Augen – Spiegel der Seele

Felici Curschellas

Begleitdienste zum Augenarzt waren der Anlass, über diesen Augenblick hinaus, das Auge in Augenschein zu nehmen. Ich konnte meine Augen vor den Broschüren und Bildern im Warteraum nicht verschliessen. Die Augenpaare, die dabei mit mir Kontakt aufnahmen, durch mehr oder weniger starke Brillengräser und unsichtbaren Linsen hindurch oder ganz direkt Auge im Auge, gingen mir buchstäblich ins Auge und führten zu dieser augenfälligen Kolumne. Ich nehme meine Schlussfolgerung gleich vorweg: Das Herz sieht weiter als das Auge.

So wichtig für uns Licht ist, das Augenlicht ist das Allerwichtigste. Dies wird einem augenblicklich wohl dann schmerzlich bewusst, wenn das Sichtfeld kleiner, die Bilder trüber, die Aussichten nicht mehr so klar und rosig sind. Die Redewendung „Schau mir in die Augen“ spricht für sich. Man sieht Augen, die in jedem Alter jung sind, aber auch Augen, die vorzeitig gealtert sind. Es gibt Augen, die aufrichtig und freundlich und andere, die zwielichtig dreinschauen. Manche Augen wirken erstaunt, verwirrt oder verträumt, andere wieder sind entschieden, verlässlich und offen. Augen können froh und glücklich, andere traurig und empfindsam, gar hart und verdrossen dreinschauen, man möchte am liebsten ein Auge zudrücken.

Der Versuch, seine eigenen Augen zu studieren, lohnt sich allemal, kann aber auch ins Auge gehen, denn „Augen lügen nicht“, habe ich im Wartezimmer gelesen. Da kann ich nur augenzwinkernd zustimmen. Auch bei den Augen, so lese ich weiter, kommt es auf die Einstellung an. Ist diese positiv, springt eine magnetische Kraft auf die Augen über, gibt ihnen Glanz und Ausstrahlung, die uns augenblicklich ins Auge fällt.

Eine negative Haltung soll Menschen älter aussehen lassen als sie sind. Es soll sogar Leute geben, die nur deshalb ein Auge zudrücken, damit sie besser zielen können. Anstatt das Leben zu meistern, erlauben sie dem Leben, sie zu meistern. Unsere Art zu leben, sogar wie wir uns ernähren, zeigt sich in den Augen – erfahre ich weiter.

Bereits im Wartezimmer haben mir Fachberichte die Augen für die Einsicht geöffnet, dass gesunde Ernährung und Lebenseinstellung sehr wichtig sind. Sogar Geldgier, Eifersucht, Kleinmütigkeit, Hass, Neid, Herrschsucht und noch viele andere Dinge, sollen sich in den Augen ausdrücken und andere Menschen erkennen lassen, wie es wirklich um die Person bestellt ist, mit der sie zu tun haben.

Mein Begleitdienst zum Augenarzt hat mir tiefen Einblick gewährt, augenfällig gemacht: Je mehr wir unsere Mitmenschen lieben, freundlich sind und gerne teilen, gute Ratschläge geben, ein nettes Wort auf den Lippen haben, die Mitmenschen verstehen und innerlich vom Glück beseelt sind, um so mehr und öfters begegnen wir strahlenden Augen. Es lohnt sich, dem Leben offen ins Auge zu sehen, das Leben meistern zu lernen, damit die Seele mit den Strahlen des Lebens durch die Augen funkelt. Nur strahlende Augen erblicken eine strahlende Welt.