Das Drogenproblem bleibt weiter ungelöst
Franz Schmid
Den Behörden ist es im letzten Monat gelungen, in getrennten Razzien in
Bangkok und Samut Prakan 3,66 Millionen Yaba-Tabletten zu beschlagnahmen. Doch
eine Austrocknung des Drogensumpfes ist damit noch lange nicht erreicht. Ein
hoher Beamter der Drogenbekämpfungsbehörde musste zugeben: „Die Drogen sind
wieder da. Sie sind überall und das Problem bleibt weiter ungelöst.“ Ein anderer
Beamte sagte: „Wir sehen hier nur die Spitze des Eisbergs.“
Die Drogen werden über die birmanische Grenze in Nordthailand eingeschmuggelt
und meist in Bangkok an Händler und Konsumenten verkauft. Die Route der
Schmuggler führt über Chiang Mai, Chiang Rai und Mae Hong Song Die Behörden
stehen mit dem Rücken an der Wand, sie bekommen das Problem nicht in den Griff.
Ein vermutlicher Höhepunkt der Einfuhr von Drogen wird zum Chinesischen Neujahr
sein, davon gehen Experten aus.
Der größte Lieferant von Drogen nach Thailand ist Birma. Bewaffnete ethnische
Gruppen versorgen sich mit den erzielten Erlösen aus dem Drogenhandel mit
Waffen, denn der Drogenhandel bringt schnelles Geld. Diese Gruppen kämpfen einen
Guerillakrieg gegen das birmanische Militärregime. Doch auch
regierungsfreundliche Gruppen wie etwa die „United Wa State Army“ finanzieren
sich mit dem Drogenhandel.
Eine effektive Fahndung nach Schmugglern wird durch die bergige Gegend und die
durchlässigen Grenzen erschwert. Viele Schmuggler benutzen auch die Eisenbahn
und werfen ihre Pakete einfach aus dem Fenster, anschließend werden diese von
anderen Mittelsmännern wieder aufgelesen.
Ganz deutlich kommen beim Drogenhandel die Marktgesetze zum Zug: eine starke
Nachfrage schafft eine verstärkte Produktion, ein Kreislauf, der schwer zu
unterbrechen ist. Händler und Konsumenten finden immer neue Wege, um sich Drogen
zu verschaffen.
Die thailändische Regierung will weitere Geldmittel zur Drogenbekämpfung
bereitstellen und ist fest entschlossen, harte Schläge gegen die Drogenhändler
durchzuführen. Doch ihre Möglichkeiten sind begrenzt. An die Stelle dingfest
gemachter Drogenhändler rücken schnell andere nach. Ein Schlag gegen die großen
Drogenbosse und Drahtzieher des Handels ist bisher nicht gelungen. In Erinnerung
ist noch der „Krieg gegen Drogen“, der 2003 vom ehemaligen Premierminister
Thaksin Shinawatra geführt wurde. Seinerzeit versprach er, die Drogen innerhalb
von drei Monaten in Thailand auszurotten. Auf der Strecke blieben, nach
offizieller Schätzung, etwa 2.500 getötete Personen, sicher waren es wesentlich
mehr. Viele davon waren gar nicht in Drogengeschäfte verstrickt. Dieser Beitrag
zur Drogenbekämpfung blieb erfolglos, aus schon oben erwähnten Gründen.
Patentrezepte für dieses Problem gibt es nicht. Vielmehr ist die Gesellschaft
gefragt, wie es dazu kommen konnte. Die Auswirkungen auf die soziale Sicherheit
und politische Stabilität sind kaum einschätzbar, da offensichtlich sogar hohe
Strafandrohungen wirkungslos bleiben. Thailand ist zwar weit davon entfernt, in
einem Drogensumpf zu versinken, aber die Alarmzeichen sollten nicht übersehen
werden.
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