Langsam wird es nur noch peinlich
Franz Schmid
Die starrsinnigen Führer der Rothemden haben ein Einsehen gehabt und ihre
angesagten Großdemonstrationen abgesagt. Diese sollten solange andauern, bis die
derzeitige Regierung aus dem Amt vertrieben ist. Aber die Feierlichkeiten zum
Geburtstag des Monarchen und der Tod des ehemaligen Premierministers Samak
Sundaravej waren wohl nicht der rechte Zeitpunkt. Zumindest diese Einsicht hat
gesiegt.
Da aber ein Gesichtsverlust vermieden werden musste, sagten Sprecher der
Rothemden, der Rückzug sei deshalb erfolgt, weil die von der Regierung geplanten
verschärften Sicherheitsmaßnahmen ausgerechnet zu den Geburtstagsfeierlichkeiten
unpassend sind und im Ausland ein schlechtes Licht auf Thailand werfen würden.
Der Schwarze Peter wurde ganz einfach der Regierung zugeschoben, obwohl diese
Begründung schwer nachzuvollziehen ist, denn schließlich wurden die Maßnahmen ja
nur aufgrund der angedrohten Demonstrationen getroffen.
Also muss jetzt erstmal zugewartet und neue Kräfte gesammelt werden, um in einem
neuen Ansatz zu versuchen, dem gestürzten Premierminister Thaksin Shinawatra
wieder den Einfluss zu verschaffen, der ihm in ihren Augen gebührt. Thaksin
selbst hatte von den Demonstrationen abgeraten. Aber möglicherweise war es nicht
staatsmännische Weisheit, die ihn dazu bewogen hat. Vielmehr könnten handfeste
wirtschaftliche Interessen dahinter stecken. Die letzten Jahre hatte er
schließlich in Dubai verbracht. Diese relativ unbeschwerten Jahre dort sind
sicherlich nur durch Investitionen im Land möglich gemacht worden. Wie viel Baht
er investiert hat, wird vorerst sein Geheimnis bleiben, aber es werden
Milliarden gewesen sein. Anzunehmen ist, dass die Finanzkrise in Dubai auch bei
ihm erhebliche Vermögenswerte einfach ausradiert hat.
So trügt vielleicht die Ruhe in diesen Tagen. Mit weniger Geldmitteln als bisher
könnte Thaksin gezwungen sein, mit aller Gewalt zu versuchen, an das
eingefrorene Vermögen in Thailand wieder heranzukommen. Der einzige Weg dazu ist
die Beseitigung der derzeitigen Regierung und die Etablierung einer ihm wohl
gesonnenen Regierung. Man kann sich also auf weitere Protestdemonstrationen
gefasst machen.
Mit einiger Bestürzung mussten seine Anhänger vernehmen, dass der ehemalige
Regierungschef einen neuen Namen angelegt hat, der überhaupt nicht thailändisch
klingt: Takki Shinegra. Da ist von „Thai Rak Thai“ nicht mehr viel übrig.
Inzwischen muss man sich aber schon fragen, ob das Land nicht andere wichtigere
Probleme hat. Es ist ja beinahe peinlich und lächerlich, dass sich alles nur um
eine Person zu drehen scheint, leider auch dieser Artikel. Thailand hat
wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme zu lösen. Die Zeit steht nicht
still, sie gewährt bei diesen Fragen keine Atempause. Die Gesellschaft ist im
Wandel, und der mag schneller kommen als mancher denkt.
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