Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan

Franz Schmid

Thailands guter Ruf als Aufnahmeland von Flüchtlingen ist beschädigt worden. In den letzten 40 Jahren hat das Königreich über 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, die zumeist aus von politischen und wirtschaftlichen Krisen geschüttelten Ländern wie Kambodscha, Birma und Vietnam kamen.
Eine besondere Stellung unter den Flüchtlingen nehmen die Hmong ein. Diese ethnische Minderheit bewohnt sein Jahrhunderten die nördlichen Bergregionen von Laos. Während des Vietnamkriegs warb der amerikanische Geheimdienst CIA die Hmong als Verbündete in einem „geheimen Krieg“ an. Im Kampf der Amerikaner entlang des Ho-Chi-Minh-Pfads sicherten sie die Nachschubroute durch den laotischen Urwald. Als jedoch 1975 die Kommunisten in Laos die Macht übernahmen, flohen tausende Hmong nach Thailand.
Die USA wollten zunächst von ihren ehemaligen Alliierten nichts mehr wissen, erst im Jahre 2003 wurden etwa 14.000 Flüchtlinge in die USA umgesiedelt, die meisten von ihnen leben in Minnesota, Wisconsin und Kalifornien. Damals ließen die Regierungen in Thailand und den USA verlautbaren, dass keine weiteren Hmong mehr in den USA aufgenommen werden.
Nun hat die thailändische Regierung – sozusagen als Neujahrsüberraschung – 4.500 Hmong aus einem Flüchtlingslager in Nordthailand nach Laos deportieren lassen. Die Regierung in Bangkok ist der Meinung, diese Personen seien Wirtschaftsflüchtlinge und seien illegal eingereist. Laut Regierungsangaben sind diese Hmong seit dem Jahr 2004 nach Thailand gekommen.
UN-Experten hingegen bezweifeln diese Angaben. Die Abschiebung der Hmong wurde von der US-Regierung, der Europäischen Union und Menschenrechtsgruppen heftig kritisiert. Aber niemand war bereit, sie aufzunehmen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon ermahnte sowohl Thailand als auch Laos, „alle erforderlichen Schritte zu unternehmen, um den Betroffenen zu ihren Rechten zu verhelfen und humanitäre Lösungen für sie zu finden“.
Die gegen ihren Willen Abgeschobenen sollen in Laos in so genannten „Modelldörfern“ untergebracht werden, in denen bereits unfreiwillige Rückkehrer aus Thailand leben.
Die Abschiebung von Hmong durch die thailändischen Behörden in der Vergangenheit hat des Öfteren zu diplomatischen Rangeleien geführt, da einige westliche Länder durchaus bereit waren, weitere Hmong aufzunehmen, wie zum Beispiel Australien, Kanada und die Niederlande. Doch diesmal scheint es anders zu sein, niemand will sie haben. Der Mohr scheint seine Schuldigkeit getan zu haben, aus ehemaligen Alliierten wurden einfach „Illegale“. Einen Gefallen hat sich die thailändische Regierung aber mit dieser Großaktion nicht getan. Es hätte ihr besser angestanden, aus humanitären Gründen diese Menschen in Thailand zu lassen und sich um eine Ausreise in ein Drittland zu bemühen, auch wenn dies mehr Zeit in Anspruch genommen hätte.
Die Hmong sehen in Laos einer ungewissen Zukunft entgegen. Unter den Abgeschobenen befinden sich anscheinend auch Personen, die in Laos politisch verfolgt werden. Das leninistisch ausgerichtete Laos nimmt es bekanntermaßen mit den Menschenrechten nicht so genau. Viele der Deportierten hatten schon vor ihrer Abreise befürchtet, in Laos Repressionen und der Willkür der Behörden ausgesetzt zu sein. Von ihnen wird man schwerlich noch etwas hören, die Mohren werden in Vergessenheit geraten.