Fit für das 21. Jahrhundert?
Franz Schmid
Vor kurzem hat das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum) seinen Bericht
über die globale Informationstechnologie veröffentlicht. Dieser bewertet den
Stand der IT-Technologie von 134 Nationen. Der Report unterstreicht, dass zu den
Grundlagen des Wachstums, um die derzeitige Wirtschaftskrise zu überwinden, ein
hohes Bildungsniveau und technologische Innovationen gehören. Er sieht einen
engen Zusammenhang zwischen Mobilität und einem hohen Standard bei Informations-
und Computertechnologie.
Die Liste führen wie im Vorjahr Dänemark und Schweden an, auf Platz drei folgen
die USA. Thailand rutschte von Rang 40 im letzten Jahr auf Platz 47. Führend im
asiatischen Raum ist Singapur auf Rang 4, das Nachbarland Malaysia nimmt Platz
28 ein, und da ist es auch kein Trost, dass Vietnam auf Rang 70 kam. Das ist ein
klares Zeichen, dass Thailand im internationalen IT-Wettbewerb an Boden verloren
hat. Das Weltwirtschaftsforum ist der Auffassung, dass Länder, die diese
Technologie vernachlässigen, nicht nur ihre Bürger im Stich lassen, sondern sich
bei der Entwicklung des Landes selbst Steine in den Weg legen.
Der Report ist daher auch eine indirekte Schuldzuweisung an die betreffenden
Regierungen. Nun rächt es sich, dass dem Ministerium für Technologie und
Information auch von dieser Regierung ein niedriger Stellenwert zugewiesen
wurde. Sie folgte damit praktisch der Politik der zwei vorhergehenden
Regierungen, die bei der IT-Technologie keinerlei Motivation und Führungsstärke
zeigten. Das Ministerium hat sich bisher nur dadurch hervorgetan, dass es ihm
gelungen ist, 17.000 Webseiten zu blockieren. Diese Webseiten stellen nach
Ansicht des Ministeriums eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar,
wahrscheinlicher ist aber, dass die Öffentlichkeit von „politisch nicht
korrekten“ Ansichten verschont bleiben soll. Ein trostloses Bild bietet sich auf
dem IT-Sektor. Selbst die Belegschaften der staatlichen
Telekommunikationsagenturen TOT und CAT Telecom haben gegen die Untätigkeit des
Ministeriums öffentlich demonstriert. Die Informationstechnologie ist auf allen
Ebenen zu einem Stillstand gekommen, von Innovationen keine Spur. Für die
Menschen und die Wirtschaft des Landes ist das bitter. Informationstechnologie
gehört im 21. Jahrhundert zur Infrastruktur eines modernen Landes. Die
Weiterentwicklung kann nicht nur dem Privatsektor überlassen bleiben. Der Staat
ist in höchstem Maß gefordert. Sollte keine Änderung in der Politik erfolgen,
wird Thailand auf der Rangliste abrutschen und an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber
anderen Staaten Südostasiens verlieren. Hoffentlich geben die Erkenntnisse des
Weltwirtschaftsforums den Verantwortlichen einen Denkanstoß. Denn trotz des
derzeitigen politischen Gerangels darf die Zukunft des Landes nicht aus dem
Blickfeld geraten.
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