Franz Schmid
Die
Fußball-Weltmeisterschaft wird von einigen Spöttern auch als das größte
Spielcasino der Welt angesehen. Richtig dabei ist, dass innerhalb dieses
Zeitraums Wettbüros in Ländern, die Sportwetten legalisiert haben, enorme
Umsätze erzielt werden. Es ist das Geschäft des Jahres.
In Thailand
gibt es dieses Ventil, der Spielsucht zu frönen, nicht. Daher ist
eine Schattenwirtschaft im Untergrund entstanden, die gewisse Leute
reich macht und andere (manchmal) in finanzielles Chaos stürzt. Der
thailändische Staat ist sich der Spielfreude seiner Bürger bewusst.
Um diese zu „bekämpfen“, sind alle Wetten außer in der staatlichen
Lotterie verboten. Ziemlich einfallslos.
Bisher sind
schon etliche „Wettbüros“ in Thailand, besonders in den großen
Städten, ausgehoben worden. Doch wo eines geschlossen wird, wird
schon bald ein anderes irgendwo aufgemacht. Es ist wie der Wettlauf
des Igels mit dem Hasen. Die Anzahl solcher illegaler Geschäfte ist
schwer zu schätzen, die Umsätze noch weniger. Es dürften mehrere
Milliarden Baht sein. Eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr auf
illegale Wetten wirkt nicht abschreckend. Die Chance, erwischt zu
werden, ist gering.
Die Erfolge
der Polizei sind das auch. Als vor kurzem in Bangkok 259 Personen
wegen illegaler Fußball-Wetten festgenommen wurden, wurden von der
Polizei sage und schreibe 83.230 Baht beschlagnahmt. Wahrhaft ein
großer Fang! Im Verhältnis ähnlich kleine Beträge wurden auch in
Pattaya beschlagnahmt. Warum der Polizei bisher kein größerer Fang
ins Netz ging, liegt wohl daran, dass sie bessere Erfahrungen in der
Kontrolle von Motorrädern (Helmpflicht) und dem Fangen von Schlangen,
die sich in Häusern versteckt haben, hat.
Wetten im
Internet ist für Thais ebenfalls verboten, daher hat die Regierung
mehrere hundert nationale und internationale Webseiten blockieren
lassen, die solche Wetten anbieten. Die Telefongesellschaft TOT
überwacht auch Telefonanschlüsse, die über den üblichen Rahmen
hinaus bei der Fußball-WM frequentiert werden. Was wird vermutet?
Richtig, diese Anschlüsse könnten ja für illegale Wetten benutzt
werden! George Orwell lässt grüßen!
Der Staat
demonstriert hier reinen Aktionismus, der weder den geschädigten
Spielern – manche Wettveranstalter machen sich einfach mit dem Geld
ihrer Kunden aus dem Staub – noch ihm selbst nützt. Wetten und
Spielen gehören anscheinend zur menschlichen Natur, nicht nur in
Thailand. Staaten, die dies erkannt haben, haben Wetten legalisiert,
unter staatlicher Kontrolle natürlich. Die Vorteile liegen auf der
Hand. Neben Steuermehreinnahmen wird das Wetten auch
entkriminalisiert, und eine Schattenwirtschaft wird zerschlagen. Ein
Spielverbot aus ethischen oder religiösen Gründen ist scheinheilig,
die staatliche Regulierungswut ist hier fehl am Platz und muss
misslingen.