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Gefangen in Intrigen?
Franz Schmid
Die Verurteilung des thailändischen 31-jährigen Flugingenieurs Sivarak Chutipong
in Kambodscha zu sieben Jahren Haft und 10 Millionen Riel (82.500 Baht) hat in
Thailand große Empörung ausgelöst. Eine Überraschung war die Verurteilung jedoch
nicht.
Sivarak hatte am 10. November Flugdaten einer Maschine mit dem ehemaligen
thailändischen Premierminister Thaksin Shinawatra an die thailändische Botschaft
in Kambodscha weitergegeben. Am 12. November wurde Sivarak verhaftet. Die
thailändische Firma, die ihn beschäftigte, wurde unter kambodschanische Leitung
gestellt.
Der Verurteilte gab im Laufe des Prozesses zu, die Botschaft über das
Privatflugzeug unterrichtet zu haben, sagte aber, er habe nicht gewusst, wer im
Flugzeug sei. Er habe auch keine Dokumente gestohlen. Unklar ist auch, ob die
Botschaft ihn aufgefordert hat, diese Landung zu melden. Von Seiten der
Botschaft jedenfalls wurde das bestritten. Der damals zuständige
Botschaftssekretär wurde nach Bekanntgabe des „Spionagefalls“ des Landes
verwiesen, woraufhin im Gegenzug der Erste Sekretär der kambodschanischen
Botschaft in Thailand auch des Landes verwiesen wurde, denn schließlich konnte
man dies ja nicht auf sich sitzen lassen. Die diplomatischen Beziehungen der
beiden Länder waren sowieso schon angespannt, da die kambodschanische Regierung
den Ex-Premier Thaksin Shinawatra alias Takki Shinegra zum Wirtschaftsberater
des Landes berufen hatte. Während des Prozesses wurde pikanterweise bekannt,
dass das besagte Flugzeug sich eine Stunden lang in thailändischem Luftraum
befand.
Die Mutter des Verurteilten setzt nun alle Hebel in Bewegung, um ihren Sohn aus
dem Gefängnis zu bekommen. Das kann man ihr nicht verdenken, im Gegenteil.
Allerdings will sie auf Anraten ihres Anwalts nicht in die Berufung gehen. Sie
hat sich anders entschieden und bittet die Oppositionspartei Puea Thai und ihren
Vorsitzenden Chavalit Yongchaiyudh um Hilfe, in Kambodscha ein Pardon von König
Norodom Sihamoni zu erhalten. Auch hat sie sich in dieser Frage an den
flüchtigen Thaksin gewandt.
Die thailändische Regierung hatte immer wieder ihre Hilfe in diesem Fall
angeboten, so auch diesmal. Normalerweise kann ein Gesuch für ein königliches
Pardon für einen im Ausland in Haft sitzenden Thai nur von ihm selbst, einem
Angehörigen oder von der Regierung eingereicht werden. Das Außenministerium will
sich jedoch unabhängig von der Meinung der Mutter für ein Pardon einsetzen.
Der ganze Fall bietet zahlreiche spannungsvolle Elemente, die aus einem
Hollywood-Drehbuch stammen könnten. Ein kleiner Angestellter gerät in politische
Intrigen, ein ehemaliger in seiner Heimat gesuchter Premierminister bietet seine
großzügige Hilfe an, die Opposition hat bessere Kontakte zur Regierung des
Nachbarlandes als die eigene Regierung, und eine verzweifelte Mutter greift nach
jedem Strohhalm. Da könnte die Vermutung nahe liegen, dass vielleicht doch alles
nicht so schlüssig ist wie es den Anschein hat. Könnte jemand hinter den
Kulissen das wahre Drehbuch geschrieben haben?
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