Liebe Tante Frieda,

Ich finde es immer schlimm, wenn die Leser an dich solche Sachen wie „Ich habe einen Mangobaum…“ oder ,,nach dem Essen wird mir schlecht“ usw., schreiben. Es tut mir für Dich leid, mit was für einem Schwachsinn Du dich rumschlagen musst.
Rudi Gröhl
Lieber Rudi,
Nun, es gibt eben Leute, die sich um einen Mangobaum sorgen oder traurig sind, wenn er eingeht. Das kann man schon verstehen. Es gibt immer wieder Leute, auch dich muss ich dazu zählen, die sich halt mehr für so genannte „hochgeistige“ Sachen interessieren, aber trotzdem darf man doch auch Leute zu Wort kommen lassen, die ganz „normale“ Sorgen haben, und dazu gehört nun mal die Sorge um einen Mangobaum und speziell sogar um die eigene Gesundheit, wenn man Angst hat, von der eigenen Thai-Ehefrau vergiftet zu werden. Meine Rubrik ist ein Forum, wo sich die Leute aussprechen und um Rat fragen können, den ich ihnen, so gut ich eben kann, vermitteln werde.
Hallo liebe Redaktion und hallo Tante Frieda,
Ich heiße Kai, bin 24 Jahre jung und komme ursprünglich aus Deutschland. Seit zwei Jahren lebe ich nun in der Schweiz. Ich habe hier eine schöne Wohnung, einen guten Job, aber ich bin mehr als unglücklich. Ich komme grad wieder vom Urlaub von Pattaya. Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich wie in diesen vier Wochen. Es lag aber nicht dran, dass ich Urlaub hatte sondern einfach an dem Land des Lächelns. Was kann ich nun tun? Ich möchte zurück und würde alles dafür tun, aber soll ich hier alles hinschmeißen? Was ist, wenn es nicht klappt? Was dann? Bitte, bitte helfe mir, denn ich weiß langsam nicht mehr weiter.
Ich bin froh um jeden Rat.
Kai
Lieber Kai,
Du hast dir ja bereits die richtigen Fragen gestellt. „Was wird, wenn es nicht klappt“ und „Was passiert dann“. Weißt du, fast jeder ist glücklich im Urlaub. Sonne, Sand, Strand, Meer, Freizeit und dann auch noch nette Mädchen (oder Jungs), was begehrt das Herz mehr? Nun, ich glaube, es begehrt sehr viel mehr. Erstens ist das Land des Lächelns nicht nur Fröhlichkeit und Muße, sondern, wenn man im Berufsleben hier steht, dann hat es sich bald mit dem „Lächeln“. Die Arbeitsstunden sind viel länger, die freien Wochenenden wie in der Schweiz gibt es auch nicht; wenn es hoch kommt, hast Du einen Tag frei, und die Bezahlung ist wesentlich, wesentlich geringer. Es sei denn, Du lässt Dich von einer Schweizer Firma anheuern, die hier eine Fabrik oder ähnliches hat. Dann musst du aber damit rechnen, dass Du versetzt wirst oder erst in ein anderes Land kommst. Auch die Dame (oder der Herr) Deines Herzens verliert häufig das Lächeln, wenn es mit dem Geld nicht mehr so stimmt, wie sie es sich erträumt haben. Also, mein Rat an Dich: Komm immer wieder auf Urlaub, aber schmeiß um Himmels willen die gute Arbeit, die gute Bezahlung und das zivilisierte Leben der Schweiz nicht hin, nur um dann hier vielleicht doch nicht ganz so glücklich zu sein – speziell in dieser Zeit der immer noch bestehenden Wirtschaftskrise. In Thailand gibt es viele Arbeitslose, da stellen sie Farangs, die auch noch eine teure Arbeitsgenehmigung brauchen, sicher nicht gerne ein.