Teutoburger Wald statt Thailand?
Franz Schmid
Die Diskussion ist nicht neu. Soll man um des Klimaschutzes willen auf
Fernreisen verzichten? Rechtzeitig vor dem Beginn der Winter-Reisesaison will
man die Reiselustigen davon überzeugen, dass ein Urlaub in der Heimat auch seine
Reize hat und man dazu auch noch sein Gewissen beruhigen kann, etwas für den
Klimaschutz getan zu haben.
Dr. Andreas Troge, inzwischen pensionierter Präsident des Umweltbundesamtes,
sagte im März 2007 in einem Interview: „Wer beispielsweise mit dem Flugzeug nach
Südostasien reist, sollte wissen, dass dabei mehr als sechs Tonnen
CO2-Emissionen pro Kopf entstehen.“
Mahnende Worte gibt es ganz aktuell auch vom World Wildlife Fund. Das
Reiseverhalten der Deutschen sei kein Vorbild für andere Länder, erklärte Petra
Bollich vom World Wildlife Fund (WWF). „Würden alle Menschen wie die Deutschen
reisen, würden sich die weltweiten Reiseemissionen vervierfachen. Es wird
höchste Zeit, dass sich der touristische Klima-Fußabdruck deutscher Urlauber und
Reiseanbieter deutlich verringert“, forderte sie.
Die Begründung für diese Forderungen ist einfach. Mit verringerten Emissionen
könne man künftigen Generationen einen nicht so stark aufgeheizten Planeten
hinterlassen. Das hört sich auf den ersten Blick recht gut an. Doch das Wohl
künftiger Generationen hängt auch von ganz anderen Faktoren ab. Wäre es nicht
gut, wenn der Staat seine Verschuldung abbauen würde und keine neuen Schulden
aufnähme? Alle könnten dazu beitragen, wenn sie eben auf ein bisschen Lohn
verzichten würden oder Steuererhöhungen stillschweigend hinnehmen.
Reisen ist heutzutage nicht mehr das Privileg einiger begüterter Kreise. Der
Massentourismus gestattet es auch Menschen mit schmalem Geldbeutel, einmal in
die Ferne zu reisen. Warum will man ihnen ein schlechtes Gewissen einreden?
Sicher gibt es in der Heimat schöne Urlaubsziele, aber der Kontakt mit fremden
Kulturen erweitert den Gesichtskreis. Gerade im Winter zieht es viele Menschen
in wärmere Länder, so auch ins tropische Thailand. Man sollte es den Menschen
gönnen und es ihnen nicht vermiesen. Länder wie Thailand sind auf einen
florierenden Tourismus angewiesen. Ein Ausbleiben der Touristen hat starke
Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Daher profitieren sowohl das Urlaubsland
als auch der Besucher vom Massentourismus, beide allerdings in unterschiedlicher
Weise.
Wenn man sich die Zahlen genauer anguckt, kann man daraus schließen, dass ein
Verzicht auf Fernreisen die Welt nicht unbedingt rettet.
In der Stellungnahme des WWF heißt es weiter: Tourismus sei weltweit für fünf
Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zwar seien nur drei Prozent
aller Trips Fernreisen per Flugzeug, diese verursachten aber 17 Prozent der
klimaschädlichen Emissionen im Tourismus. In großen Höhen würden sich die
Emissionen auf den Treibhauseffekt weitaus stärker auswirken am Boden.
Also, liebe Freunde, auf in den Teutoburger Wald, und zwar zu Fuß. Dann ist die
Welt wieder in Ordnung!
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