|
|
Die Besserwisser
Franz Schmid
Der tragische Tod eines Jugendlichen im Schwimmbecken des Pattaya Parks hat
weltweit in den Medien und im Internet für Aufsehen erregt. Was war geschehen?
Der Junge und seine Familie, die seit neun Monaten in Pattaya leben, hatten
einen Ausflug zum Pattaya Park unternommen, um vor ihrer Abreise nach Indien
noch einmal auszuspannen.
Plötzlich war der Junge verschwunden, obwohl er kurz zuvor noch im Schwimmbecken
gesehen wurde. Die Eltern alarmierten die Rettungsschwimmer der Anlage, weil sie
den Verdacht hatten, der Junge könne sich in einem Schacht des Pumpensystems
verfangen haben. Die Rettungsschwimmer reagierten darauf erstmal volle 30
Minuten überhaupt nicht. Sie behaupteten, dies sei unmöglich, da die Gitter zu
den Pumpenschächten verschlossen sind und nicht geöffnet werden können. Leider
aber war dem nicht so. Der Junge öffnete bei der Suche nach seiner verlorenen
Schwimmbrille eines der Gitter und tauchte in den Schacht, aus dem er nicht mehr
entkam.
Erst auf Drängen der Eltern ließ sich die Verwaltung nach qualvollen 30 Minuten
dazu erweichen, im Pumpenraum ein Gatter zu öffnen. Zu aller Entsetzen wurde der
Leichnam des Jungen herausgespült.
Das Aufsichtspersonal am Swimmingpool sagte später als Entschuldigung, seit
Inbetriebnahme des Schwimmbeckens vor zehn Jahren sei bisher kein Unfall
passiert. Außerdem habe man sich davon überzeugt, dass die Gitter zu den
Pumpenschächten verschlossen waren. „Was nicht sein darf, kann nicht sein“
scheint hier das Motto gewesen zu sein. Die Besserwisser werden mit der
moralischen Schuld ihr Leben lang weiter leben müssen. Das ist allerdings ein
schwacher Trost für die Familie, die eine genaue Untersuchung des Vorfalls und
der Standards der Sicherheitseinrichtungen fordert.
Die Verwaltung des Vergnügungsparks hat der Familie auf der Stelle eine
Entschädigung angeboten. Die Familie hat dies abgelehnt, denn „jetzt ist nicht
die Zeit, um über Geld zu reden“. Offensichtlich glaubt die Verwaltung, mit Geld
könne man alles regeln und irgendwie aus der Welt schaffen. Ähnliche Praktiken
sind in Thailand ja sehr verbreitet, vor allem bei Verkehrsunfällen und dem
Stellen von Kautionen bei mehr oder minder großen Straftaten.
Auf Pattaya wirft der Vorfall wieder einmal ein schlechtes Licht, was man in
dieser angespannten Lage, in der sich die Tourismusindustrie befindet, überhaupt
nicht gebrauchen kann. Oft scheint es, einige einheimische Publikationen haben
die Schere im Kopf, wenn es um derartige Berichte geht. Man ängstigt sich, das
Ansehen Thailands zu schädigen, oder es ist der Tourismusindustrie abträglich
und man publiziert einfach nicht.
Doch in der heutigen Welt gehen Nachrichten mit Lichtgeschwindigkeit um den
ganzen Globus, ob man das nun mag oder nicht. Mit einer objektiven
Berichterstattung ist der Sache mehr gedient als mit Verschweigen. Leider sind
die Medien nicht so frei, wie es den Anschein hat. Da muss man auf
wirtschaftliche oder politische Rücksichten acht geben. Diese Interessen haben
Vorrang. Auch das ist eine Tatsache, ob man es nun mag oder nicht.
|
|
|
|
|