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Orakel Paul behielt recht

Platz drei für Deutschland durch 3:2-Sieg über Uruguay

Der Titel-Traum ist aus für Deutschland

Niederlande steht zum dritten Male in einem WM-Finale

Vettels verpatzter Start bringt Webber den Sieg in Silverstone

 

Orakel Paul behielt recht

Spanien ist erstmals Fußball-Weltmeister

Guido Roth

In einem packenden Finale, in dem beide Teams in Bestbesetzung antreten konnten, herrschte nicht nur pure Fußball-Kultur, sondern auch Kampfgeist und Einsatz waren gefragt. So hatte es der englische Schiedsrichter Webb bei weitem nicht leicht und verteilte insgesamt 13 Gelbe Karten und eine Gelb-Rote Karte gegen Hollands Heitinga, allerdings erst in der 109. Minute, in der Verlängerung.

Spanien hatte zu Spielbeginn leichte Vorteile, doch die Niederlande hielt mit immer länger dauernder Spielzeit dagegen und war ein gleichwertiger Gegner. In der 62. Minute hatte Bayern Münchens Stürmer Arjen Robben die Riesengelegenheit, allein vor Torwart Casillas, sein Team in Führung zu bringen, doch der spanische Keeper rettete mit einer Glanzleistung. Technisch gutes Spiel, wie rustikale Härte hüben und drüben, prägten das Finale, das mit einem 0:0 in die Verlängerung ging.

Als schon jeder mit einem Elfmeterschießen rechnete, traf vier Minuten vor Ende der Verlängerung Barcelonas Mittelfeld-As Iniesta zum 1:0 für Spanien. Die Vorlage kam von Fabregas, der Iniesta bediente, so dass dieser mit einem harten Schuss aus etwa zehn Meter  ins lange Eck für die Entscheidung sorgte.

Spanien, das zuvor noch nicht einmal ein Halbfinale bei einer WM erreichte, wurde erstmals Weltmeister, und die Niederlande musste bereits zum drittem Male nach 19 74 und 1978 eine Niederlage in einem WM-Finale hinnehmen.

Der Deutsche Thomas Müller wurde mit fünf Toren zum Torschützenkönig dieser WM gekürt. Zwar hatten der Uruguayer Forlan, der Spanier Villa und der Niederländer Sneijder ebenfalls fünf Treffer auf dem Konto, doch konnte Müller noch außerdem drei Tor-Vorlagen vorweisen, was am Ende gegenüber jeweils einer Vorlage seiner Konkurrenten den Ausschlag gab. Thomas Müller ist damit der dritte Deutsche, der nach Gerd Müller 1970 mit zehn Toren und Miroslav Klose 2006 mit fünf Treffern den „Goldenen Schuh“ erhielt. Außerdem wurde der 20-jährige Münchner zum besten Nachwuchsspieler geehrt, was vor ihm nur Franz Beckenbauer 1966 und Lukas Podolski 2006 gelang.

Als bester Spieler der WM wurde von den internationalen Pressevertretern der Uruguayer Diego Forlan gewählt, vor dem Niederländer Sneijder und dem Spanier Villa.

Die Auszeichnung „Bester Torhüter der WM“ erhielt Casillas von Weltmeister Spanien.


Platz drei für Deutschland durch 3:2-Sieg über Uruguay

Guido Roth

Wie schon 1970 hieß die Paarung im „kleinen Finale“ um Platz drei Uruguay gegen Deutschland. Damals in Mexiko gewannen die Deutschen durch ein Tor von Overath mit 1:0.

Bundestrainer Löw hatte sich von seiner Grippe soweit erholt, Lahm und Podolski jedoch noch nicht. Ferner fehlte Klose wegen Rückenbeschwerden, was besonders bitter für ihn war, da er so seinen 15. WM-Treffer nicht erzielen und mit Ronaldo gleichziehen konnte. Torwart Nummer zwei, Wiese, sollte im letzten Spiel das deutsche Tor hüten, doch er fiel ebenfalls wegen einer Schleimbeutelentzündung aus, weshalb Torwart Nummer drei, Butt, in den Genuss kam, sein erstes WM-Spiel zu bestreiten. Schweinsteiger übernahm von Lahm die Kapitänsbinde. Neu in die Mannschaft kamen Aogo, Jansen und Cacau.

Deutschland begann recht forsch und hatte ein optisches Übergewicht. In der 19. Minute zog Schweinsteiger aus 30 Meter ab, Uruguays Keeper konnte den Ball nicht zur Seite abwehren und ließ ihn vor die Beine von Müller prallen, der sich mit dem 1:0 bedankte.

Nach zehn Minuten leistete sich „Schweini“ im Mittelfeld ein Ballverlust, Suarez leitete danach einen Konter ein und Cavani erzielte den 1:1-Ausgleich.

Uruguay blieb auch nach der Pause die etwas aktivere Mannschaft, und in der 51. Minute gelang Forlan mit einem herrlichen Seitfallzieher die 2:1 Führung. Nach etwa einer Stunde Spielzeit unterlief Uruguays unsicherem Torwart eine Flanke und Jansen brauchte den Ball nur noch zum 2:2 einzukicken.

Klose-Ersatz Cacau enttäuschte erneut, hatte keine Bindung zum Spiel und wurde gegen Kießling ausgewechselt.

Kurz vor Spielende fiel dann die Entscheidung zu Gunsten Deutschlands. Die Abwehr der „Urus“ brachte nach einem Eckball den Ball mehrfach nicht aus der Gefahrenzone und Khedira überwand Keeper Muslera mit einer Kopfball-Bogenlampe zum 3:2-Sieg für Deutschland. In der Nachspielzeit stand dann das Glück der Löw-Elf zur Seite, als Forlan einen Freistoß nur gegen die Latte jagte und es beim 3:2 blieb.

Deutschland wieder, wie schon bei der letzten WM 2006, „nur“ Dritter, obwohl diesmal, vor allem nach den grandiosen Auftritten gegen England und Argentinien, mehr zu erreichen gewesen wäre. Hätte die Mannschaft ihre großartige Form aus diesen beiden Spielen mit ins Halbfinale nehmen können, wäre das Erreichen des Finales und vielleicht noch mehr im Bereich des Möglichen gewesen.


Der Titel-Traum ist aus für Deutschland

Spanien zeigt jungem Team die Grenzen auf

Guido Roth

Wiederum reichte es für Deutschland nicht fürs Finale. Wie schon 2006 gegen Italien war nun in Durban gegen Spanien im Halbfinale Endstation. Nichts wurde aus der EM-Revanche gegen die Spanier, die in fast allen Belangen den Deutschen überlegen waren und sich verdient den Einzug ins WM-Finale sicherten.

Löw musste auf den wegen seiner zweiten Gelben Karte gesperrten Müller verzichten und brachte für diesen Hamburgs Trochowski.

Bei Spanien saß der immer noch nach seiner Form suchende Torres zunächst auf der Bank. Trainer del Bosque gab Flügelspieler Pedro den Vorzug.

Deutschland kam von Beginn an nicht ins Spiel und stand viel zu tief in der Defensive. Spaniens Weltklasse-Mittelfeld mit den in Barcelona eingespielten Xavi und Iniesta waren permanent Herr der Lage und kurbelten mit genauem Kurzpassspiel Spaniens Angriffe immer wieder an. Bei Deutschland war wohl der Wille erkennbar, ebenfalls mit direktem Spiel zum Erfolg zu kommen, doch war hierbei die Fehlpassquote erheblich zu hoch. Von Klose, Podolski und Özil war kaum etwas zu sehen. Alle spielten sie nicht annähernd in der guten Form wie gegen England und Argentinien.

Nach 14 Minuten hatte Puyol schon die Führung auf dem Kopf, doch strich der Ball einen Meter über die Latte. Auch Alonso schaltete sich in die Angriffsbemühungen mit ein und prüfte Neuer mit einem 30-Meter-Schuss. Neuer war übrigens Deutschlands Bester und agierte fehlerfrei.

In der 45. Minute kam Özil nach einem Zweikampf mit Ramos im Strafraum zu Fall, wonach er einen Strafstoß forderte. Der ungarische Schiedsrichter Kassai ließ jedoch weiterlaufen, wie auch auf der anderen Seite, als dann wiederum Ramos im Mittelpunkt stand und von Podolski hart im deutschen Strafraum angegangen wurde. Obwohl viel auf dem Spiel stand, war die Auseinandersetzung stets fair, so dass Kassai ohne eine einzige Gelbe Karte auskam.

Auch in der zweiten Hälfte war Deutschlands Sturm nur ein laues Lüftchen. Nur der für Trochowski eingewechselte Kroos hatte nach schöner Flanke von „Poldi“ eine gute Chance, scheiterte aber an Torwart Casillas, der sein 110. Länderspiel betritt. Es war die einzige Torchance für die Löw-Elf über die gesamten 90 Minuten.

Bei Spanien jedoch erhöhte sich die Anzahl der guten Möglichkeiten, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das 1:0 fällt. In der 73. Minute war es dann soweit, als Xavi eine Ecke nach innen brachte und sich Verteidiger Puyol wieder einmal nach vorne geschlichen hatte. Der Mann aus Barcelona schraubte sich entschlossen in die Luft, traf den Ball auf den Punkt genau und versenkte das Leder mit einem wuchtigen Kopfball im Netz. Eine dänische Zeitung schrieb treffend: „Puyol, diese Mischung aus Tarzan und Jesus, flog durch die Luft wie Superman.“

Das Spiel war somit entschieden, da die Deutschen nichts mehr entgegnen konnten. Auch die Einwechslungen von Jansen und Gomez änderten an dem mutlosen Gekicke nichts mehr und Spanien ging völlig verdient als Sieger vom Platz. Dies war auch der erste Sieg Spaniens über Deutschland im Rahmen einer WM.

Schade für Deutschland. Wieder so nahe am Finale dran und wieder nicht geschafft. Die „Bild“-Zeitung titelte nach dem Spiel: „Jetzt holen wir uns den Pott eben in vier Jahren!“ Nur haben die Kollegen der „Bild“ anscheinend vergessen, dass diese WM in Brasilien stattfindet, und die Gastgeber und fünffachen Weltmeister wollen wohl den Titel ebenfalls holen. So leicht wie dieses Jahr wird es in Südamerika nicht werden.


Niederlande steht zum dritten Male in einem WM-Finale

Guido Roth

Im ersten WM-Halbfinale standen sich der zweifache Weltmeister Uruguay und der zweifache Vize-Weltmeis­ter Niederlande gegenüber.

Die Niederlande konnte auf den wieder genesenen Hamburger Mathijsen zurückgreifen. Ferner standen der Stuttgarter Boulahrouz und de Zeeuw zum ersten Mal in der Anfangsformation von Team Oranje.

Beide Mannschaften kamen nur schwer in die Gänge, und es konnte sich kein Spitzenspiel entwickeln. Zu defensiv war die taktische Marschroute der „Urus“.

In der 18. Minute knackte van Bronckhorst jedoch den Abwehrriegel, als er aus 37 Metern mit seinem starken linken Fuß abzog und den Ball exakt in den Winkel donnerte. Ein Traumtreffer, Marke „Tor des Monats“.

Doch danach wurden die Niederländer etwas nachlässiger und kassierten prompt durch einen Fernschuss von Forlan den 1:1-Ausgleich. Dabei sah Torwart Stekelenburg etwas hilflos aus, doch muss man dem Keeper zugute halten, dass der Ball auf den letzten Metern zu flattern begann und deshalb kaum berechenbar war.

Mitte der zweiten Hälfte fiel dann binnen drei Minuten die Entscheidung zu Guns­ten Oranjes. Sneijder von Inter Mailand brachte die Niederlande in der 70. Minute erneut mit 2:1 in Front, und nur drei Minuten später machte Bayern Münchens Arjen Robben mit dem 3:1 alles klar. Doch diesmal traf Hollands bester Stürmer nicht mit seinem gefürchteten linken Fuß, sondern ausnahmsweise mit dem Kopf.

Uruguay mobilisierte zwar in der Schlussviertelstunde nochmals alle Kräfte, doch ließ die Abwehr der Niederlande kaum Chancen zu.

Die Südamerikaner kamen in der zweiten Minute der Nachspielzeit durch Pereira zwar noch zum 2:3-Anschlusstreffer, doch danach war Schluss und die Niederlande stand als erster Endspielteilnehmer fest.

Schon 1974 und 1978 standen die Niederländer in einem WM-Finale, hatten damals aber das Pech, dass sie jeweils gegen den Gastgeber antreten mussten und beide Finals verloren gingen. 1974 mit 1:2 gegen Deutschland und vier Jahre später mit 1:3 gegen Argentinien.

Durch diese Niederlage Uruguays war sichergestellt, dass erstmals eine Mannschaft aus Europa außerhalb des europäischen Kontinents Fußball-Weltmeister wird. Außerhalb des eigenen Kontinentes wurde bisher nur Brasilien Weltmeister: 1994 in den USA und 2002 in Südkorea und Japan.


Vettels verpatzter Start bringt Webber den Sieg in Silverstone

Guido Roth

Mark Webber zeigte sich beim freien Training zum Großen Preis von Großbritannien von seinem Horror-Crash zwei Wochen zuvor in Valencia gut erholt und fuhr Bestzeit.

Im Qualifying von Silverstone, wo am 13. Mai 1950 das erste Formel-1-Rennen ausgetragen wurde, musste sich Webber jedoch nur mit dem zweiten Startplatz begnügen, da ihm Team-Kollege Vettel die Pole-Position wegschnappte. Für den Deutschen war es die zehnte „Pole“ seiner Karriere und die zweite in Silverstone, wo er letztes Jahr einen Start-Ziel-Sieg feierte.

Auf den dritten Startplatz kam Ferrari-Pilot Alonso vor dem WM-Führenden Hamilton. Rosberg als Fünfter gewann einmal mehr das teaminterne Duell gegen Schumacher, der wieder nur auf einen enttäuschenden zehnten Platz kam. Schumacher äußerte schon im Vorfeld dieses Rennens, dass er die Weltmeisterschaft diese Saison abschreiben kann und er jetzt schon das „Projekt 2011“ angehen werde. Schumacher: „Macht euch um mich keine Sorgen. Ich hatte schon viele schwierige Momente in meiner Karriere. Die Motivation ist weiterhin groß.“

Am Rennsonntag verpatzte Vettel seinen Start und wurde gleich in der ersten Kurve von Webber überholt. Außerdem wurde er auch noch von Hamilton attackiert, wobei Hamiltons Frontflügel Vettels hinteren, rechten Reifen aufschlitzte. Der 23-jährige Deutsche kam danach von der Strecke ab, musste anschließend an die Box und fiel auf den letzten Platz zurück.

Alonso überholte Kubica, kürzte hierbei verbotswidrig ab und bekam eine Durchfahrtstrafe aufgebrummt, wonach auch für ihn das Rennen gelaufen war.

An der Spitze hatte Webber sich einen beruhigenden Vorsprung auf Hamilton herausgefahren, verlor diesen aber, da das Safety Car auf die Strecke kam. Es lagen von De la Rosas Heckflügel Karbonteile auf der Fahrbahn. Webber ließ sich beim Re-Start nicht beirren und behielt seine Führung, während Vettel Platz um Platz aufholte. Kurz vor Rennende war Vettel wieder an den Top-Ten dran, und mit Schumacher, Sutil, Hülkenberg und Vettel kämpften gleich vier Deutsche um Platz sieben.

Webber sicherte sich in Silverstone seinen bereits dritten Sieg dieser Saison. Zweiter wurde Hamilton vor Rosberg und Button. Vettel fuhr noch auf Platz sieben und ließ Sutil, Schumacher und Hülkenberg hinter sich, die jedoch allesamt noch WM-Punkte einfuhren.

In der Fahrerwertung liegt Hamilton mit 145 Punkten vorne, gefolgt von Button (133), Webber (128) und Vettel (121).

In der Teamwertung behauptete McLaren-Mercedes seine Spitzenposition mit 278 Punkten vor Red Bull mit 249 Zählern. Ferrari mit 165 Punkten ist dagegen schon etwas abgeschlagen.

In zwei Wochen haben Vettel, Schumi und Co ihren Heim-Grand-Prix in Hockenheim. Gestartet wird um 19 Uhr Thai-Zeit.