Panikmache oder Verschweigen helfen nicht weiter
Franz Schmidt
Die Schweinegrippe hat nun auch Thailand erreicht. Niemand ist wohl davon
ausgegangen, dass das Königreich davon verschont bleibt. Nach SARS (Schwere
Akute Atem-
wegssyndrome) und Vogelgrippe ist dies die dritte große Seuche, mit der das Land
innerhalb weniger Jahre zu kämpfen hat. Betroffen ist davon insbesondere die
Tourismusbrache, die sowieso schon unter der politischen Unsicherheit und der
weltweiten Rezession zu leiden hat.
Im Mai geriet eine deutsche Touristin in die Schlagzeilen, die sich angeblich in
Hua Hin infiziert hatte und auf dem Transport in ein Bangkoker Krankenhaus
verstarb. Der Fall stellte sich als falscher Alarm heraus. Doch das war kein
Grund zur Entwarnung, denn die Gesundheitsbehörden wollten die Öffentlichkeit
nicht in falscher Sicherheit wiegen. Derzeit sind mehrere hundert Fälle bekannt.
Die Behörden haben daher Vorsorgemaßnahmen getroffen. Das reicht vom Schließen
von Universitäten, Schulen bis hin zur Stilllegung von Unterhaltungsbetrieben.
Über all dies wird in den öffentlichen Medien berichtet.
Für einige Ministerielle und Krankenhausdirektoren war das aber ein wenig Zuviel
an Berichterstattung. Die Medien sollten sich zurückhalten, um die
Öffentlichkeit nicht zu verunsichern. Ausschlaggebend für diese Haltung war die
Äußerung des Gesundheitsministers Witthaya Kaewparadai, man könne landesweit mit
über 10.000 Infektionen rechnen. Der Fall zweier taiwanesischer Touristen, die
sich in einer Diskothek in Pattaya ansteckten, sorgte ebenfalls für großes
Aufsehen, zumal der Präsident des Verbandes thailändischer Hotels (THA),
Chatchawal Supachayanont, Unterhal-
tungsbetriebe, Gasthäuser und Restaurants gebeten hatte, ihre Betriebe
zeitweilig zu schließen. Da immer mehr Fälle bekannt wurden, hob die WHO die
Alarmstufe auf die höchste Stufe an, empfahl aber keine Reisebeschränkung oder
Schließung von Grenzübergängen. Dem Vizepräsidenten des Tourismusverbandes in
Phuket, Phurit Maswongsa, war das zuviel. Er meinte, die WHO würde mit dieser
Maßnahme Reisende und die Öffentlichkeit verschrecken.
Die Meinung einiger Verantwortlicher, man solle über die Schweinegrippe nicht
soviel berichten, wird aber von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva nicht
geteilt. Er teilte mit, dass keine Zahlen über Infektionen von Regierungsseite
zurückgehalten werden. Vorher war bekannt geworden, dass das
Gesundheitsministerium Provinzbehörden aufgefordert hätte, zu den Medien nicht
über diese Fälle zu sprechen. Auch Bangkoks Gouverneur Sukhumbhand Paribatra
kritisierte diesbezüglich das Gesundheitsministerium.
Die Öffentlichkeit und Besucher in Thailand haben ein Recht darauf,
wahrheitsgemäß informiert zu werden. Weder Verschweigen, Panikmache oder
Verschleppungstaktiken helfen in dieser Angelegenheit nicht weiter. Die
Regierung steht in der Verantwortung!
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