Ernst Michael Kryschak

Der neue alte Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Marien in Bangkok

Peter Nordhues
Seit 1. September ist Ernst Michael Kryschak der Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Marien in Bangkok. Pfarrer Clemens Fabry, der 10 Jahre die katholischen Christen in Bangkok und Pattaya betreute, hat eine neue Aufgabe in Kapstadt, Südafrika, übernommen.

Pfarrer Kryschak ist eigentlich schon im Ruhestand. Er wird – wie man so schön sagt – als „Überbrückungspfarrer“ wirken, denn das war auch der Wunsch des Pfarrgemeinderats, der ihn gebeten hatte, wieder nach Bangkok zu kommen. Wieder? Ja, wieder! Pfarrer Kryschak hatte vor 20 Jahren die Gemeinde in Bangkok gegründet. Das geschah damals mit Hilfe des verstorbenen Schweizer Geschäftsmanns Walter Leo Meyer, der auch der Gründer der St. Nikolaus Kirche in Pattaya war.
„Seelsorger ist man, solange man lebt und sich geistig und physisch bewegen kann“, sagt Pfarrer Kryschak zu seiner Berufung nach Bangkok. „Als ich damals Bangkok wieder verließ, ist der Kontakt nach Thailand aber nie abgerissen. Zwischendurch war ich einige Male in Thailand, das letzte Mal vor einem Jahr.“
Ein langes Leben als Seelsorger, Lehrer und Dozent liegt hinter ihm. Sein Lebensweg war so bewegt, dass es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, auf alle Facetten einzugehen. Pfarrer Kryschak wurde in Ratibor, Oberschlesien, geboren, in der Familie lebten fünf Kinder. Das Gebiet wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1945 auf der Konferenz von Teheran Polen zugeschlagen. Sein erstes Studium der Theologie absolvierte er im schlesischen Oppeln/Breslau. Er verließ 1958 als Vertriebener wie viele seiner Landsleute das unter polnischer Verwaltung stehende Schlesien und reiste für einen kurzen Aufenthalt zu seinem Bruder in die USA. Doch es zog ihn nach Deutschland zurück, wo er in der Diözese Essen eine Assistentenstelle in einem Kinder- und Waisenhaus antrat und auch als Religionslehrer in der Berufs- und Realschule tätig war.
Drei Jahre später siedelte er nach Gladbeck in Westfalen um, war dort Religionslehrer am Gymnasium und Seelsorger in der Pfarrgemeinde. Es folgte (nebenbei) ein fünfjähriges Studium in Münster in Geschichte, Philosophie und Sozialkunde, worauf ein Referendarjahr folgte. Schließlich wurde er als Studienrat verbeamtet und lehrte am Gymnasium.
1975 erfolgte ein weiterer Umzug, diesmal nach München, wo er eine Anstellung als Religions- und Geschichtslehrer am Gymnasium fand. Vorübergehend war er auch als Dozent an der Uni München tätig und half in verschiedenen Pfarrgemeinden als Seelsorger aus. 1976 wurde er nebenamtlich Hausgeistlicher eines Altenpflegeheims, das von Ordensschwestern betreut wurde. Sein Aufgabengebiet war neben der Feier von Gottesdiensten, dem Abhalten von Andachten auch die Sterbebegleitung. Seit Anfang der 60-er Jahre war er immer wieder auf deutschen und amerikanischen Kreuzfahrtschiffen als Schiffspfarrer tätig, bis er 1989 sich entschied, für drei Jahre Auslandspfarrer zu werden. Ursprünglich war er vom Katholischen Auslandssekretariat in Bonn für Australien vorgesehen. Doch es kam anders, er ging nach Bangkok! Nach fünf Jahren musste er Bangkok aus Krankheitsgründen verlassen.
Seine Tätigkeit in der Gemeinde, die damals gerade gegründet wurde, prägt auch heute noch das Gemeindeleben. Die Gottesdienste werden wie damals auch in der Kapelle des St. Louis Hospitals in der Sathorn Road jeden Sonntag um 10.30 Uhr abgehalten. Die Nikolausfeier und das St.-Martins-Fest der Gemeinde stehen in gleicher Tradition. Neben der Durchführung sozialer Projekte besuchte er regelmäßig Gefangene in den Gefängnissen und in der Immigration. Zu damaliger Zeit wurden auch abwechselnd in der katholischen und evangelischen Gemeinde Gartenfeste zusammen mit Kinder- und Jugendclubs im ökumenischen Sinne abgehalten, die sich zum Teil bis heute erhalten haben. Auf Weihnachtsbasaren (abwechselnd mit der evangelischen Gemeinde in der Schweizer Schule) wurden Spenden für die Gemeinde und soziale Zwecke gesammelt, mit einem Teil der Einnahmen wurde dem Redemptorist Center in Pattaya Unterstützung teil, das damals noch in bescheidenen Anfängen stand.
Besonders stolz ist Pfarrer Kryschak auf seine damalige Idee, eine eigene kleine Zeitung (vielmehr eine Broschüre) herauszugeben, die den Titel „Gemeinde unterwegs“ trug und heute auch noch, wenn auch in geringerem Umfang existiert. „Damals gab es kaum etwas Deutsches zu lesen. Ich schrieb und sammelte Berichte, warb um Anzeigenkunden und schließlich gingen mit der Zeit an die 2.500 Exemplare mit bis zu 40 bis 60 Seiten Umfang an Interessenten per Post hinaus. Das war schon etwas Besonderes zu damaliger Zeit“, sagt er. Nach seiner Pensionierung und Genesung gründete er neue katholische Auslandsgemeinden und übernahm Vertretungen in verschiedenen Auslandsgemeinden.
Pfarrer Kryschak ist also wieder in Thailand angekommen. Wie lange wird er bleiben? „Ich bin ein ,Übergangspfarrer‘ ohne zeitliche Begrenzung. Vielleicht wird es drei Monate, sechs Monate oder gar ein Jahr dauern, bis ein ständiger Seelsorger gefunden wird. Das liegt nicht in meiner Entscheidung. Ich bin gerne in Thailand und werde so lange bleiben, wie es Gott will“, ist seine Antwort.
Wir wünschen dem neuen alten Pfarrer bei seiner neuen alten Tätigkeit viel Erfolg und Glück. Pfarrer Kryschak kommt immer am ersten Samstag des Monats nach Pattaya, um einen Gottesdienst um 11 Uhr in der Kapelle des Redemptorist Centers zu feiern. Er freut sich, die Gemeindemitglieder in Pattaya persönlich kennen lernen zu dürfen.