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Ordnung muss sein
Franz Schmid
Am 8. Juli geschah etwas Unfassbares – zumindest in den Augen der örtlichen
Ordnungshüter. Da hatte sich doch tatsächlich ein betrunkener Brite auf eine
Straßenkreuzung der 2. Road gelegt. Und das am helllichten Tag! Dort wollte er
seinen Rausch ausschlafen und gleichzeitig ein Sonnenbad nehmen.
Diese Verkehrsbehinderung konnte man natürlich nicht durchgehen lassen, und so
wurde der Betrunkene von der Kreuzung getragen und an einen anderen Ort
gebracht, wo er nicht mehr so störte. Viel mehr als die Verkehrsbehinderung
interessierte aber die Polizei eine Frage: Wie kann es sein, dass an einem
buddhistischen Feiertag, an dem ein strenges Verbot von Alkoholausschank
herrscht, es jemandem gelinge, sich zu betrinken? Aus welchen dunklen Quellen
mag er Bier und Schnaps bezogen haben? Ist da etwa ein geheimes Netzwerk tätig,
das sich zum Ziel gesetzt hat, das Alkoholverbot zu umgehen oder etwa noch
Schlimmeres? Leider konnte der Brite nicht dazu Stellung nehmen, da er sich im
Vollrausch befand und seine Aussage nur lallend und nuschelnd machen konnte.
Aber wahrscheinlich hätte er seine Bezugsquelle sowieso nicht verraten, denn
dann wäre es sicherlich vorbei mit seinen Zechtouren an buddhistischen
Feiertagen.
Die Polizei hat mit ihrer Empörung über diese Schandtat ihr Ansehen wieder ein
wenig aufpoliert, zeigt es doch, dass die Polizisten gute Staatsbürger sind, die
solche Freveltaten im Keim ersticken wollen, wenn sie es könnten. Ein Lob den
Ordnungshütern, die derartig scharfsinnige Fragen stellen! Sie sind ein Beispiel
für ihre Berufskollegen! Erst kürzlich hatte der Polizeichef von Pattaya seine
Mannschaft zu verbesserter Arbeitsmoral aufgerufen. Sie sollten von der
Mentalität, „nur von neun bis fünf“ ablassen. Recht hat er! Es wäre ja noch
schöner, wenn ein Polizist einfach Feierabend macht, wenn auf den Straßen noch
die Kriminalität tobt. Der Polizeichef wünschte sich für Pattaya auch mehr
Sicherheit. Dazu könnten auch stichprobenartige Alkoholtests bei Passanten an
buddhistischen Feiertagen gehören. Ein Staatsdiener sollte rund um die Uhr im
Einsatz sein. Die Gangster würden jammern und zittern; die schönen Zeiten wären
vorbei. Deshalb hätte es zum Ansehen der Ordnungshüter noch mehr beigetragen,
wenn sie diese wichtige Frage erst nach Einbruch der Dunkelheit aufgeworfen
hätten. Leider war es nicht so, die Frage wurde in der üblichen Bürozeit
gestellt. Sicherlich werden die Polizeibeamten nicht eher ruhen, bis sie
beantwortet ist. Zu empfehlen ist eine Beschattung des Briten, der bestimmt
wieder rückfällig wird. Wenn die Falle dann zuschnappt, wird die Polizeiführung
nicht zögern, die Beamten mit Verdienstorden auszuzeichnen, weil sie wieder
einmal einen kriminellen Sumpf im wahrsten Sinne des Wortes trocken gelegt
haben.
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