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Wer soll was bezahlen?
Franz Schmid
Der Weltklimagipfel in Kopenhagen hat verdeutlicht, dass die Meinungen, wer was
bezahlen oder tun soll, um die globale Klimaerwärmung einzudämmen, doch sehr
weit auseinander gehen.
Die wissenschaftliche Diskussion über die Ursachen der Klimaveränderung zeigt
ebenfalls kein einheitliches Bild, da sie auch oft mit politischer Argumentation
vermischt wird. Oftmals, so scheint es, stehen auch wirtschaftliche Interessen
im Hintergrund. Der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat Al Gore holt gleich
den großen Hammer hervor und skizziert das Horrorszenario. Er sagte,
Computermodelle zeigten, dass schon im Jahre 2014 der arktische Ozean zur
Sommerzeit eisfrei sei. Bisher ist man davon ausgegangen, dass dies erst im
Jahre 2030 der Fall sei.
Eine andere Nachricht kommt aus der Schweiz: In der Schweiz sind die Gletscher
in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch stärker geschmolzen als
heute. Nach neuesten Erkenntnissen von Wissenschaftlern der ETH Zürich dürfte
die damals geringere Aerosolverschmutzung der Atmosphäre und die damit
verbundene stärkere Sonneneinstrahlung dafür verantwortlich gewesen sein.
Während Al Gore und seiner Umweltschutzkampagne vorgeworfen wird, sich damit
eine goldene Nase zu verdienen, werden Wissenschaftler, die nicht konform mit
der gängigen Meinung über die Ursachen der Klimaveränderung sind, als
Parteigänger der Ölindustrie abgestempelt.
Klar scheint es, dass die größten Umweltverschmutzer auch den größten Teil
leisten müssten, um eine weitere Erwärmung durch Treibhausgase zu verhindern. Da
gibt es auch interessante skurrile Vorschläge, wie das zu verwirklichen ist.
Kleine Inselstaaten verlangen, dass ihnen die Industriestaaten dafür Geld
zahlen, wenn sie nicht weiter ihre Waldbestände abholzen. Dann könnten die
Großen weitermachen wie bisher. Schwellenländer wie China und Indien stimmen
darin überein, dass ihre wirtschaftliche Entwicklung durch Umweltauflagen nicht
gebremst werden darf. Kalifornien ist der Meinung, die anderen sollten doch die
Umwelttechnologien Kaliforniens übernehmen, dann wird schon alles gerichtet.
Kaliforniens Umwelttechnologien sind weltweit führend und die betreffenden
Firmen wittern natürlich satte Gewinne. Der US-Präsident ist auch der Meinung,
es müsse mehr in Umwelttechnologien investiert werden.
Aber geht das alles und alles auf einmal? Der amerikanische Traum von
grenzenloser Freiheit hat auch in Ländern wie China und Indien Einzug gehalten.
Gehört es wirklich zu den unveräußerlichen Rechten der Menschheit, dass jeder
sich ein Auto zulegen muss? Megastädte in Asien wie Shanghai oder auch Bangkok
tragen durch den ungezügelten Auto-Fetischismus den größten Teil zur
Luftverschmutzung in ihren Ländern bei. Alles unumkehrbar? Indien produziert
inzwischen kleine umweltfreundliche Kleinwagen für Leute mit geringerem
Einkommen. Hört sich gut an, aber die Masse wird es machen. Wenn erst einmal
Milliarden mehr von Menschen mit Autos versorgt sind, wird es schon zum Kollaps
der Atemluft kommen, mit oder ohne Erderwärmung.
Patentideen gibt es in dieser Frage sowieso nicht, allerdings sollte sich
wirklich jeder Einzelne fragen, was er persönlich zum Klimaschutz beitragen
kann. Eine saubere Umwelt wird nicht am grünen Tisch produziert, sondern von
allen Menschen.
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