Dr. Claus Rink, Geowissenschaftler und Sonderkorrespondent
der Pattaya Media Group
Auch Thailand ist zum
großen Teil aus vulkanischem Gestein gebildet, aber die Produktion dieses
Materials liegt über 200 Millionen Jahre zurück. Wir können uns also
beruhigt zurücklehnen, da von den Vulkanzonen in Thailand keine Gefahr droht.
Ein sehr bekanntes Wahrzeichen der Khmer Kultur hat sich die Spitze eines
Vulkans ausgesucht. Der Tempel Prasat Phanom Rung wurde zwischen dem 10. und
12.Jahrhundert auf der Kuppe des erloschenen Vulkans Khao Phanom Rung (381 m
über dem Meer) errichtet, als das Khmer-Reich seinen Höhepunkt hatte. Die
erhöhte Lage auf dem Berg symbolisiert das hinduistische Weltbild, den Sitz
Shivas auf dem Berg Meru.
Aber
wie sieht es
im Umfeld von Thailand aus?
Vulkanische
Aschenfälle haben, im Gegensatz zu den Lavaströmen, nicht nur lokale/regionale,
sondern kontinentale bis globale Auswirkungen. Werden die scharfkantigen
Aschenpartikel eingeatmet, besteht die Gefahr der Blockierung der Atemwege
bei Mensch und Tier. Fressen die Tiere mit vulkanischer Asche bedecktes
Grünfutter, ist das Risiko groß, dass sie innere Verletzungen erleiden.
Feinkörnige Aschenpartikel können bei einer Eruption bis in Höhen von 20 bis
30 km hinaufgetragen werden, von wo sie dann je nach Windrichtung seitlich
verfrachtet und auf großen Arealen abgelagert werden.
Das volumen- und
mengenmäßig dominierende vulkanische Produkt sind die Gase. Glücklicherweise
ist davon das meiste Wasserdampf, doch finden sich auch giftige Substanzen
darunter. So produziert beispielsweise der Ätna auf Sizilien im Schnitt
jährlich 1,7 Millionen Tonnen Wasserdampf, 1.700 Tonnen Schwefeldioxid, 340
Tonnen Salzsäure und 40 Tonnen Fluorwasserstoff. Jeder Vulkan ist eine
chemische Fabrik und ein Umweltsünder größten Maßes! Die Säuren kondensieren
zu saurem Regen. Es ist klar, dass dadurch die Vegetation leidet und die
Bauwerke korrodiert werden.
Bewohner von
vulkanischen Regionen haben offenbar ein deutlich erhöhtes Risiko für
Schilddrüsenkrebs. Eine Studie aus Sizilien zeigt, dass die häufigste Form
dieser Erkrankung in der Umgebung des Vulkans Ätna wesentlich häufiger
auftritt als in anderen Teilen der Mittelmeerinsel.
Papilläres Schilddrüsenkarzinom
Die Mediziner der
Universität Catania dokumentierten auf Sizilien neue Fälle von
Schilddrüsentumoren. Dabei lag das Risiko für ein papilläres
Schilddrüsenkarzinom in der Provinz Catania mehr als doppelt so hoch wie im
Rest der Insel. Zudem trugen die papillären Tumore in dieser Region eine
Genmutation, die mit einem besonders aggressiven Verlauf einhergeht. Die
Forscher vermuten im „Journal of the National Cancer Institute“, dass der
Vulkanismus giftige Stoffe freisetzt, die von der Bevölkerung vor allem
durch das Wasser aufgenommen werden. Dies gelte vermutlich nicht nur für den
Ätna, sondern auch für andere vulkanische Regionen.
Bilanz der Gefährlichkeit
der Vulkane
Südostasien ist nach
Anzahl der Eruptionen die gefährlichste Vulkanregion der Erde. Sie ist Teil
eines den ganzen Pazifik umfassenden Systems von Plattengrenzen und
Subduktionszonen, die Hunderte tätiger Vulkane erzeugen. In Südostasien ist
dieser Feuergürtel erkennbar an den tertiären Vulkanen Mittel-Birmas und den
noch tätigen Vulkanketten von Sumatra, Java, Bali, den Kleinen Sundainseln
und den Molukken bis zu den Philippinen.
Betrachtet man ein
vulkanreiches Land wie z. B. Indonesien (82 tätige Vulkane im Zeitraum
1500-1991, zurzeit 160 Millionen Einwohner), so starben in diesen 400 Jahren
ca. 170.000 Menschen durch vulkanische Ursachen, d. h. im Schnitt etwa 340
pro Jahr. Momentan verlieren aber jährlich etwa 50.000 Indonesier ihr Leben
durch Unfälle und Krankheiten! Weltweit gesehen gab es in den letzten 100
Jahren 90.000 Tote durch vulkanische Ereignisse, in den letzten 300 Jahren
256.000 Tote und in den letzten 2.000 Jahren geschätzt l Million Tote.