Die Krise der Printmedien

Franz Schmid

Die Printmedien stecken in ihrer größten Krise seit Jahrzehnten. Daran ist nicht nur die gegenwärtige Wirtschaftskrise Schuld, sie bekommen immer mehr die Konkurrenz des Internets zu spüren. Das trifft sowohl auf die Leserschaft als auch auf die Werbetreibenden zu. Ein Großteil der Leserschaft versorgt sich mit aktuellen Informationen aus dem Internet, Anzeigenkunden inserieren lieber im Internet, in der Hoffnung, einen größeren Kundenkreis anzusprechen. Online-Zeitungen werden vor allen Dingen von jüngeren Leuten bevorzugt, Nachrichten in den gedruckten Medien werden als veraltet angesehen. „Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern“, dieser einst ironisch gemeinte Spruch aus der guten alten Zeit Gutenbergs ist im digitalen Zeitalter Wirklichkeit geworden.
Leider bleiben bei Online-Zeitungen oft Hindergrundberichte und Analysen auf der Strecke, die Berichterstattung droht zu verflachen. Von Meinungsvielfalt ist kaum noch etwas zu spüren, ein paar „Macher“ produzieren Nachrichten, was das Zeug hält. Die traditionellen Zeitungen sind weiterhin im Internet präsent. Das ist aber ein zweischneidiges Schwert. Sie sind gezwungen, dort präsent zu sein, weil „die anderen“ dies auch sind. Gleichzeitig macht sich die Zeitung aber selbst Konkurrenz. Einerseits ist sie von Anzeigenkunden abhängig, andererseits aber auch von der verkauften Auflage. Wenn der Leser die Zeitung gratis zu lesen bekommt, entgehen Einnahmen aus dem Verkaufsgeschäft, die Auflage sinkt zwangsläufig, mit der Folge, dass Anzeigenkunden abspringen. Ein wahrer Teufelskreis! Bei Online-Zeitungen ist es ebenso fraglich, ob sich Finanzierungsmodelle über Werbung durchsetzen können. Die digitale Technik stürmt mit Riesenschritten voran, Werbefilter (für Pop-ups) werden immer komplexer. Irgendwann werden die Werbetreibenden mitbekommen, dass ihre Botschaft die Zielgruppe nicht erreicht.
Große Zeitungen in den USA mussten schon zwangsläufig ihre gedruckte Ausgabe einstellen. Viele Wörterbücher und Lexika erscheinen nur noch digital, oftmals kostenlos. Damit verbunden sind Arbeitsplatzverluste in den Redaktionen und den Druckereien. Solange die Kultur, alles über das Internet gratis zu erhalten, weiter besteht, ist zu befürchten, dass immer mehr Verlage ihre Produktpalette einschränken müssen. Nicht nur die Meinungsvielfalt ist dadurch bedroht, vielmehr geht auch die Lesekultur verloren.
Zeitungen gehören im weitesten Sinne zum Dienstleistungsbereich. Welche anderen Dienstleistungen bekommt man aber noch gratis? Kaum welche! Der Verband der deutschen Zeitungsverleger hat kürzlich einen Denkanstoß gegeben. Wer gedruckte Zeitungen im Internet lesen möchte, soll dafür bezahlen. Das kann in verschiedenen Varianten geschehen, entweder im Totalabonnement oder mit der Berechnung einzelner Artikel. Das ist ein neues Feld, auf dem es noch Erfahrungen zu sammeln gilt. Sicher ist aber, dass der Leser für eine erbrachte Leistung in Zukunft bezahlen muss, in welcher Form auch immer.