Franz Schmid
Der Plastikmüll
auf den Straßen der großen Städte Thailands nimmt immer mehr zu. Die
Stadtverwaltungen kämpfen gegen die Plastikflut vergebens. Vor allem
Plastiktüten sind ein großes Ärgernis und tragen zur Umweltverschmutzung
allerorten erheblich bei.
Pressemeldungen zufolge will die Stadtverwaltung Bangkoks jetzt Wege
finden, diesen Zustand zu ändern. Man muss dazu wissen, dass
aufgrund von Schätzungen alleine in Bangkok täglich 600.000
Plastiktüten in Umlauf kommen. Die meisten werden nur einmal benutzt
und landen dann im Müll. Der Stadt kostet dieser Spaß 600 Millionen
Baht pro Jahr, um den Müll zu entsorgen.
Nun will man
testen, inwieweit die Verbraucher willens sind, auf die Plastiktüten
zu verzichten. Ein zwei Monate dauerndes Pilotprojekt findet zurzeit
auf dem Chatuchak Wochenendmarkt statt. Wenn ein Kunde eine eigene
Tasche mitbringt, bekommt er bei einem Einkauf von Waren im Wert von
mindestens 100 Baht einen Preisnachlass von einem Baht. Hat er keine
Tasche dabei, wird ihm pro Plastiktüte ein Baht berechnet. 5.000
Geschäfte auf dem Markt haben sich bisher bereit erklärt, bei der
Aktion mitzumachen.
Das ist ein
guter Ansatz, der Schule machen sollte. Das Verursacherprinzip wird
hier angewandt: Der Kunde kann sich entscheiden, ob er etwas für den
Umweltschutz tun will, oder er muss bezahlen, wenn er vermeidbaren
Müll in Kauf nimmt.
Erfahrungen in
westlichen Industrieländern haben gezeigt, dass Plastikmüll
drastisch reduziert werden kann, wenn man Hersteller und Kunden zur
Kasse bittet. Plastiktüten sind in Thailand so normal wie der
Sonnenschein. Eigentlich war es schon lange an der Zeit, etwas
dagegen zu unternehmen. Es gibt nicht viele Leute, die daran denken,
eine eigene Tasche mitzunehmen, wenn sie im Supermarkt einkaufen
gehen. Leider gehören dazu auch Touristen, die in ihren
Heimatländern eigentlich anderes gewohnt sind. Warum tun sie es hier
nicht? Gerade dieser Personenkreis könnte mit gutem Beispiel
vorangehen.
Ein Umdenken
scheint also nur möglich zu sein, wenn der Geldbeutel strapaziert
wird. Was zum Beispiel würde geschehen, wenn die Kaufhäuser für eine
Plastiktüte fünf Baht verlangen, gleichzeitig an der Kasse aber
Stofftaschen für 30 Baht anbieten? Den Marktgesetzen gemäß wird sich
der Löwenanteil der Kunden für die Stofftasche entscheiden, da sie -zigmal
benutzt werden kann und außerdem pflegeleicht ist. Die
Plastikmüllflut wäre binnen kurzer Zeit gestoppt.
Das
Pilotprojekt in Bangkok wird für das Land wegweisend sein. Der
Gesetzgeber wird aus den Ergebnissen des Projekts seine Schlüsse
ziehen und handeln müssen. Die Einführung von zu bezahlenden
Plastiktüten wäre ein großer Fortschritt für das Umweltbewusstsein,
das gerade in diesem Lande nicht sehr ausgeprägt ist. Dem Projekt
ist aller Erfolg zu wünschen!