Eigenbericht.
Im
Rahmen der Vortragsreihe „Special Talks“ in der North Star
Bücherei erläuterte Barbara Barkemeyer, eine praktizierende
Baha’i, einem interessierten Publikum die Prinzipien oder
Gebote und Gesetze ihres Glaubens.
Sie
begann damit, dass eben diese Prinzipien zu allen Zeiten und
von allen Propheten verkündet wurden und von zweierlei Art
sind:
Barbara Barkemeyer.
„Die
geistigen Gesetze“
sind bei allen großen Religionen identisch. Dazu gehören:
Man soll nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, Vater und
Mutter ehren, einen guten Lebenswandel führen, sich in
Geduld üben, liebevoll, mitleidvoll, großzügig und
vertrauenswürdig sein, den Character stärken, das Herz
läutern, Mut zeigen, Gerechtigkeit anstreben, Gebet und
Meditation üben usw.
„Die
sozialen Gebote“
und die Rituale hingegen unterscheiden sich sehr stark bei
den verschiedenen Religionen. Sie sind zeitgebunden, an ein
spezifisches Volk oder eine Völkergruppe gerichtet und sind
wie ein Medikament, welches je nach den geografischen und
moralischen Bedürfnissen der Empfänger vom göttlichen Arzt
verschrieben wurde.
Bah’u’llah, der Gründer des Baha’i Glaubens, erklärte seine
Mission um 1860 in Persien, dem heutigen Iran. Er wurde
wegen seiner progressiven und zukunftsweisenden Lehren 40
Jahre lang gefangen gehalten und von Land zu Land verbannt.
Warum?
Baha’u’llah sagte baldige große Veränderungen für die
Menschheit voraus. Technologische Fortschritte werden die
Erde „klein erscheinen lassen“ und es ermöglichen,
komfortabel um die Welt zu reisen, und sogar die Abfahrts-
und Ankunftszeiten im Voraus zu kennen. Globale
Verständigung „in der Geschwindigkeit eines Blitzes“ werde
zur Verfügung stehen. Weltweite Handelsverbindungen und
vieles andere mehr wurden von ihm prophezeit.
Seine
von Gott gegebenen sozialen Gesetze waren damals genauso
schockierend für seine Umwelt wie seine Voraussagen. Seine
Prinzipien und Verordnungen, so die Baha’i’s, sind dazu
bestimmt, die Menschheit in diesem neuen und
herausfordernden Zeitalter trotz seiner großen
Veränderungen, zu heilen und zu entfalten:
•
Ablegung aller Vorurteile und überholten Vorstellungen,
seien sie rassischer, sozialer
oder traditionsbedingter Natur.
•
Gleichberechtigung von Mann und Frau:
der Vogel braucht zwei Flügel, um fliegen zu können. Frauen
werden bis zu allen Entscheidungsplattformen
gleichberechtigt mit den Männern ihren Teil zu einer neuen
Zivilisationsbildung leisten können.
•
Erziehung und Schulbildung für alle Kinder, auch Mädchen,
auf der ganzen Welt
(verkündet 1860 im Iran!). Dies wird die Menschen zum
nächsten Prinzip befähigen:
•
Eigenständige und unabhängige Suche nach der Wahrheit.
Niemand soll einem anderen vorschreiben, etwas zu glauben.
In diesem Zeitalter der zunehmenden menschliche Reife, der
vermehrten Freiheit und Verantwortung, haben Baha’i’s auch
keine Priesterschaft oder Auslegung der Heiligen Schriften
(Baha’i’s lesen die Heiligen Schriften aller großen
Religionen, als auch die von Baha’u’llah offenbarten).
•
Harmonie zwischen Wissenschaft und Religion.
Beide dienen der Erforschung der Wahrheit, und die Wahrheit
ist nur eine. Nichts kann theologisch richtig und
gleichzeitig wissenschaftlich unhaltbar sein, und umgekehrt.
Beide Disziplinen sind eine stetig wachsende Bewusstwerdung
der einen und selben Wahrheit.
• Eine
Welthilfssprache:
Um
Handel, Reisen und Wissenschaften zu erleichtern, muss eine
Fremdsprache zusätzlich zur Muttersprache in der Schule
gelehrt werden. Wenn alle Kinder der Welt dieselbe
zusätzliche Sprache erlernen, werden alle aufwendigen
zeitraubenden Übersetzungen schon nach einer einzigen
Generation der Vergangenheit angehören (durch das Internet
ist dies mit Englisch schon beinahe Wirklichkeit geworden).
•
Universaler Weltfrieden.
Dies ist nicht nur (wie es auch der Flug zum Mond einmal
war) ein schon lange ersehnter Menschheitstraum, sondern
eine unumgängliche Bedingung, um das Fortbestehen und die
Sicherheit der Menschen auf diesem durch immer gefährlichere
Waffen bedrohten Planeten zu gewährleisten.
•
Einheit der Menschheit.
Die ganze Menschheit ist wie ein Körper, und wenn auch nur
ein Teil des Körpers leidet, so wird doch der ganze Mensch
in Mitleidenschaft gezogen. „Ihr seid alle wie die Zweige
eines Baumes und die Blätter eines Zweiges.“ „Denn die Welt
ist wie ein einzig Land, und alle Menschen sind seine
Bürger.“
•
Ablegung der Extreme zwischen Reich und Arm.
Freilich wird es immer Unterschiede zwischen den Menschen
geben. Aber die schreienden, erniedrigenden, beleidigenden
Extreme zwischen großem verschwenderischem Reichtum und
hungernder, allem entbehrender Armut sollen mit Sicherheit
eliminiert werden.
•
Einheit der Religionen.
Alle Propheten wurden von dem einen Gott gesandt, mit
geistigen und sozialen Geboten zum Wohle der Menschheit.
Deshalb soll wahre Religion niemals zu Zwietracht und Hader
führen, sondern Einheit, Toleranz und liebevolle
Verbrüderung unter den Menschen bewirken.
• Die
Einheit Gottes.
Es
gibt nur einen Gott, den Schöpfer, den unfassbaren, den
verborgenen und doch immer wieder von neuem offenbarten Gott.
Er gibt sich durch die Propheten zu erkennen. Diese heiligen
Seelen (die Propheten) gaben ihr Leben hin, um eine
fortschreitende Botschaft, zum Wohle und zur Entwicklung der
Menschheit dazubringen. Sie waren jeder materiellen Macht
bar, und sie lehrten keinerlei Dogmen.
Man
kann sich leicht vorstellen, dass Baha’u’llah damals im Iran
um 1860 für diese fortschrittlichen Lehren als Ketzer
bestraft, gefoltert verbannt und gefangen gehalten wurde!
Trotz
alledem gibt es heute, 150 Jahre später, acht Millionen
Baha’i’s überall auf der Welt. Sie halten Studienzirkel,
wählen jährlich ihre Verwaltungsgremien, dienen der
Gesellschaft in Erziehung, Umweltschutz und vielen sozialen
Projekten. Diese sind als Dienst an alle Menschen jeder
Rasse, Religion und sozialen Standes gerichtet und jedermann
zugänglich.
Wer
sich mit Fragen in deutscher Sprache an die Baha’i’s in
Pattaya wenden möchte, ist eingeladen, die Telefonnummer
081-103 4145 anzurufen.