Franz Schmid
Über dem
diesjährigen thailändischen Neujahrsfestival Songkran lag leider ein dunkler
Schatten. Aufgrund der innenpolitischen Auseinandersetzungen wurde die
offizielle Feier der Stadtverwaltung in Bangkok abgesagt und damit entfielen
auch die farbenprächtigen Umzüge, die jedes Jahr unzählige Touristen anlocken.
Die Absage der Feier ist angesichts der 25 Todesopfer und der über 800
Verletzten nachzuvollziehen.
Wie jedes Jahr
jedoch ist Songkran auch eine gefährliche Zeit. Die Behörden gaben
in diesem Jahr die Anzahl der Verkehrstoten mit 373 Personen an,
dazu kommen 3.803 Verletzte. Bei vielen Unfällen war Alkohol im
Spiel. Die Zahlen sind gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Das ist auf
den ersten Blick eine erfreuliche Meldung. Die Gründe dafür mögen
vielfältig sein. Aber auf jeden Fall steht fest, in diesem Jahr war
Zurückhaltung bei den Feiernden zu spüren.
Leider hat
sich über die Jahre ein regelrechter Songkran-Tourismus entwickelt,
der auch diesmal wieder seine dunkle Seite zeigte. Es gibt vor allem
westliche Touristen, die extra nach Thailand kommen, um sich hier
auszutoben. Treffpunkte sind in der Regel Barbetriebe an
Hauptstraßen in Touristenorten. Da geht es manchmal schon in der
Frühe los.
In der Regel
ist es dann ab dem frühen Nachmittag unmöglich, das Hotel oder Haus
zu verlassen, ohne nass gespritzt, mit undefinierbarem Puder
eingerieben oder mit zerkleinerten Eiswürfeln bombardiert zu werden.
In Pattaya dauert dieser Zustand eine Woche lang an. In dieser Zeit
kann man sich auf normale Weise nicht fortzubewegen. Will man
unbeschadet sein Ziel erreichen, muss man in einem geschlossenen
Auto fahren, wobei dann unter Umständen täglich eine Autowäsche
fällig ist.
Die Lust am
Feiern soll niemandem genommen werden, aber Auswüchse und
Übertreibungen sind anzuprangern. Viele Gegenden Pattayas leiden
unter Wassermangel. An Songkran war davon nichts zu spüren. Wie viel
Tausende von Kubikmetern Wasser mögen wohl verschwendet worden sein,
indem es letztlich auf die Straße gekippt wurde? An den
Songkran-Tagen konnten sich die privaten Wasserlieferanten über
mangelnden Umsatz schwerlich beklagen.
Wasser ist ein
kostenbares Gut, aber kostbarer ist die menschliche Gesundheit.
Leider ist es so, dass einfach auf alles gespritzt wird, was sich
bewegt. Dazu gehören Motorradfahrer, die Sammeltaxen und Passanten.
Denjenigen, die da in Hooligan-Manier Wasser, vielleicht noch
vermischt mit Gips, auf ihre Mitmenschen spritzen, sind sich nicht
bewusst, dass es außer „Songkran-Fans“ auch noch andere Leute gibt,
die nicht das Privileg haben, den Großteil des Tages in Bars zu
verbringen, sondern ihren alltäglichen Geschäften nachgehen müssen.
Unverständlich
ist auch, dass in Pattaya geduldet wird, eine ganze Woche lang
diesen Hully-Gully zu veranstalten. Dass eine derartig ausgedehnte
Festivalperiode mehr Touristen anlocken würde, ist ein Trugschluss.
Gerade der Ruf Pattayas zu Songkran schreckt eher ab, wie man jedes
Jahr wieder in Internet-Foren lesen kann. Daraus sollte man lernen.