„Alle Probleme können nicht
gleichzeitig gelöst werden“
Franz Schmid
Das Ansehen des Tourismus in Thailand soll wieder aufpoliert werden. Die
Tourismusindustrie hat unter den Horrormeldungen der vergangenen Monate stark
gelitten. Im Gedächtnis der potenziellen Thailandtouristen sind die Bilder von
der Flughafenbelagerung, den Ausschreitungen beim ASEAN-Gipfel in Pattaya, die
Meldungen über Erpressungen von Touristen, Gepäckdiebstahl und illegale
Taxifahrer auf dem Flughafen Suvarnabhumi haften geblieben.
Nun gesellt sich neues Ungemach hinzu. Ein britischer Fernsehsender strahlt
zurzeit eine Dokumentarserie unter dem Titel „Big Trouble in Tourist Thailand“
(Großer Ärger im Ferienland Thailand) aus, die auch auf YouTube zu sehen ist.
Darin werden Videoclips aus Phuket gezeigt, wie ein Jetski-Vermieter mit
Waffengewalt einen Touristen ausnimmt und wie eine Britin wegen angeblichen
Marihuanabesitzes 80.000 Baht als Kaution an die Polizei zahlen muss. Die
Videoclips, meint die thailändische Polizei natürlich, seien gestellt.
Aber das Hauptproblem bleibt der Flughafen Suvarnabhumi. Der Flughafen rangiert
auf der Liste Spitzenflughäfen der Welt auf Platz 28. Die regionalen Rivalen
Seoul, Singapur und Hongkong halten die drei ersten Plätze. Premierminister
Abhisit Vejjajiva hatte sich Mitte August bei einem Besuch des Flughafens ein
eigenes Bild gemacht hat. Grund des Besuchs waren Beschwerden von Touristen,
dass sie angeblich fälschlicherweise des Diebstahls bezichtigt wurden und
außerhalb des Flughafens unter dubiosen Umständen in entlegenen Polizeistationen
verhört wurden.
Vieles soll sich ändern oder hat sich schon geändert. Verdächtige Reisende
werden nun im Flughafengebäude befragt, und die Befragung wird auf Video
aufgenommen. Die Gepäckträger des Flughafens tragen jetzt Uniformen mit
zugenähten Taschen, um nicht in die Versuchung des Stibitzens zu geraten. Eine
sechswöchige Razzia gegen illegale Taxifahrer und Reiseführer führte zu 1.200
Verhaftungen. Die Zahl täuscht, da viele von ihnen Wiederholungstäter waren. Mit
einer Geldbuße von 1.000 Baht wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt. Eine
derart lächerliche Strafe bleibt wirkungslos. Leitende Angestellte des
Flughafens stehen unter dem Verdacht, mit Mafia-Banden auf dem Flughafen
zusammenzuarbeiten. Nachweisen konnte man nichts, aber einige sind auf andere
Posten versetzt worden. 50 neue Überwachungskameras sind inzwischen installiert
worden, 327 sollen folgen.
Die Sitzgelegenheiten in den etwas trostlosen Warteräumen sollen frisch
gepolstert und Internet-Terminals für die Reisenden eingerichtet werden.
Die Kosten für die Verbesserungen und die neuen Sicherheitsmaßnahmen werden auf
über 150 Millionen geschätzt. Zeigen sie Wirkung, ist das Geld gut angelegt.
Aber erst die Zukunft wird zeigen, ob es nicht nur kosmetische Korrekturen
waren. Den Schlendrian und das Weggucken der Flughafenbehörde auszumerzen, wird
nicht einfach sein. Der Premierminister drückt es diplomatisch aus: „Ich denke,
die Probleme können erheblich reduziert werden – aber sie alle auf einmal
loszuwerden, wird schwierig.“
|