Verbraucher und Natur zahlen die Rechnung

Franz Schmid

Im März 1989 löste der Öltanker Exxon Valdez vor Alaska eine Ölpest aus, nachdem er auf ein Riff aufgelaufen war. Das Schiff war Leck geschlagen, und 40.000 Tonnen Rohöl liefen aus. Das war bis dahin die wohl größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der Seefahrt. Menschlichem Versagen gab man die Schuld an dem Unglück. Die Folgen sind bis heute nicht bewältigt; die Ölreste auf dem betroffenen 2.000 km langen Küstenstreifen sind immer noch nicht ganz abgebaut, so dass sich viele Tiere schleichend über die Nahrungsaufnahme vergiften.

Aus dem Unglück hatte man gelernt. In der Folgezeit wurden Havarien  mit Öltankern mehr oder weniger beherrschbar. Nicht beherrschbar waren jedoch die Auswirkungen einer Explosion auf der Ölplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko am 20. April dieses Jahres. Die Bohrinsel sank, 11 Arbeiter wurden getötet und aus dem offenen Bohrloch in der Tiefsee trat Öl aus. Waren es bei dem Exxon-Unglück noch insgesamt 40.000 Tonnen gewesen, so sind es bei dem aktuellen Unglück täglich etwa bis zu 9 Millionen Liter Öl, eine kaum vorstellbare Menge! Diese Schätzung beruht auf Aussagen eines von der Küstenwache zusammengestellten Teams aus Wissenschaftlern und Regierungsexperten.

Man kann sich leicht vorstellen, welche Folgen für die Natur, die Fischerei und das Tourismusgewerbe in dieser Region daraus erwachsen. Nicht einmal ansatzweise sind die Schäden zu beziffern. In den USA wird nun laut über ein Verbot oder zumindest dem Aussetzen von Tiefseebohrungen nachgedacht. Eine durchaus logische Konsequenz aus dem Vorfall, da man erst die Untersuchungen über den Verlauf der Katastrophe abwarten möchte.

Doch was des einen Leid, ist des anderen Freud’. Der Ausfall von Tiefseebohrungen nach Rohöl kommt anderen Ölförderländern zugute, die daraus einen Vorteil bei der Preisgestaltung zu ihren Gunsten ziehen werden. Der Benzinpreis könnte deutlich steigen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat bereits gewarnt: „Ohne Tiefsee-Bohrungen wird in den kommenden Jahren die steigende Ölnachfrage nicht zu denken sein. Uns droht somit eine Energiekrise.“

Die Aussage macht wieder einmal deutlich, wer die Zeche bezahlen soll: nämlich die Verbraucher. Die Firmen, insbesondere BP, werden versuchen, ihre Verluste auf die Konsumenten abzuwälzen. Die Ölindustrie hat nicht nur in den USA eine einflussreiche Lobby, daher ist kaum damit zu rechnen, dass der Benzinpreis an den Tankstellen auf Dauer gehalten werden kann.

Letztlich trifft es aber nicht nur den Verbraucher innerhalb und außerhalb der USA, den mit Geld nicht aufzuwiegenden größten Schaden trägt die Natur in den von der Ölpest betroffenen Landstrichen und die Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch diese verdienen. Diese Ölkatastrophe ist zugleich eine Umweltkrise bisher nicht bekannten Ausmaßes, bei der die Verbraucher und die Natur die Rechnung bezahlen.

Wann endlich wird diese unermessliche Geldgier aufhören? Wann endlich werden Maßnahmen getroffen, Energie zu schaffen, die für die Natur (aber eventuell ohne viel Gewinn für gewisse Leute) von Vorteil ist oder zumindest nicht dauernd von Nachteil. Und dies wirkt sich dann automatisch auch gut auf die durch viele Gifte geschädigte Menschheit aus.