es jedermann möglich, eigene Foren oder so
genannte Blogs ins Netz zu setzen. Der durchschnittliche Internetnutzer stößt
sehr schnell auf diese Art von Kommunikationsvarianten, wenn er sich zu einem
bestimmten Thema informieren möchte. Manche Foren haben Hunderte von Lesern, die
zum Teil auch ihre Kommentare zu einem Artikel abgeben. Oft haben die Foren auch
Moderatoren, die vorab überprüfen, ob Kommentare oder Artikel geeignet sind,
veröffentlicht zu werden. Da hängt es dann von der Entscheidung und den
Vorlieben des Moderators ab, welche Beiträge auf der Webseite erscheinen.
Beim Besuch einiger Foren und Blogs ist aber leicht festzustellen, dass hier
eine Meinungsmache unterstützt wird, die leider auch vor Beleidigungen und üblem
Nachruf nicht Halt macht. Einzelpersonen oder Konkurrenten werden aufs Korn
genommen, und jeder, der glaubt, seinen Senf dazu geben zu müssen, kommt zu
Wort. Dies ist eine der negativen Seiten der freien Meinungsäußerung. Die
wenigsten der Angegriffenen werden den Klageweg beschreiten, da dies mit Kosten
und Arbeit verbunden ist, zumal der Ausgang recht zweifelhaft ist. Beispiel:
Jemand wird in einem Forum oder Blog mit Vorwürfen konfrontiert, die nicht
haltbar sind. Gegen wen soll er vorgehen, wen verklagen? Das wird mitunter durch
die komplizierte Rechtslage nicht so einfach sein. Die betreffende Person lebt
beispielsweise in Thailand, der Server steht aber im Ausland. Die betreffenden
Autoren der Artikel haben ein Pseudonym.
Es liegt daher am gesellschaftlichen Verständnis der Betreiber von Foren, wie
sie sich verhalten. Andrerseits liegt es auch am Internet-Surfer, ob er es sich
antun will, derartige Beiträge zu lesen. Sehr schnell wird er merken, was
wirklich für die Allgemeinheit interessant ist, ob dort nur gemeckert wird oder
Halbwahrheiten verbreitet werden. Die Meinungsfreiheit hat auch im Zeitalter der
Kommunikation ihre Grenzen, und zwar dort, wo sie andere nur aus Bosheit
angreift.
|