Nicht so schnell nach der Flasche greifen!

Franz Schmid

In diesem Land sind viele Produktfälschungen auf dem Markt, die Raubkopierer schrecken vor nichts zurück, aber nun werden sie anscheinend immer frecher. Und zwar bei Produkten, die man normalerweise nicht in der Kategorie „könnte gefälscht sein“ vermutet.

Ein wenig beachteter Artikel in einer thailändischen Tageszeitung berichtete über den Alltag von Polizeioffizieren der Abteilung zur Verfolgung wirtschaftlicher Straftaten, dazu gehören auch Produktfälschungen. Diese Polizeioffiziere gehören zu einer Abteilung, die Fälschungen von Gewürzsoßen aufspürt. Sojasoßen, Austernsoßen, Fischsoßen und Gewürzsoßen sind in Thailand sehr beliebt und werden in allen Küchen verwendet.

Der Kampf gegen die Fälscher von Gewürzsoßen ist nicht sehr aufregend, im Gegensatz zum Kampf gegen Fälscher von internationalen Markenluxuswaren, und auch nicht so schlagzeilenträchtig. Viele Leute haben für diese Art von Verbrechensbekämpfung oft nur ein müdes Lächeln übrig. Sicher ist aber, dass die Produktion gefälschter Gewürzsoßen unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen stattfindet, da kann einem das Lachen dann doch vergehen. Lebensmittelvergiftungen sind nicht ausgeschlossen.

Der geschilderte Fall ist ein Beispiel für die Kleinarbeit der Polizei. Ein Markenher­steller von Gewürzsoßen hatte Anfang des Jahres Anzeige erstattet, dass gefälschte Gewürzsoßen unter seinem Namen in zahlreichen Geschäften verkauft werden, vor allem im Nordosten, Norden, aber auch in der Zentralebene. Nach monatelangen Recherchen konnten die Ermittler endlich zuschlagen. Im letzten Monat konnten sie eine Fabrik und ein Warenhaus mit gefälschten Gewürzsoßen in Bangkok ausheben und tausende von Flaschen, versehen mit den Markennamen führender Hersteller, beschlagnahmen.

Der Chef der Bande wollte den leitenden Ermittlungsoffizier bestechen, blitzte bei ihm aber ab. Der Polizist fragte den Gangster, ob seine Frau die Soßen auch bei der Anrichtung von Speisen zuhause benutzt. Da der Gangster dies verneinte, bedauerte der Polizist, ihn nicht gehen lassen zu können. Diese kleine Episode aber nur am Rande.

Die Geschichte wirft leider einen Blick auf die Lebensmittelkontrolle, mit der es in Thailand nicht gerade zum besten steht. Märkte und Geschäfte werden nur sporadisch auf verunreinigte Lebensmittel geprüft. Lebensmittelvergiftungen kleinerer oder größerer Art kommen hierzulande häufig vor. Fast jeder kann ein Lied davon singen. Es gibt wohl kaum jemanden, der sich noch nie etwas „eingefangen“ hat. Lange Lieferwege und die klimatischen Bedingungen fördern geradezu die Vermehrung von krankheitserregenden Bakterien oder Mikroben auf frischen Lebensmitteln. Nun haben wir dazugelernt, dass Lebensmittelvergiftungen auch durch Verwendung scheinbar sicherer „Markenwaren“ ausgelöst werden können.

Jedem Verbraucher kann daher nur geraten werden, sorgfältig darauf zu achten, dass er keine Produktfälschungen angedreht bekommt. Und so mancher wird es sich überlegen, ob er zur Flasche greift und noch mal nachwürzt. Aber zurzeit ist Entwarnung: den Schurken wurde vorerst das Handwerk gelegt.