Liebe Leser,
Haben Sie Kummer und wissen nicht weiter? Wissen Sie auf bestimmte Probleme keine Antwort? Wenden Sie sich vertrauensvoll an mich. Ich helfe Ihnen. Ihre Tante Frieda

Liebe Tante Frieda,

Was kann ich tun? Mein Schwiegervater steigt mir ständig nach. Ich bin seit einem Jahr mit einem Thai verheiratet – ja, ich weiß, das ist relativ ungewöhnlich hier, wo doch die meisten Europäer mit Thai-Ladys zusammen sind. Ich habe meinen Mann in Deutschland kennen gelernt, als er dort studierte, wir sind seit acht Jahren zusammen. Nachdem er sich entschloss, wieder in seine Heimat zu gehen, ging ich mit, wo wir auch geheiratet haben. Mein Mann geht täglich zur Arbeit in einer großen Firma. und ich versuche, mich zuhause nützlich zu machen, unterrichte auch kostenlos einige Kinder in Deutsch und Englisch. Wir haben ein modernes Haus, ganz im Stil von europäischem Standard und ein kleines Gartenhaus. Nachdem mein Schwiegervater schon einige Zeit Witwer ist, sich auch noch keine neue Frau angeschafft hat und mein Mann sein einziges Kind ist, holten wir ihn aus den Isan und nahmen ihn bei uns auf. Ich habe allerdings darauf bestanden, dass er im Gartenhaus wohnt, weil ich finde, dass Alt und Jung auf zu engem Raum nicht zusammen passen. So weit so gut. Als mein Mann kürzlich auf eine mehrtägige Geschäftsreise fuhr, hatte ich eines Nachts ein böses Erwachen. Mein Schwiegervater saß auf meinem Bett, hatte meine Bettdecke zur Seite geschoben und mein Nachthemd nach oben und fuhr mit gierigen Fingern über meinen Körper. Ich konnte ihn zum Glück abwehren und warf ihn kurzerhand zur Türe hinaus, musste dabei aber Gewalt anwenden, bis es mir gelang. Gott sei Dank, ist er ein kleiner schmächtiger Mann, ich überrage ihn mit 1,78 Körpergröße und bin sportlich gestählt. Als ich meinem Mann davon erzählte, wollte er es nicht glauben. Als er seinen Vater befragte, sagte dieser, dass ich ihn durch mein „Verhalten“ dazu aufgefordert habe. Mein „Verhalten“ bestand darin, dass ich zuhause in kurzen Hosen und ärmellosen T-Shirts herumlaufe. Mein Mann tat dies alles ein wenig zu großzügig ab, und ich bin von ihm enttäuscht, aber noch mehr von meinem Schwiegervater, der auch noch sagte, dass „alle Europäerinnen so seien“. Das empfinde ich als schwere Beleidigung. Genau so gut könnte man sagen, dass „alle Männer aus dem Isan so seien“. Was soll ich tun?
Beleidigte
Liebe Beleidigte,
Ich verstehe Deine Entrüstung nur zu gut! Du musst unbedingt mit Deinem Mann nochmals darüber sprechen – im Klartext. Denn so geht das sicher nicht weiter und sicher nicht gut aus. Im Isan sind die Männer wirklich häufig „so“, habe ich mir von Töchtern, Söhnen und Ehefrauen erzählen lassen. Da ist Blutschande noch ziemlich oft gang und gäbe. Sehr viele Frauen wurden bereits als Kind von ihren Vätern, Onkel oder Brüdern vergewaltigt und danach, nachdem sie ja ihre Ehre verloren hatten, brutal auf den Strich geschickt. Ich will keinesfalls über diese Menschen urteilen, jeder muss so sein wie er ist, nur entspricht es nicht unbedingt unserer eigenen Kultur. Schau, dass Dein Schwiegervater aus dem Haus in gute Pflege kommt, sonst solltest Du wirklich Deine Konsequenzen ziehen. In dem Falle solltest du darauf dringen: „Entweder er oder ich.“