Ein in Vergessenheit geratenes Thema
Franz Schmid
Kürzlich wurde auf einem Seminar in Pattaya ein Thema behandelt, das anscheinend
in Vergessenheit geraten war: die Korruption in Thailand. Auch der Begriff
Korruption scheint vielen nicht mehr geläufig zu sein, daher hier die Definition
aus der Wikipedia: Korruption (lat. corruptus – bestochen) im juristischen Sinn
ist der Missbrauch einer Vertrauensstellung in einer Funktion in Verwaltung,
Justiz, Wirtschaft, Politik oder auch nichtwirtschaftlichen Vereinigungen oder
Organisationen, zum Beispiel auch Stiftungen, um einen materiellen oder
immateriellen Vorteil zu erlangen, auf den kein rechtlich begründeter Anspruch
besteht.
Korruption bezeichnet Bestechung und Bestechlichkeit, Vorteilsannahme und
Vorteilsgewährung. Im politischen Sinn ist Korruption nach einer Definition des
Politikwissenschaftlers Harold Dwight Lasswell die Verletzung eines allgemeinen
Interesses zu Gunsten eines speziellen Vorteils. In einer weiter gefassten
Definition bedeutet Korruption auch „moralische Verdorbenheit“.
Interessanterweise fand dieses Seminar mit dem Thema „Thais sollen nicht
betrügen“ statt, wandte sich daher augenscheinlich an die eigene Bevölkerung
bzw. an diejenigen, die in Machtpositionen sitzen. Auch setzte sich das Seminar
ein hohes Ziel: Die Korruption soll ein für allemal ausgerottet werden, zum Wohl
des Vaterlandes natürlich. Das wird jedoch ein weiter Weg werden, denn im
internationalen Vergleich landet Thailand auf der Liste der von der Korruption
am wenigsten betroffenen Länder auf Platz 80, Dänemark auf Platz 1. Bei
insgesamt 183 Ländern, die vom internationalen Zentrum für Korruptionsforschung
untersucht wurden, ist dies dennoch ein guter Platz im Mittelfeld.
Im thailändischen Sprachgebrauch ist das Wort „Korruption“ nicht so sehr üblich,
man ersetzt es lieber durch „Teegeld“. Hört sich das nicht viel besser an? Muss
man denn immer gleich mit der Tür ins Haus fallen? Mehr oder weniger kleine
Aufmerksamkeiten bei Behördengängen schmieren doch gleich das oft etwas träge
Getriebe des Alltags. Das weiß doch jeder. Die Macht der Gewohnheit lässt sich
nicht so schnell ausmerzen. Man gewöhnt sich an vieles: den freundlich
lächelnden Polizisten, der behauptet, man sei zu schnell gefahren, an den
sorgfältig arbeitenden Beamten, dem immer noch eine Fotokopie zur Bearbeitung
der Unterlagen fehlt und die vagen Vertröstungen der Internetfirma, die den
vollen Speed in absehbarer Zeit wieder zur Verfügung stellen will.
Soll man sich mit solchen Kleinigkeiten wirklich aufhalten? Gibt es nicht
Wichtigeres zu tun? Dankenswerterweise hat sich dieses Seminar nun des Themas
angenommen und wird viel Papier produzieren, nachdem es seine Kenntnisse
ausgewertet hat. Die Resultate sollen allen Verwaltungen bekannt gemacht werden.
Fraglich ist, ob sich da überhaupt jemand angesprochen fühlt. Vielleicht wissen
die Betreffenden nicht einmal, wovon die Rede ist. Sie werden jeden
Korruptionsverdacht empört zurückweisen, es gilt das Gesicht zu wahren. Bis zum
nächsten Seminar.
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