Geburtstagsfeier
mit großer Überraschung
Franz Schmid
Ein Vollblutunternehmer steckt immer voller Ideen, speziell wenn er seinen 60.
Geburtstag feiert - auch wenn er gerade auf der Flucht ist. So auch der
ehemalige Premierminister Thaksin, der in einer Videoübertragung bei einer
seiner Geburtstagsfeiern verlauten ließ, er plane eine Satellitenfernsehfirma zu
gründen. Von den 100 Kanälen sollen drei für sein Volk reserviert werden.
Schwerpunkte dieser Kanäle sind Werbung für einheimische Produkte, schonungslose
Reportagen über die Armut in seiner Heimat und Bildungsprogramme für Schüler und
Studenten. Von seinen Anhängern wurde diese Ankündigung begeistert aufgenommen,
zeigte sie doch wieder einmal seine soziale Fürsorge.
Der Ex-Premier konnte in seinem Heimatland nicht persönlich an den
Geburtstagsfeierlichkeiten teilnehmen, da er wie gesagt hier verhaftet werden
würde, aber er ließ sich von Pappfiguren und Pappmützen mit seinem Konterfei
würdig vertreten.
Ansonsten hat ja der ehemalige Premierminister bei den hiesigen Fernsehanstalten
keine große Plattform, woran er aber auch ein wenig Schuld trägt. Schließlich
verkaufte er doch Anfang 2006 seinen Kommunikationskonzern Shin Corp., mit dem
er ein Medienimperium bei Satellitenübertragungen und beim Mobilfunk in Thailand
hatte, nach Singapur - steuerfrei, versteht sich.
Wie es scheint, will er nun in diesem Unternehmensbereich wieder neu starten,
Erfahrungen hat er ja reichlich. Wer eigentlich soll zu diesen Programmen Zugang
haben und wie? Kann sich die Mehrheit der Landbevölkerung die Anschaffung einer
Satellitenschüssel leisten? Viele haben schon Probleme, alle terrestrischen
Fernsehsender über Antenne zu empfangen. Satellitenfernsehen ist in Thailand
nicht sehr verbreitet. Fernsehsender wie zum Beispiel ASTV (Nachrichtensender
der „Gelbhemden“) werden nur von einem Bruchteil der Bevölkerung via Satellit,
Kabel oder im Internet tatsächlich gesehen. Aber genau wie die Demonstrationen
dieser Landbevölkerung per Knopfdruck gesteuert werden, wird es mit Sicherheit
auch bald riesige Satellitenschüsseln dort geben.
Hat diese Ankündigung außer der sozialen vielleicht noch eine geschäftliche
Dimension oder gar eine politische? Das ist keineswegs auszuschließen. Der
Ex-Premier hat in Thailand immer noch eine große Anhängerschaft. Wenn sich nun
die Möglichkeit böte, dass ihr Idol im Fernsehen präsent ist, würden vielleicht
viele bereit sein, sich eine Satellitenschüssel anzuschaffen. Der Vertrieb
solcher Schüsseln könnte also durchaus lukrativ sein. Ein gewollter Nebeneffekt
wäre, das Andenken an den im selbst auferlegten Exil lebenden Politiker aufrecht
zu erhalten und Stimmung für seine Wiederkehr nach Thailand zu machen. Das wäre
dann die wirklich große Überraschung, wenn es gelingen sollte. Und der Herr ist
ja immer für eine Überraschung gut.
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