Schon wieder ein Jahr vorbei? Schon wieder ein Jahr
gelebt? Haben wir denn gelebt oder nur gearbeitet? Hatten wir denn die
richtige Zeit für das Leben? Wenn ja, war es das, was wir erwartet
haben? Mussten wir uns nicht fragen, wo das Leben ist? Oder sind wir nur
gerannt?
Haben wir die Zeit an uns vorbeirennen lassen? Lassen wir jetzt diese
rasende Zeit hinter uns.
Halten wir die Uhr für einen Moment an. Nehmen wir uns Minuten, die nur
uns gehören, den Stress ausatmen, Kraft auftanken, Stille einatmen,
nichts tun, nichts müssen, nur sich selbst spüren! Damit sollten wir in
der Weihnachtszeit beginnen.
Alles was wir, die wir im Berufsleben stehen, machen, ist
hetzen – von einem Termin zum anderen, von einer Veranstaltung zur
anderen. Es mag uns Anerkennung einbringen von unseren Vorgesetzten, es
mag uns mehr Gehalt einbringen.
Aber hilft uns die Anerkennung unserer Vorgesetzten, wenn wir krank
werden? Dann erhalten wir vielleicht einen Besuch am Krankenbett und
einen Blumenstrauß – wenn überhaupt. Und schon suchen die Vorgesetzten
nach neuen gesunden Arbeitskräften, denn der Stress muss ja
weitergeführt werden: mehr Geld, mehr Einkommen, mehr Macht, mehr
Glorie…
Aber nicht nur die Berufstätigen sind heutzutage dem ewigen Stress
ausgesetzt. Auch die Rentner. Es gibt da einen Witz, der eigentlich sehr
passend ist: Zwei Rentner treffen sich auf der Straße. Sagt der Eine zum
Anderen: Guten Morgen, mein Freund, lange nicht gesehen. Wie geht es
dir? Würde gerne mit dir reden, aber schade, ich muss weiter, ich habe
keine Zeit.
Versuchen wir anders zu sein, versuchen wir auf unsere Mitmenschen
einzugehen. Versuchen wir in Freundschaft mit ihnen auszukommen, und
versuchen wir, Zeit füreinander zu haben. Lassen wir diese rasende Zeit
wenigstens für einige Stunden hinter uns. Sperren wir sie aus, genießen
wir die Weihnachtszeit, die Zeit, die der menschlichen Zuneigung
gewidmet ist, die Zeit der Liebe und die Zeit des Friedens. Besinnen wir
uns auf uns selbst, auf das, was wir im Innersten fühlen und drücken wir
dies auch gegenüber unseren Mitmenschen aus.
In diesem Sinne wünsche ich allen unseren Lesern, auch im Namen unserer
Redaktionsmitglieder, ein glückliches und friedvolles – und von
Besinnung erfülltes – Weihnachtsfest. Mögen die Glocken des Friedens
auch bei Ihnen allen Gehör finden und mögen sie Ihre Herzen zueinander
öffnen.
Elfi Seitz
Chefredakteurin